Warum soll Stalin linksextrem gewesen sein und Hitler rechtsextrem?

Reinkanation  15.11.2022, 14:35

Kenst du die Hufeisen Theorie?

PascalM49 
Fragesteller
 02.02.2023, 16:12

Yes

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Weil bei dieser Einteilung nur die Ökonomische Achse (Kommunismus <-> Kapitalismus) zugrunde gelegt wird (wo Hitler auch eher Rechtsgeneigt war während z.B. Pinochet und Ludwig der 14te ökonomisch weiter rechts standen und auch Musolini wird dort oft rechts neben Hitler angeordnet)...

Das was alle genannten aber derart unangenehm macht ist ihre Position auf der sozialen Achse wo auch Stalin Rechts bzw. Autorität/Totalitär ist (Anarchismus <-> Totalitarismus)

Das dominant nach der Ökonomischen Achse eingeordnet wird, hat historische Gründe und hat damit zu tun, dass zu jener Zeit der Streit zwischen Bürgerlichen und Sozialisten als Hauptkonflicktlinie wahrgenommen wurde; das hat sich heute etwas verschoben - genauso wie die Fiskalkonservativen von der FDP nicht mehr wirklich liberal sind oder der Sozialdemokratiebegriff von Schröder und Scholz ökonomisch deutlich rechter ist, als bei Bebel und Bernstein...

Weil die Revolution, der die Monarchie, also der Zar, und die Aristokratie zum Opfer fielen, in Russland weiter reichte, als in Deutschland.

Die deutschen Nationalsozialisten waren mit den "Weißen" Russen aus dem russischen Bürgerkrieg sehr eng.

Stalin kämpfte gegen diese.

Dass die Tyrannei der Massen zu ähnlicher Unterdrückung führt, wie die Tyrannei der Monarchen, trennt beide nur scheinbar voneinander.

Dass die Nazis rechtsextrem waren erklärt hier (11:30 - 12:50) Mirko Drotschmann. Zudem wurde im Dritten Reich auch verstaatlicht, das Dritte Reich war sozialistisch. Hier siehst du die Unterschiede zwischen Nationalsozialismus und Marxismus:

hinter allem wirkende Kraft:
MARXISMUS
Mensch (herrscht über die Natur)
NATIONALSOZIALISMUS
Natur (herrscht über den Menschen)
das Gesollte:
MARXISMUS
ewiger Frieden
NATIONALSOZIALISMUS
ewiger Kampf
der Sündenfall:
MARXISMUS
Abkehr von der ursprünglichen Gemeinschaft – Schaffung des Privateigentums (Habsucht)
NATIONALSOZIALISMUS
Abkehr von der ursprünglichen Getrenntheit – Rassenvermischung (Bequemlichkeit)
geschichtliche Folge:
MARXISMUS
Ungleichheit = Klassenkampf
NATIONALSOZIALISMUS
Gleichheit = Behinderung des Rassenkampfs
Inkarnation des Bösen:
MARXISMUS
die Besitzenden = die Kapitalisten (Ausbeutung)
NATIONALSOZIALISMUS
die Juden = 1. die Kapitalisten (Bedürfnisbefriedigung statt Kampf)2. die Marxisten (Gleichheitsideologie)
Instrumente des Bösen:
MARXISMUS
ökonomische Abhängigkeit
NATIONALSOZIALISMUS
1. ökonomische Abhängigkeit
2. ideologische Beeinflussung
geschichtsbestimmende Kraft:
MARXISMUS
die Ökonomie = die Bedürfnisse (durch den Sündenfall ist der Mensch nicht mehr Herr seines Schicksals)
NATIONALSOZIALISMUS
der Mensch = der Wille (im Sündenfall zeigt sich, dass der Mensch Herr seines Schicksals ist – er kann sich von der Natur abwenden)
Heilsprinzip:
MARXISMUS
Materialismus
NATIONALSOZIALISMUS
Idealismus
die Erlöser:
MARXISMUS
Proletarier
NATIONALSOZIALISMUS
Arier
die erlösende Tat:
MARXISMUS
Vernichtung der feindlichen Klasse
NATIONALSOZIALISMUS
Vernichtung der feindlichen Rasse
das Endziel:
MARXISMUS
radikale Gleichheit = klassenlose (Welt-)Gesellschaft
= Aufhebung des Kampfes
NATIONALSOZIALISMUS
radikale Ungleichheit = rassenbestimmte Weltherrschaft
= Kampf in Permanenz
Begründung des Endziels:
MARXISMUS
- Überlebenssicherung durch Frieden
- Entfaltung aller menschlichen Potenzen durch Befreiung vom Lebenskampf
NATIONALSOZIALISMUS
- Überlebenssicherung durch Ordnung (Über- und Unterordnung)
- Entfaltung aller menschlichen Potenzen durch ständige Anstrengung im Lebenskampf

