Warum nutzt man Zoos nicht dazu um den Bestand von bedrohten Tierarten zu vermehren?

7 Antworten

Hallo,

Bei bestimmten Tierarten wird dies ja auch gemacht. Es gibt schließlich eine Reihe von Tieren heute wieder in freier Wildbahn, die es ohne Nachzucht in Zoos und Auswilderung dieser Tiere dort nicht mehr gäbe. Das mit dem Auswildern funktioniert aber nur unter bestimmten Bedingungen:

  • Ein geeigneter Lebensraum muss vorhanden und nicht bereits von wildlebenden Vertretern der Art besetzt sein. Der winzige letzte verbliebene Lebensraum einer beinahe ausgestorbenen Art kann ja voll besetzt sein. Dann macht es weder Sinn, noch weitere Exemplare dort hinein zu bringen, noch diese irgendwo anders auszusetzen, wo der Lebensraum nicht für sie geeignet ist. Dennoch kann es sinnvoll sein, sie in Zoos zur Erhaltung zu züchten, entweder um "Reserven" zu haben, falls dieser letzten freilebenden Population etwas zustoßen sollte, oder um andere Lebensräume besiedeln zu können, wenn diese sich zukünftig wieder eignen.
  • Die jeweiligen Individuen müssen zur Auswilderung geeignet sein. Sie müssen zB das entsprechende natürliche Verhaltensrepertoire beeherrschen, das zum Überleben in Freiheit notwendig ist.

Nicht jedes Zootier kann also ausgewildert werden. Dennoch wird es auch bei gutem Management trotzdem immer wieder mal vorkommen, dass die Nachtucht einfach besser klappt als erwartet, sodass überzählige Tiere entstehen, und Platz ist nun mal nicht unendlich vorhanden. Würde man diese Tiere dann in übervollen Gehegen trotzdem behalten, wäre die Kritik zurecht sicher sehr heftig.

Zu Bedenken möchte ich auch noch geben, dass manche der Zootiere auch Fleischfresser sind. Ich verstehe nicht, dass vor einiger Zeit ein Fall heftige Aufschreie laut wurden, als in einem Zoo ein überzähliges Huftier geschlachtet und verfüttert wurde - ist es wirklich besser, der Zoo kauft alles Fleisch von außen zu?

Hey,

wie die Anderen schon geschrieben haben, Zoos tun genau das mit ihren Arterhaltungsprogrammen und da wo z. B. eine Tierart bereits ausgestorben ist, muss man genau nach den Ursachen forschen warum diese Art nicht mehr da ist, denn wenn es an der Umgebung liegt, zu viele Straßen, und/oder dichte Besiedelung durch Homosapiens, wird das auch mit der Auswilderung nachgezüchteter Arten nix, LG.

Ich mein, man könnte doch die Tiere auswildern, die sich in Zoos vermehren.

Das wird teilweise auch gemacht. Etliche Tierarten werden in Zoos gezüchtet und ausgewildert, z. B. Habichtskauz, Wildkatze, Luchs, Feldhamster, Bartgeier, Waldrapp, Uhu, Biber, ... und das sind nur ein paar Beispiele aus Mitteleuropa. Einige Tierarten verdanken ihr Überleben sogar ausschließlich den Zuchtbemühungen in Zoos, weil sie bereits in der Natur ausgestorben waren oder sind. Hierzu zählen z. B. Przewalski-Pferd, Säbelantilope, Wisent, Mhorr-Gazelle, Arabische Oryx, Schwarzfußiltis, Kalifornischer Kondor, Spix-Ara oder Socorrotaube.

Aber so einfach ist Auswilderung nun mal leider nicht. Erstens sind Auswilderungsprojekte aufwändig. Es ist nicht damit getan, die Tiere einfach zu züchten und dann in die Natur zu setzen. Man muss sicherstellen, dass sie in der Natur auch überlebensfähig sind und ohne menschliche Hilfe zurecht kommen. Raubtiere etwa müssen in der Lage zu sein Beute zu machen, dem Waldrapp muss man erst wieder die Zugrouten in die südlichen Überwinterungsquartiere beibringen usw.

