Warum nutzt die Schweiz die Pumpspeicherkraftwerke nie?
Ich schaue mir seit längerem die Energieproduktionen in Europa an.
hier: https://app.electricitymaps.com/zone/CH
Dabei fällt mir auf, dass alle Länder um die Schweiz herum Energie in Pumpspeicherkraftwerken speichern. Fast täglich in der Nacht. Beispiel im Bild Österreich.
Ich frage mich, warum die Schweiz nie Energie auf diese Weise speichert. Das Potential ist gross. Die könnten über vier GW entgegen nehmen.
Weiss jemand, warum die Schweiz keine überschüssige Energie speichert?
5 Antworten
Salue
Ein Land, welches viele Stromerzeugen hat die eine lineare Stromproduktion erzeugen ist auf Speicherkraftwerke angewiesen. Denn bei den Spitzen des Verbrauches (früher Abend wenn alle nach Hause kommen und kochen) muss man auf diese Speicher zurückgreifen können.
Die Schweiz produziert den grössten Teil des Stroms mit Wasserkraft. Dies Energieform lässt sich kurzfristig abrufen wenn man sie braucht. Die Wasserspeicher füllen sich mit Regen und Schmelzwasser von selber wieder. Man braucht also kein Wasser als Speicher hochzupumpen.
Allerdings bricht die Schweiz damit die Spitzenverbräuche der Nachbarländer mit diesen Art von gespreicherten Energie. Die Speichermöglichkeiten mittels Pumpwerken werden ebenfalls genutzt. Man verwendet dazu billigen Atomstrom auf Frankreich immer zu denen Zeiten, wo die zuviel produzieren. Dann ist er billig, weil die Franzosen ihn los werden müssen.
Das allerdings weniger wegen der Versorgung der Schweiz sondern als Geschäftsmodell.
Tellensohn
Das stimmt so sicher nicht. Ich weiss nicht, wie diese Grafiken entstehen und welches die Datenbasen sind.
Die Schweiz handelt ja massiv mit Strom, muss also billigen Strom einkaufen, speichern, und dann teurer verkaufen, wenn der Bedarf (meist in Italien) hoch ist. Sieht man dauernd bei Swissgrid oder grafisch hier 1kwh.ch
Zudem muss man beachten, dass fast jedes Pumpspeicherwerk auch ein eigenes Wasser-Einzugsgebiet hat, also auch netto Strom produzieren kann. Vor allem im Sommer mit Schneeschmelze oder in niederschlagsreichen Phasen. Dann wird statt hochgepumpt einfach weniger heruntergelassen, wenn man speichern oder auf Hochpreisphasen warten will.
Leider sind die Grafiken unseriös.
- Stromverbrauch nwird nicht in GW gemessen (das wäre die Leistung an einem bestimmten Moment) sondern in GWh/Tag oder GWh/Jahr.
- Bei Kohle steht in der Schweiz ein Fragezeichen. Es gibt keine Kohlekraftwerke mehr.
- Üblicherweise wird in der Schweiz mehr Elektritzität erzeugt mit Wasserkraft als mit Kernenergie
- Ein Pumpspeicherwerk erzeugt keinen Strom, sondern speichert nur. Für 100MWh einspeicherung gibt es ca 75 MWh zurück. Das heißt: Ein PSW verbraucht längerfristig Strom, anstatt zu erzeugen. Ausnahme sind gemischtwirtschaftliche PSW, wo ein Teil der Wassers natürlich einfließt, so dass im Jaht mehr Wasser turbiniert wird als hochgepumpt.
- Mit der Zunahme von Sonnenenergie im Sommer und Laufwasserenergie im Sommer werrden die PSW im Sommer in der Schweiz sehr wichtig. In Oesterreich gibt es viel mehr PSW und auch noch Kohlekraftwerke, so dass die PSW auch im Winter wichtiger sind.