Quelle: Adolf Hitler: Mein Kampf von Prof. Dr. Barbara Zehnpfennig, Wilhelm Fink Verlag, München, ISBN 978-3-7705-5126-2, Seite 247.

Rocker73  05.10.2022, 13:22

Die klassische Sozialismusvorstellung nach Marx hat mit dem Nationalsozialismus nichts gemein: diese reduziert sich auf eine rassistisch begründete Volksgemeindschaft, zu der eben nicht alle Menschen gehörten. Das ist aber ein Widerspruch zu den inklusive sozialistischen Vorstellungen.

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BelfastChild  05.10.2022, 19:23
@Rocker73

Karl Marx war ein Rassist und Engels ebenso (14:10 - 16:41):

Ich glaube nicht, dass viele Menschen wissen, dass es ausschließlich Sozialisten gewesen sind, die im 19. und 20. Jahrhundert öffentlich den Völkermord befürwortet haben. Das ist eine wenig bekannte Tatsache. Es erscheint schockierend. Ich habe hier und an anderen Universitäten Vorlesungen darüber gehalten und es wird immer mit einem Gefühl des Schockiertseins aufgenommen.
Zum ersten Mal tauchte es 1849 in Marx Neuer Rheinischen Zeitung auf. Engels beschrieb, dass der Klassenkampf nach marxistischen Begriffen bedeutet, dass wenn die sozialistische Revolution stattfindet, also Klassenkampf stattfindet, es zurückgebliebene Gesellschaften in Europa geben wird, die zwei Schritte zurückliegen, weil sie noch nicht einmal kapitalistisch sind. Er dachte dabei an die Basken, die Bretonen und die schottischen Hochländer und die Serben. Er nannte sie "Völkerabfall" und sie werden ausgerottet werden müssen, weil sie in der geschichtlichen Auseinandersetzung zwei Schritte hinterherhinken, würde es unmöglich sein, sie bis zu dem Punkt voranzubringen, an dem sie revolutionär werden würden. 
George Watson, Literaturhistoriker, Univ. Cambridge 
Er sprach über die Vulgarität und Schmutzigkeit der Slawen. Er war zum Beispiel der Ansicht, dass Polen kein Recht hat zu existieren. 
Pierre Rigoulot, Historiker, Institut d'histoire Sociale, Paris 
Unterliegen müsse jene Klassen und Rassen, die zu schwach sind die neuen Lebensbedingungen zu meistern. (...) Sie müssen in einem revolutionären Holocaust untergehen.
Karl Marx
Marx hat damit angefangen. Er war der Stammvater des modernen politischen Völkermordes. Ich wüsste nicht, dass vor Marx und Engels jemals ein neuzeitlicher Denker öffentlich zur Rassenvernichtung aufgerufen hat. Ich kann nichts früheres finden. Ich gehe daher davon aus, dass es bei Ihnen seinen Ursprung hat.
George Watson, Literaturhistoriker, Univ. Cambridge
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Rocker73  05.10.2022, 21:17
@BelfastChild
Watson contributed to Encounter, a Cold-War intellectual journal, and published material arguing that Adolf Hitler was a Marxist and that socialism promoted genocide.[12] He was featured in the film The Soviet Story in 2008, where he argued that Karl Marx was responsible for coming up with the idea of genocide.[13] For this, he was criticised by Ivars Ījabs[14] and Robert Grant,[15] who argue that Watson's views are based on mistranslation and distortion reflecting his ideological bias. The translation of Völkerabfälle as "racial trash" lay at the centre of this, with defenders of Marx and Friedrich Engels saying that a proper translation would be "residual fragments of peoples"

https://en.wikipedia.org/wiki/George_Watson_(scholar)

Wie viele Jahre hast du für diese degenerierte und völlig unzureichende Quelle gesucht? Wenigstens bestätigt sie deine ohnehin vorhandenen Ressentiments, gelle?

