Warum sind viele Menschen, die im sozialen Bereich (mit Kindern) arbeiten, meist so unsozial?

17 Antworten

Ich hab solche Menschen noch nicht erlebt :) hab einige Praktika hinter mir. Klar, viele Menschen haben ihr eigenes Päckchen zu tragen, kommen aber im Normalfall damit klar. Es gibt immer Mal Krisen im Leben und man kann nicht jeden Tag allen alles Recht machen und gut gelaunt sein. Ich denke da kommt es auch auf deine Wahrnehmung an, wie du diese Menschen selbst einschätzt und wie deine Wahrnehmung im Sinne von Beziehungsaufbau und Selbstwert usw ist. Glaub mir, das spielt eine große Rolle, wie man andere beobachtet und wahrnimmt :) jeder hat da andere Prioritäten, auf die er achtet, wenn er jemanden bewerten soll. Da ich noch in der Erzieherausbildung bin, nehme ich grundsätzlich jeden Erzieher als Vorbild. Das muss nicht immer positiv sein. Manche sind wirklich ungeeignet und sollten vielleicht nochmal über die Berufswahl nachdenken, wenn es schon direkt nach einigen Jahren anstrengend wird. Kinder fordern einen sehr, jeden Tag aufs neue. Aber ja, du hast Recht, in meiner Klasse hat jeder eine, mehr oder weniger, krasse Background Story. Ich selbst auch. Leider versuchen manche sich mit der Erzieherausbildung selbst zu therapieren oder irgendwas wieder gut zu machen, was in ihrer Kindheit schlecht war. Das sollte man vermeiden, weil es einen irgendwann im Laufe der Berufsjahren einholen wird. Vielleicht meinst du das :)

Gibt unterschiedliche Gründe.

  1. Entspricht deine Fremdwahrnehmung auch ihrer Selbstwahrnehmung?
  2. Waren sie schon immer so oder kam diese Einstellung erst mit den Berufsjahren. Der Soziale Sektor hat leider mit vielen politischen Problemen zu kämpfen: Personalmangel, Unterbezahlt, wenig Zeit. Daraus folgt Überforderung und Unzufriedenheit bei den Mitarbeitern. Die Situation erlaubt es also nicht, dass sie so arbeiten, wie sie es selber immer wollten. Sie mussten ihre Ideale begraben.
  3. Wer mit Kindern arbeitet, hat doch genug von Kindern. Ich kann sehr gut verstehen, dass jemand dann oder überhaupt keinen eigenen Kinderwunsch hegt. Das ist auch etwas komplett anderes. Finde es auch unfair von dir, das zum Kriterium zu machen.
  4. Weiterhin finde ich es auch sehr verständlich, wenn man schon beruflich sich nur um andere kümmert, in der Freizeit mehr an sich selbst zu denken. Wer pflegt, muss sich selbst pflegen. Das sehe ich bei mir auch. aber auch das ist wieder mal eine Spanne und ich weiß nicht, was genau du in der Frage meinst.
  5. Nicht jeder hat sich den Beruf komplett frei ausgesucht. Es gab mal eine Zeit, da waren soziale Berufe für Frauen die einzig anerkannten Berufe. Es gab Zeiten, da haben in erster Linie die Eltern über die Berufswahl entschieden. Und auch heute wählen Menschen noch Berufe, aus Mangel an anderen Alternativen. Weil sie in ihrem Traumberuf nicht genommen wurden, die Qualifikationen fehlen oder sie sich nie bewusst gemacht haben (oder machen konnten) was sie tatsächlich wollen und wo ihre Stärken liegen. Erzieher ist ein Beruf, der sehr bekannt und viel präsent ist. Man kommt eher auf die Idee, sich zu überlegen, ob man mit Kindern arbeiten will, als darüber Gedanken zu machen, was ein Gießer ist und welche Fertigkeiten der mitbringt. Weiterhin hat der soziale Bereich den Vorteil, dass er viele Weiterbildungen bietet. Habe auch schon erlebt, das viele diese Ausbildung machen, aber langfristig doch ein Studium und eine andere Position anstreben.
Patriciastaub 
Fragesteller
 19.04.2019, 17:12

Ich glaube du verstehst nicht ganz genau worauf ich hinaus will.

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Rendric  19.04.2019, 17:17
@Patriciastaub

Nein, du bringst auch wenige Beispiele. Aber es ist eben immer anders. Manche schätzen sich selbst anders ein, als sie von dir wahrgenommen wurden. Andere hatten mal Ideale und wurden desillusioniert. Manche sind für den Beruf nicht geeignet und wissen das auch, oder eben auch nicht. Manchmal passen aber auch die Werte, die die Einrichtung vermitteln will, nicht mit den eigenen Werten zusammen. Dann ist der Mitarbeiter aber eben auch falsch in genau diesem Kindergarten, ist aber durch Verfahrensanweisungen dazu angehalten, so zu erziehen, wie er es selber nicht möchte.

