Warum sind viele Studenten so radikal grün?


10.11.2020, 01:01

Im Internet finde ich, dass vorallem das Portal "vice" in diese Richtung polarisiert. So wurde dort zum Beispiel oben genannte Alice Schwarzer mehrfach ohne stichhaltige Beweise als "Rassistin" bezeichnet. Ein Gericht hat übrigens klargestellt, dass man Alice Schwarzer keinesfalls als Rassistin bezeichnen könnte.


11.11.2020, 12:12

Hier eine wissenschaftliche Studie, die am Beispiel der Frankfurter Universität aufzeigt, dass die Mehrheit der Studenten keine Toleranz gegenüber konservativen Menschen haben.

https://www.br.de/nachrichten/kultur/aufsehenerregende-studie-werden-studenten-immer-intoleranter,SFxo85d

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Menschen haben verschiedene, sehr feste Meinungen, werten sich darüber auf und andere darüber ab, das ist so alt wie die Gesellschaft.

Da ist nichts besonderes dabei.

Es gibt im Islam eine massive Unterdrückung der Frau!! Das ist Fakt! 

Es gibt bei manchen Muslimen keine Unterdrückung der Frau. Es gibt zu dem Thema zum Beispiel keinen sehr großen Unterschied zwischen deutschen Muslimen und deutschen Christen, und wenn man die Landeskirchen und die "kaum praktizierenden Katholiken" rausnimmt, oder mal 40 oder gar 70 Jahre in der Zeit zurückguckt- dann nimmt sich das vielleicht nichts.

Alice Schwarzer wird jedoch von Studenten zum Teufel gejagt, weil sie eben diese Probleme anspricht.

Sie äußern halt ihre Meinung. Muss ja nicht deine sein.

Da ist man aber ganz schnell ein Nazi und wird von den Studenten gehindert, in die Universität zu kommen.

Ja das stimmt. Versteh mich auch bitte nicht falsch, ich bin nicht wirklich links. Aber diese Talking points, wie "Cancel culture" und "regressive Left" werden ganz dolle von Rechten benutzt- die keinen Augenblick zögern würden die gleichen und schlimmere Mittel wie linke Gruppen einzusetzen wenn sie den entsprechenden Hebel hätten.

Da muss man vorsichtig sein und ich finde es schwierig da eine solide, nicht heuchlerische oder widersprüchliche Position zu beziehen, und dann noch wütend zu sein oder den Untergang des Abendlandes zu befürchten.

 Philosophie/Theologie/Politik - Studenten sind es wahrscheinlich nicht, denn gerade in diesen Fächern lernt man doch, sich mit anderen Ansichten auseinanderzusetzen.

Pah, also ich bin nicht an die Uni gegangen um meine Meinungen widerlegen zu lassen. Sich mit anderen Ansichten wirklich neutral auseinanderzusetzen ist etwas was vielleicht nicht mal gesund ist 😀 es hat Seltenheitswert. Es ist nicht der menschliche default mode, das ist eher der Bestätigungsfehler.

Wie werden Studenten an großen Universitäten so radikalisiert? 

Man müsste erst mal klären ob sie überhaupt radikalisiert werden. Viele Jugendliche sind vielleicht bereits radikal aus Gründen von Naivität und dass sie wegen ihrem Alter gewisse Probleme und Grenzen oft nicht sehen.

Einige Teile der Soziologie informieren irgendwie den "progressiven Mainstream", mit gewisser Verzögerung. Das ist irgendwie so. Ich habe dazu neulich folgendes Buch gelesen und mir dutzende Stunden von Besprechungen um die Ohren gehauen:

https://en.wikipedia.org/wiki/Cynical_Theories

Das Buch soll genau das klären- und scheitert dabei. Es ist nicht sorgfältig genug und enthält viele sehr zweifelhafte Behauptungen und Einordnungen. So zumindest meine Einschätzung.

James A. Lindsay im speziellen hat eine Rhetorik zu dem Thema, die das ganze zu einfach macht. Aber das sind die Leute, denen man zuhört wenn man diese ganzen Probleme, an denen ja etwas dran ist, so sieht wie die meisten die sich darüber aufregen.

Gibt es da besondere Uni-Zeitschriften, die die Studenten so radikalisieren?

Nein, sicherlich nicht.

Wie kann man sich innerhalb seiner Blase so radikalisieren, dass man alles andere bekämpfen will?

Ich glaub nicht dass das eine Blase ist. Das ist der linke Mainstream, eine Blase die 20% + der Bevölkerung ausmacht kann nicht homogen sein. An den ganzen Sachen die du meinst ist etwas dran- also die linke Seite hat da berechtigte Anliegen und Einschätzungen zu bieten- anders funktioniert das nicht. Anders wäre das nicht so robust.