Wenn du hier wirklich Adolf Hitler als Marxisten bezeichnen willst, breche ich auf der Stelle das Gespräch ab. Da hilft dir auch keine von deinen Humbugquellen.

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BelfastChild  05.10.2022, 21:19
@Rocker73

Das habe ich nicht getan. Jedoch ist es eine Tatsache, dass Hitler selbst sagte, dass er vom Marxismus viel gelernt hat und der gesamte Nationalsozialismus darauf basiere.

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Rocker73  05.10.2022, 21:20
@BelfastChild

LOOOOL, der gesamte Nationalsozialismus baut auf Marxismus auf.

Das Gespräch ist beendet. Verschissen. Schönen Abend.

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BelfastChild  05.10.2022, 21:22
@Rocker73

Hat er gesagt, ja. Tatsächlich gab es auch Gemeinsamkeiten. Wladimir Bukowski (sowjetischer Dissident) sagte übrigens (ab 2:50):

Das erste was Kommunisten tun, nachdem sie an die Macht gekommen sind, egal wo, sei es in Russland, in Polen, in Kuba, in Nicaragua, in China, das erste was sie tun ist etwa zehn Prozent der Bevölkerung auszurotten. Und das ist sehr bezeichnend. Es geht dabei nicht einfach darum Feinde zu töten. Es sind keine Feinde. Es geht darum die Gesellschaft in ihrer Struktur zu verändern. Es ist eine Art angewandte Sozialwissenschaft. Die führenden Intellektuellen, die tüchtigsten Arbeiter, die besten Ingenieure - sie werden sie alle töten. Und dann werden sie versuchen die neue Gesellschaft zu restrukturieren.
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Dass die beiden totalitären Systeme Ähnlichkeiten hatten, ändert nichts an ihren fundamentalen Unterschieden:

Die NS-Ideologie basierte auf menschlicher Ungleichheit und hatte es zum Ziel, bestimmte ethnische, religiöse, soziale und politische Gruppen aus der propagierten "Volksgemeinschaft" auszustoßen und zu vernichten.

Unabhängig davon, dass bestimmte Ethnien unter Stalin tatsächlich massenhaft deportiert oder unverhältnismäßig stärker in den drei Hungerkrisen oder im 2. Weltkrieg litten, gab es nie eine solche rassistische und sozialdarwinistische Politik. Mehr noch: Selbst die Kinder von sog. "Kulaken" wurden nicht mehr verfolgt, unter Anordnung Stalins. Dies widerspricht der Nazi-Sippenhaft vehement.

Genauso wenig wurden großorganisierte Vernichtungslager errichtet. Die Gleichsetzung Gulag vs. KZ ist oberflächlich.

Viele dieser Debatten haben ein konkretes Ziel: Die Relaitivierung des NS-Regimes.

Dazu ein Zitat von Thomas Mann:

Den russischen Kommunismus mit dem Nazifaschismus auf die gleiche moralische Stufe zu stellen, weil beide totalitär seien, ist bestenfalls Oberflächlichkeit, im schlimmeren Falle ist es – Faschismus. Wer auf dieser Gleichstellung beharrt, mag sich als Demokrat vorkommen, in Wahrheit und im Herzensgrund ist er damit bereits Faschist und wird mit Sicherheit den Faschismus nur unaufrichtig und zum Schein, mit vollem Haß aber allein den Kommunismus bekämpfen.“
Thomas Mann, in: Essays, hg. von H.Kurzke, Frankfurt 1986, Bd. 2, S. 311
Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – im Masterstudium Politikwissenschaften
BelfastChild  05.10.2022, 19:23

Man kann es auch anders sehen: Die Relativierung des marxistischen Terrors.

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Rocker73  05.10.2022, 21:19
@BelfastChild

Weil Stalin besonders viel mit Marxismus, zu dem sich nicht mal Marx selbst bekannt hat, zu tun hatte?

Ich bin mal sehr gespannt, auf was du deine Sowjetunion-Kenntnisse aufbaust.