Zudem bringt eine Auswilderung erst dann etwas, wenn die Bedrohungssituation in der Natur abgestellt ist. Wenn es keinen geeigneten Lebensraum mehr gibt, macht eine Auswilderung wenig Sinn. Ebenso ist es nicht zielführend, wenn man etwa Nashörner mit hohem Aufwand auswildert und dann werden die Tiere gleich wieder von Wilderern erschossen.

Vielmehr werden die Tiere in Zoos getötet, um eine bestimmte Anzahl beizubehalten.

Der Platz in den Zoos ist nun einmal leider begrenzt. Selbst der größte Zoo hat limitierte Kapazitäten. Artenschutz bedeutet nun einmal in erster Linie Populationsschutz. Langfristiges Ziel ist es ja, nicht nur die Art zu erhalten, sondern auch ihre genetische Variabilität. Denn nur dann wird die Art langfristig überleben und sich an Umweltveränderungen anpassen können. Der Erhalt der genetischen Vielfalt setzt aber eine geplante und gut koordinierte Zucht voraus und erfordert, dass der zur Verfügung stehende Platz möglichst optimal genutzt wird.

Die Tötung überzähliger Tiere ist außerdem gerade bei bedrohten Arten das allerletzte Mittel. Man sucht immer vorher nach anderen Möglichkeiten, etwa nach einem Platz in einem anderen Zoo oder versucht sogar durch geplante Zucht möglichst erst gar keine überzähligen Tiere zu züchten, etwa indem man Tiere kastriert oder hormonelle Verhütungsmittel verabreicht. Wenn es nicht möglich ist, ûberzählige Tiere zu vermitteln, werden sie getötet. Sie werden dann aber als Futter an die Raubtiere verfüttert - denn die müssen so oder so Fleisch fressen. Und da ist die berechtigte Frage: ist es ethisch wirklich besser, man füttert den Löwen mit Fleisch vom Großhändler aus konventioneller Massentierhaltung oder ist es nicht vielleicht doch moralischer, wenn die Antilope aus eigener Zoohaltung verfüttert wird, die bis zu ihrer Schlachtung ein tiergerechtes Leben quasi nach Biostandard hatte?

Außerdem muss man sich darüber klar sein, dass auch in der Natur nicht jedes Tier überlebt. Mitunter sind die Sterberaten in der Natur sogar viel höher als im Zoo. Wenn im Zoo überzählige Tiere getötet und verfüttert werden, ist das somit auch eine Nachahmung des Ausleseprozesses, der in der Natur ohnehin stattfinden würde.

Das ist unethisch

Es ist nicht unethisch, sondern ein Dilemma zwischen dem Individualtierschutz und der Erhaltung bedrohter Arten. Was ist wichtiger, der Schutz des einzelnen Lebens oder die Rettung der Art als Ganzes? Das ist keine leichte Frage und die Antwort darauf ist nicht eindeutig. Es gibt hier kein eindeutiges "richtig" oder "falsch" - jeder Fall muss gesondert betrachtet und dann abgewogen werden, was einem wichtiger ist.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Zoos sind Geldmacherei. Ab und zu werden auch mal Tiere vermehrt und ausgewildert aber verglichen damit, was Zoos den Tieren in Gefangenschaft antun, ist das leider nicht nennenswert. Mal abgesehen davon, dass zB Salzwasserfische aus der freien Natur, Riffs etc entnommen werden, wo sie dann logischerweise fehlen und die meisten beim Transport schon verrecken... Salzwasserfische kann man nämlich schwer, teilweise kaum/gar nicht züchten.

Meines Wissens nach tun Zoos in Deutschland aber genau das. Die haben auch spezielle Zucht und Arterhaltungsprogramme etc. Gezüchtete Tiere kommen idR in andere Zoos oder Tierparks etc.

Frage mich, wo du die Info her hast, dass Zoos Tiere töten.

killuminatiiii 
Fragesteller
 10.08.2023, 18:49

In Zoos werden immer wieder Tiere getötet, weil es nicht genug Platz gibt. Durch geschickte Geburtenkontrolle soll die Zahl der Tötungen möglichst klein gehalten werden. Doch das gelingt nicht immer. In einigen deutschen Zoos werden in Ausnahmefällen gesunde Tiere getötet – etwa bei akutem Platzmangel.

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Zoos: Warum auch gesunde Tiere getötet werden - WELT
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