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Patriciastaub 
Fragesteller
 19.04.2019, 17:20
@Rendric

Ich meine wenn jemand privat viel lügt, Partner betrügt oder manipuliert, total egoisitisch ist und in der Arbeit den Kindern vermitteln will das lügen und betrügen falsch ist, obwohl man privat genau das tut.

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JackySmith  19.04.2019, 17:28
@Patriciastaub

Auch du lügst hin und wieder mal, trotzdem möchtest du Kindern beibringen, dass sie nicht lügen sollen. Bist du jetzt auch nicht geeignet für den Beruf (sofern du Bestrebungen hast)?

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Rendric  19.04.2019, 17:30
@Patriciastaub

Nun, ich gehe davon aus, dass sich kaum ein Mensch sich selbst als Lügner und Betrüger sieht, obwohl er objektiv genau das tut. Menschen interpretieren ihr Verhalten immer selbstwertdienlich. Ich habe mich auch öfters gefragt, wie manche Menschen das mit ihrem Gewissen vereinbaren. habe öfters festgestellt, dass das ganz gut funktioniert, wenn man die Schuld immer bei anderen sucht, und Maßstäbe sehr flexibel auslegt (wo fängt Betrug an?).
Ist eine schwierige Frage. Und natürlich gibt es immer Menschen, die sich in einem Beruf befinden, der für sie ungeeignet ist. Dennoch denke ich, solltest du auch mehr zwischen privat und Beruf unterscheiden. Gerade Beziehungsthemen und Sex haben einfach mit Kindererziehung gar nichts zu tun. Und das ist die größte Thematik, in der Menschen sich nicht vorbildlich verhalten. Gehört irgendwie zum Menschsein dazu und Erzieher sind da auch nicht unbedingt besser. Ich denke, dass auch ein notorischer Fremdgeher ein guter Erzieher sein kann.

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Patriciastaub 
Fragesteller
 19.04.2019, 17:41
@JackySmith

Ich meine krasse Lügen. Und nein so krass wie ich es meine und gesehen habe, würde ich nie tun.

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Patriciastaub 
Fragesteller
 19.04.2019, 17:44
@Rendric

"Gerade Beziehungsthemen und Sex haben einfach mit Kindererziehung gar nichts zu tun. "

Wenn ein Erzieher aber sagt das wenn er keine Praktikantinnen anleiten dürfte, ihm der Beruf viel zu langweilig wäre und ständig mit denen auf der Arbeit flirtet?

Er schickt sogar täglich Kinder weg um mit den Praktikantinnen zu flirten. Vor den Kindern telefoniert er mit Müttern und flirtet mit denen, macht sexuelle Anspielungen. Er hatte auch was mit einer Mutter von einem Kind, welches er betreut hat. Die Leiterin hatte als es rauskam ein ernsthaftes Gespräch mit ihm geführt und führte die Regelung ein das man grundsätzlich keine Nummern von Müttern oder Praktikantinnen auf dem privaten Handy haben darf. Tut er trotzdem bis heute noch. Nur heimlicher wegen der Leitung.

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Rendric  19.04.2019, 17:50
@Patriciastaub

Ich denke, wir haben mehrfach schon geklärt, dass diese eine Person seinen Beruf einfach komplett verfehlt hat. Da gibt es auch nichts schönzureden, zu erklären oder zu entschuldigen.

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Patriciastaub 
Fragesteller
 19.04.2019, 17:54
@Rendric

Aber solche ähnlichen Menschen habe ich auch in den anderen Einrichtungen kennengelernt. Auch Erzieher die mich ohne Grund nicht mochten und mir das Gefühl gaben ich sei dumm oder für nichts zu gebrauchen. Und manchmal sogar vor den Kindern. Das waren zum Beispiel meistens weibliche Erzieherinnen.

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Rendric  19.04.2019, 17:57
@Patriciastaub

Sympathie hat selten einen Grund. Und wie auch schon erwähnt wurde, ist in dieser Branche leider noch ein starkes Konkurrenzdenken. Ich habe hier auch oft eine Ellenbogenmentalität erleben müssen. Dafür können die einzelnen aber nur bedingt etwas, hier kommen eben auch wieder andere Faktoren wie Vorgaben, Gesellschaft usw. mit ins Spiel. Das ist für mich noch keine Frage der Kompetenz.