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BelfastChild  05.10.2022, 21:20
@Rocker73

Lenin, Stalin, Pol Pot und Co waren alle brutale Verbrecher. Und dies war nicht unbedingt ein Zufall:

Die Doktrin wurde zu einer verbrechenerzeugenden Ideologie, einfach weil sie eine Grundgegebenheit leugnete: die Einheit dessen, was Robert Antelme "das Menschengeschlecht" oder was die Präambel der Menschenrechtserklärung von 1948 die "menschliche Familie" nennt. Wurzelte der Marxismus-Leninismus vielleicht weniger in Marx als in einem verfehlten Darwinismus, der sich der sozialen Frage zuwendet und dabei auf die gleichen Irrwege gerät wie in der rassischen Frage? Eins ist sicher: Das Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist Ergebnis einer Ideologie, die den Menschen und die Menschheit auf einen nicht universalen, sondern speziellen - biologisch-rassischen oder sozio-historischen - Zustand reduziert. Auch hier gelang es den Kommunisten mit einem Propagandatrick, ihren Ansatz als einen universalen, die ganze Menschheit berücksichtigenden darzustellen. Häufig sah man sogar einen grundlegenden Unterschied zwischen Nationalsozialismus und Kommunismus darin, daß ersterer speziell sei - extrem nationalistisch und rassistisch -, während das leninistische Projekt universalistisch gewesen sei. Nichts könnte falscher sein: Lenin und seine Nachfolger schlossen den Kapitalisten, den Bourgeois, den Konterrevolutionär usw. eindeutig von der Menschheit aus. Die aus dem soziologischen oder politischen Diskurs geläufigen Begriffe nahmen sie auf und machten daraus absolute Feindbilder. Wie Kautsky 1918 sagte, handelt es sich dabei um kautschukartig dehnbare Begriffe, die dazu berechtigen, aus der Menschheit auszugrenzen, wen, wann und wie man will, und die direkt zum Verbrechen gegen die Menschlichkeit führen.

Quelle: Das Schwarzbuch des Kommunismus, Sonderausgabe 2004, 2. Auflage 2004, Seite 821 (das Kapitel ist von Stephane Courtois)

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Rocker73  05.10.2022, 21:23
@BelfastChild
Noam Chomsky hat sich mehrfach kritisch über das Schwarzbuch und seine Rezeption geäußert: Das Vorwort verdamme zu Recht die erschreckenden und unaussprechlichen Verbrechen des Kommunismus, wobei es diese Verdammung absurderweise als neu ausgebe. Es beschreibe Kommunismus als ein System des einzigartigen Bösen, ohne ausgleichende Merkmale. Demgegenüber würden Verbrechen des Westens, des Kapitalismus und der Demokratie, allenfalls als kleinere Fehler hier und da oder als Versagen, schnell genug auf Verbrechen anderer zu reagieren, betrachtet.[25]

https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Schwarzbuch_des_Kommunismus#Reagierende_Ver%C3%B6ffentlichungen

Und wenn´s nur Chomsky wäre.

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BelfastChild  05.10.2022, 21:24
@Rocker73

Wer keine Argumente mehr hat, greift halt die Quellen des Gegners an.

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Rocker73  05.10.2022, 21:24
@BelfastChild

Ich wünschte, einer der wichtigsten lebenden Intellektuellen hätte deine Argumente.

Schönen Abend.

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Das war aber auch nichts anderes als Kapitalismus, weil die Arbeiter ja nach wie vor ausgebeutet wurden und die Produktionsmittel ihnen auch nicht gehörten. Irgendwie hat das also nicht linkes an sich gehabt.

Ja, völlig richtig. Ich denke, den Hauptgrund, warum man Stalin als links bezeichnet, ist, dass er sich selber nun mal kommunistisch genannt hat, wahrscheinlich, um die Unterstützung nicht zu verlieren. Das war natürlich gefundenes Fressen für die antikommunistische Bewegung, die das aufgegriffen und, bisweilen leider sehr erfolgreich, genutzt hat.

Aber eben, Stalin als links zu bezeichnen, ist fast schon lächerlich. Ob er also rechts war? Ich glaube, man kann ihn nicht vernünftig in ein links-rechts-Spektrum einteilen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Habe mich wissenschaftlich damit auseinandergesetzt...