Im Internet finde ich, dass vorallem das Portal "vice" in diese Richtung polarisiert.

Ja da gibt es wohl schreckliche Sachen, aber man sollte sich daraus vielleicht keinen allzu großen oder starken Buhmann bauen.

Ich muss ständig die Augen rollen über solche linken Sachen, aber sie kommen mir weder unwidersprochen, noch besonders gefährlich vor.

Dieser "Radikalismus" ist ziemlich bürgerlich in vielen Fällen. Du weißt auch dass viele den ( übelst (!) vorbelasteten und nicht akademischen) Begriff "Kulturmarxismus" dafür verwenden. Dazu kann ich nur sagen: Na Gott sei Dank ist es nicht "revolutionärer Marxismus" oder so was. Es gäbe da um einiges schlimmere "Marxismen". Wenn "die da" bloß eine schmusigere Kultur wollen, na ja, ist das das worst case Szenario?

Naja, um das ganze mal etwas zu relativieren, ich denke viele Studenten haben ein gewisses Umweltbewusstsein, aber wenn du in die Mint-Fächer schaust, dann wirst du sicherlich relativ wenige "radikal Grüne" finden. Nur sind die Mint-Studenten tendenziell eher weniger die "Stimme der Studenten", sondern sie halten sich mehr im Hintergrund und sind mit lernen beschäftigt.

Das ist jetzt natürlich alles nur eine Art anekdotische Evidenz, also eher meine Einschätzung aufgrund des Erlebten.

Hessen001 
Fragesteller
 10.11.2020, 00:42

Was sind den Mint-Fächer?

0
AOMkayyy  10.11.2020, 00:43
@Hessen001

Mint ist eine gängige Abkürzung für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.

1
EmmaEinhorn69  10.11.2020, 11:45

Als MINT student kann ich dir sagen, dass du dort falsch liegst. Wir arbeiten eher auf Praktische lösungen hin welche umgesetzt werden müssen. Wir Stellen die Technologie für die andere auf der Straße kämpfen.

0
AOMkayyy  11.11.2020, 01:31
@EmmaEinhorn69

Ich verstehe nicht wirklich inwiefern das ein Widerspruch zu einer meiner Aussage sein soll bzw. vielleicht verstehe ich dich auch einfach falsch. Kannst du das etwas weiter ausführen?

0
EmmaEinhorn69  11.11.2020, 11:59
@AOMkayyy

du hast es für mich so dargestellt, dass sich mint Studenten weniger um das Klima kümmern und ich habe es so verstanden das es uns quasi "egal" ist

0
AOMkayyy  11.11.2020, 20:47
@EmmaEinhorn69

Nein, hab ich nie behauptet. Ich sagte "ich denke viele Studenten haben ein gewisses Umweltbewusstsein", da hab ich Mint-Studenten nicht augeschlossen. Was ich jedoch gesagt habe ist, dass du in Mint-Fächern "relativ wenige "radikal Grüne" finden" wirst. Für mich ist das ein entscheidender Unterschied zur Behauptung, dass sich Mint-Studenten weniger um das Klima kümmern würden.

0

Du siehst das wahrscheinlich radikaler, als dass es unterm Strich ist, aber die Tendenz dazu habe ich als relativ ähnlich wahrgenommen - selbst als nüchterner Beobachter, der das en passant auf sich wirken lässt und nachdenkt.

Ich suche die Wurzel des Ganzen nicht in politischen Ideologien, sondern im urmenschlichen Gefühlshaushalt: Der Mensch möchte meist "dabei sein" und dazugehören, im besten Fall gemocht und anerkannt werden. Er sucht die Gesellschaft und Nähe Anderer und in tendenziell eher linksgrün orientierten Studentenstädten sind sicher auch gaaaanz viele Trittbrettfahrer dabei, die da mehr oder weniger deswegen zu diesem und jenem alternativen Kommers hingehen, damit sie nicht allein auf der Bude hocken müssen und neue Leute kennen lernen bzw. in der Fremde rasch Anschluss finden. Nach dem Motto, gemeinsam sind wir stark. Meistens werden gar nicht mal die linksgrünen Ideen und Vorschläge in Wort und Tat sekundiert, sondern man sucht einfach Anschluss und ist dadafür bereit, sich "anzubiedern". Oft zieht sich das auch durch WGs.

Weiters ist gerade die Jugend oft aus Prinzip und um gegen das scheinbar verachtete Establishment der "Älteren" zu rebellieren tiefdunkelrot oder tiefdunkelgrün eingestellt -----> die meisten merken eines Tages, dass die Grünen eine Verbotspartei sind oder man sich einen "grünen Lifestyle" erst mal leisten können muss; meiner Erfahrung nach tun sie es spätestens dann, wenn sie echte Freunde finden, im bürgerlichen Leben etabliert sind/in die Heimat zurückkehren und eigenes Geld verdienen, mit dem man irgendwie zurecht kommen muss. Das ist aber ganz normal und war schon weit vor den 68ern und Rudi Dutschke ein Dauerthema.