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Patriciastaub 
Fragesteller
 19.04.2019, 17:58
@Rendric

Aber man legt die fehlende Sympathie nicht vor den Kindern aus. Das hat schon was mit Professionalität zu tun.

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Rendric  19.04.2019, 17:59
@Patriciastaub

Das stimmt. Aber wie auch gesagt, sind solche Machtkämpfe eher ein Strukturproblem, als ein persönliches.

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Du nimmst das so wahr. Ob das so allgemein gültig ist?

Aus meiner eigenen Erfahrung heraus habe ich soziale Einrichtungen ausschließlich mit konfessionellem Hintergrund erlebt. Unabhängig von der Aufgabe dieser Einrichtung war der Umgang mit dem Personal häufig respektlos. Bei konfessionellen Trägern heißt „Ausnutzen“ „christliche Nächstenliebe“ für die Zielgruppe.

Diese Haltung ist mir bei allen Einrichtungen, in denen ich zu tun hatte, begegnet. Seitdem meide ich solche „sozialen“ Unternehmen. Es wundert mich nicht, dass sich das Personal irgendwann selbst schützt und „unsozial“ wird.

Der zweite Punkt ist m. M. n. die Erwartungshaltung vieler Eltern.

Lehrer dürfen nicht mehr konsequent sein und Strafen verhängen. Tun sie es doch, steht der Zwerg am nächsten Tag mit Papa und Anwalt vor der Tür.

Erziehern geht es ebenso. Sie sollen kriminellen Jugendlichen beibringen, sich an Regeln zu halten und bekommen die Polizei auf den Hals, wenn sie konsequent sind und die Küche um 20 Uhr abschließen, obwohl Hr. X noch nicht vom Ausgang (bis 18 Uhr) zurück ist.

Irgendwann reicht es dem Personal. Niemand ist gern Spielball launischer Krawalltüten. Entweder macht man dann seinen Job und schützt sich mit Ignoranz oder man geht.

Im med. Bereich hat sich - was therapuepflichtige Kinder angeht-die Lage in den letzten Jahren auch negativ verändert. Vor 20 Jahren fragte Mama nach, wie sie ihr Kind optimal pflegen, fördern, unterstützen könne. Heute verstehen in Brennpunkten 80% der Eltern nicht, was das Personal erklärt. Dafür müssen die Fachkräfte ein schwer krankes Kind binnen kurzer Zeit ganz machen- gerade dann, wenn es Söhne sind. Können sie das nicht, gibts Stress. Erklärung oder Kooperation mit den Eltern aus sprachlichen Gründen unmöglich.

Entweder verliert die Einrichtung fähiges Personal oder das Personal lässt sich n‘ dickes Fell wachsen. Beides schlecht.

In einem Brennpunkt im Ruhrgebiet gibt es eine Einrichtung, in der außer den Erziehern niemand Deutsch spricht. Wie soll dort Erziehungsarbeit geleistet werden? In manchen Kulturen werden Frauen respektlos behandelt. Das lernen auch Knirpse sehr schnell. Ich war entsetzt über den Umgang 5Jähriger mit den Erzieherinnen. Von Spielzeug zertreten, Personal bespucken über Essen herum werfen und um sich treten, beißen und kratzen war alles dabei. Und ich habe dort nur einen einzigen Tag verbracht. Wie soll sich eine Erzieherin fühlen, wenn sie das ertragen muss? Sie dürfen sich nicht wehren und auch nicht um Gegenmaßnahmen bitten.

Wen wundert es, dass sie nur Dienst nach Vorschrift machen und sich und die Einrichtung vor Schaden schützen?

FZ

Vielleicht liegt es daran, dass es im Sozialbereich manchmal auch Menschen gibt, die nicht das Klientel sondern sich selbst therapieren wollen.

Zudem wurden in den letzten Jahren die Eingangsvoraussetzungen für diesen Bereich ständig abgesenkt was mit einer Qualitätsminderung der Arbeit einherging.

Nicht jeder ist für jeden Beruf geeignet.

Aber Du widersprichst Dir selber in dem Du schreibst:

Warum sind viele Menschen, die im sozialen Bereich (mit Kindern) arbeiten, meist so unsozial?

und bemerkte in jeder Einrichtung, das es mindestens immer eine Person gab, die privat total unsozial waren, totale Egomanen waren. 

Zudem ist das Deine Erfahrung und das muss nicht überall so sein. Gibt aber immer irgendwo Menschen die halt so sind.

Das gibt es in anderen Berufen auch. Gründe für so ein Verhalten sind aber auch verschieden.