Die Schweiz könnte ja Strom aus Deutscher Kohleproduktion speichern
Leider nur sehr beschränkt! Die verfügbare Transportleistung auf den Höchstspannungsleitungen in Nord-Süd-Richtung reicht nicht aus, besonders deshalb, weil die Deutschen sich schwer tun, diese entsprechend zu erweitern. So sind für die Leitung Daxlanden-Kühmoos-(Laufenburg) die Masten für 4x380 kV ausgelegt, aber nur mit 3x380 kV betrieben. Eine Erweiterung wäre also mit wenig Aufwand möglich!
Das war ein Tag. Gibt es das auch als Jahresdurchschnitt?
Aber wenn das so wäre, könnte das viele Gründe haben. Unter anderem den, dass es finanziell nicht lohnt.
Ich beobachte es schon länger. Die CH speichert schon ein halbes Jahr nie. Obwohl z.B. ein Linth - Limmern Kraftwerk nur dafür gebaut wurde.
Finanziell lohnt es sich sicher, denn man kann Kohlekraftwerke oder Atomkraftwerke nachts nicht abstellen und muss den Strom verbrauchen. Man bekommt sogar Geld.
Das ist ja die Frage, ob das lohnt. Man kann den Strom ja auch an der Strombörse verkaufen statt ihn zu speichern. Oder anders gesagt: Würde man mehr Geld damit verdienen, ihn in Pumpwerken zu speichern, würde man das tun. Energieversorger sind ja Wirtschaftsunternehmen.
Ich beobachte es schon länger. Die CH speichert schon ein halbes Jahr nie.
Schon länger... ein halbes Jahr...
Kümmere dich beispielsweise mal um Kraftwerke an Stauseen: Wasser-Fallkraftwerke. Wieso sollten wir Wasser hoch pumpen? Der Stausee hält den Spiegel ja schon oben und füllt sich auf natürliche Weise wieder.
Daneben nutzen wir Flusskraftwerke. Pumpspeicher sind hier schlicht nicht nötig.
Aber wir haben Pumpspeicherkraftwerke. Sehr grosse sogar mit sehr viel Kapazität.
Ich bin kein Schweizer, interpretiere aber https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Elektrizit%C3%A4tsversorger_(Schweiz) so, dass es in der Schweiz 59 Energieversorger gibt und nicht eine zentrale Verstaatlichung durch die Bundesregierung. Und auch wenn ich mir ein Beispiel eines Pumpspeicherwerks wie https://de.wikipedia.org/wiki/Kraftwerke_Hinterrhein angucke, steht da als Betreiber nicht die Schweiz oder deren Bürger, sondern eine Aktiengesellschaft.
Und das bedeutet, dass jeder dieser Energiebetreiber mit den jeweils von ihm betriebenen Kraftwerken so verfahren kann, wie er möchte. Bei einer Aktiengesellschaft ist an sich immer das Ziel die Gewinnmaximierung. Entsprechend wird sie wie gesagt das tun, was finanziell lohnt. Wie zum Beispiel eigenen überflüssigen Strom mal zu verkaufen und mal in eigenen Pumpspeicherkraftwerken speichern. Oder fremden Strom billig einkaufen und speichern und später mit Gewinn weiterzuverkaufen. Oder auch gar nicht erst überflüssigen Strom produzieren.
Insofern bleibt meine Antwort: Würde man machen, wenn es sich finanziell rechnen würde. Tut es ja aber offensichtlich nicht.
Weil diese Schlicht und Einfach wohl schon voll sind.
Habe ich mir auch schon überlegt. Aber produzieren tuen diese Pumpspeicherkraftwerke. Also werden die dabei sich auch leeren. Wenn auch nie ganz und etwas natürlich nachfliesst. Es müsste zumindest kurze Phasen des Speicherns geben.
Es ist ja die Leistung an einem Moment. 03.01.2024, 02:00 Uhr.
Diese Website vergleicht Produktion mit Verbrauch und macht eine Emissionsbewertung.
Es gibt noch drei Zement-Werke, welche mit Kohle aus Südafrika Energie erzeugen. Nur tauchen die in dieser Statistik nicht auf.
Die Schweiz könnte ja Strom aus Deutscher Kohleproduktion speichern. Immer noch besser, als das Kraftwerk abzuschalten oder die Energie zu verpuffen.
Punkt 5 ist ein guter Hinweis. Danke.