Es gibt ansonsten freilich nicht nur linksgrüne Jugendliche und tiefdunkelrote Jusos, die immer am Protestieren und Austeilen sind ------> aber exakt die sind es, die sich in den Medien ein Sprachrohr gesucht haben. Die Konservativen nutzen die Medien eher dann, wenn die Junge Union in der Lokalzeitung ihre Jahreshauptversammlung ankündigt und um reges Erscheinen ihrer Mitglieder wirbt, und fallen sonst nicht groß auf/wollen das auch nicht. Genau so kenne ich das.

Auf der anderen Seite stehen erzkonservative Burschenschaften, die teilweise offen oder versteckt beinahe bräunliche Gedankengüter pflegen wie Bauer Piepenbrink sein Saatgut. Auch das gibt es, gerade von konservativen Studenten oder Geisteswissenschaften ist der Weg dorthin häufig erschreckend kurz. Aber das ist ein anderes Thema und eigentlich völlig unbedeutendes Randgebiet, wollte es nur erwähnt haben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Du hast ein idealisiertes Bild von der Universität, das leider nicht ganz der Realität entspricht. Die Idee wäre schon, dass man gerade in den geisteswissenschaftlichen Fächern lernt, sich differenziert und kritisch auf verschiedenen Standpunkte einzulassen. Aber schon allein den Begriff des Standpunkts gibt es heute praktisch nicht mehr. "Meinung" ist das Wort der Stunde. Die Jugendlichen, die du beschreibst, wollen sich repräsentiert wissen. Die anderen haben eine schlechte Meinung über sie, denken sie, und dagegen müssen sie aufstehen und sich wehren. Sie sind auf der Defensive, von vornherein.

Im Grunde genommen zeichnet sich diese Entwicklung schon seit längerer Zeit ab. Die Gesellschaft wird immer unsolidarischer. Der Einzelne wird für seine persönliche Gesundheit haftbar gemacht, genauso wie für den Umweltschutz, für die gesellschaftliche Integration und noch für vieles mehr. Die Generation, die du beschreibst, ist eine anklagende. Greta Thunberg gehört dazu; sie schaut den Leuten in die Augen und sagt: Du bist schuld, dass dies und das falsch läuft.

Ich sehe die Bewegung mit Bedenken. Natürlich muss man fordern, dass Konzerne ihre soziale Verantwortung wahrnehmen. Keine Frage. Aber was doch aus dieser "grünen" Ideologie, wie du sie nennst, spricht, ist die Anklage und weniger das soziale Miteinander. Sie stellen Leute an den Pranger und sich selbst auf die Seite der Guten und Besseren. Mit dieser moralisierenden Haltung kommt man, glaube ich, nicht weiter, sondern, wie gesagt, nur indem man die Probleme im sozialen Miteinander anpackt. Wie eben Alice Schwarzer das versucht.

Die meisten Studenten machen sich ihren Gedanken selber. Vielleicht sie deswegen Grün... Kann sein zwischen diesen zwei ein Zusammenhang ist...

Hessen001 
Fragesteller
 10.11.2020, 00:44

Grün sein und sich Gedanken um die Welt machen - ist doch super. Ich rede aber von radikalen Studenten, die andere Mitmenschen beleidigen oder sie an der freien Meinungsäußerung hindern wollen, wie etwa im Beispiel von Alice Schwarzer.

2
canapril  10.11.2020, 00:45
@Hessen001

Meinst du was spezielles? Kannst mir ein Video oder Interview schicken, ich würde es mir anschauen, und dir dann noch mal ne Antwort geben,

0
canapril  10.11.2020, 01:08
@Hessen001
 Für die Studierendenvertretung der Angewandten steht deshalb fest, dass die Publizistin „unter dem Deckmantel des Feminismus antimuslimischen Rassismus“ verbreite.

Das ist einer der Argumente von den Studenten, und ich wollte das gleich sagen. JA, ich kenne Sie nicht So gut, aber das ist einfach die Wahrheit, viele nutzen ihre "Meinungsfreiheit" aus, um ihre rassistischen Ideen zu verbreiten, ihre Bücher her zu verkaufen und Aufmerksamkeit zu gewinnen. Und wie gesagt, so viele Studenten haben wahrscheinlich ihre Gründe, eine reine Weste hat die Schwarzer snscheindn auch nicht?! Steuerhinterziehung? Vielleicht sollte sie sich erst mal über Männer beschweren, die das machen? VIelleicht hat sie das ja schon... Solche sind nicht besser als Salafisten...

0