Warum nennen manche Allah Herr obwohl er offiziell kein Geschlecht hat?

9 Antworten

Nun ist "Herr" sicher ein deutsches Wort. Es gibt auch Leute, die Elohim (Bezeichnung Gottes im Alten Testament) als sowohl männlich als auch weiblich bezeichnen - auch wenn europäische Darstellungen ihn als "Gottvater" und männlich beschrieben. So etwa das berühmte Gemälde von Michelangelo mit Gott als älterem Mann mit Bart.

Was die ursprünglichen Vorstellungen angeht, ist die deutsche Sprache sicher nicht der richtige Adressat, denn die deutsche Sprache kam erst nach dem Urchristentum damit in Berühung (und noch viel länger nach dem Judentum).

Allerdings gibt es auch die Bezeichnung Jahwe. Auf dem Sinai fand man einen Text mit "Ich habe dich gesegnet durch JHWH und seine Aschera." Das legt nahe, dass Aschera als Ehefrau von JHWH angesehen wurde. Danach wurde diese Vorstellung aber wieder verworfen, und JHWH war wieder alleinstehend.

Sowohl im Französischen "Seigneur" und im Deutschen "Herr" wurde eine männliche Assoziation mit Elohim/Jahwe vollzogen. Ob da frühere Vorstellungen der Kelten und Germanen (die meist männliche Gottheiten hatten, auch wenn es einige weibliche gab) eine Rolle gespielt haben, weiß ich nicht, könnte aber sein.

Übrigens sprach Jesus Gott auch mit "Abba" an, aramäisch für "Vater".
Adon (und adonai) beruhen auf dem hebräischen Wort für "Herr", und adonai ist eine übliche Bezeichnung für Gott bei den Juden (bitchu ba'adonai ade'ad, verlass dich auf den Herr, immerdar).

Ich vermute mal, dass die Verwendung von "Herr" für Allah eine Analogiebildung zu Herr/Jahwe/Elohim ist, aber von deutschsprachigen Muslimen, ein arabischsprachiger Muslim würde das ja nicht machen.

Gott wird auch immer als Mann mit Bart gezeigt. Keiner weiß ,ob das stimmt. In den letzten 5000 Jahren haben immer nur Männer das Weltbild bestimmt und auch das männliche Gottesbild erschaffen. Wer daran glauben will ,soll es tun ,aber nicht Andersgläubige in die Luft sprengen,wie die islamistischen Terroristen.

8ballpool 
Fragesteller
 26.08.2022, 00:38

Was aber nicht den Islam darstellt

0

Stimmt.

Heute wäre gendergerechte Correctness:

Herr*In.

Aber ob das die ewigen Machos und Chauvis der islamischen Welt zulassen...?

Zunächst einmal müssen wir verstehen, dass "Herr" verschiedene Bedeutungen hat und nichts mit dem Herrn der Anredeformen zu tun hat, die bei männlichen Adressaten betitelt sind. 

Allah, der Erhabene, hat kein Geschlecht, nicht so wie bei den Menschen. Das lässt sich leicht mit Surah Al-Ikhlas beweisen. Wir vergleichen Allah nicht mit der Schöpfung: 

Sprich: "Er ist Allah, ein Einziger, Allah, der Absolute (ewig Unabhängige, von Dem alles abhängt). Er zeugt nicht und ist nicht gezeugt worden und niemand ist Ihm jemals gleich. [Qur'an; Sure 112]

Gott offenbarte den Koran auf Arabisch und benutzte dabei die übliche arabische Rhetorik, die oft die Selbstbezeichnung in der dritten Person beinhaltet. Außerdem ist Gott weder männlich, noch ist er weiblich. Gott steht über allen menschlichen Geschlechterunterscheidungen. Der Hauptgrund, warum Gott sich selbst als "Er" bezeichnet, ist, dass das Arabische, die Sprache, in der der Koran offenbart wurde, keine geschlechtsneutralen Pronomen kennt.

Das Pronomen in der dritten Person, auf das du dich in deiner Frage bezogen hast und das Allah verwendet, wenn er sich selbst anspricht, weist in keiner Weise auf Männlichkeit oder Weiblichkeit in Bezug auf seine göttliche Entität hin. 

Renommierte Gelehrte sagen dazu, dass diese Verwendung viel mit der Rhetorik der arabischen Sprache selbst zu tun hat.

  • Dies ist die Sprache, in der der Koran offenbart wurde.

Sie steht nicht im Widerspruch zu der Tatsache, dass Allah, der Allmächtige, jenseits aller Vorstellungen ist, die Sterbliche haben können.

Allah ist völlig jenseits aller sterblichen Beschreibungen

Der Prophet (Friede und Segen seien auf ihm) hat dies in einem Hadith deutlich gemacht, der lautet 

Was auch immer dir in Bezug auf körperliche Merkmale oder sterbliche Eigenschaften in den Sinn kommt, Allah ist weit erhaben darüber und das drückt nicht das wahre Konzept der göttlichen Wesenheit Allahs (Subḥānahu wa taʿālā) aus. 

Allah sagt im Koran in Sura 30, Vers 27:

[...] Er hat die höchste Eigenschaft in den Himmeln und auf der Erde, und Er ist der Allmächtige und Allweise.

Im Lichte der oben genannten Koranverse und Hadithe bedeutet das männliche Pronomen "Er" im Koran, das sich auf den allmächtigen Allah bezieht, dass Allah keine sterblichen Eigenschaften zugeschrieben werden. Er ist weitaus erhabener als das.

Wir Muslime glauben, dass Allah, der Allmächtige, weder männlich noch weiblich ist. 

Das liegt daran, dass Männlichkeit oder Weiblichkeit Aspekte der Dualität sind, während Allah ein Einzigartiger ist. Wir sehen also, dass Allah sich manchmal im Singular oder im Plural bezeichnet, wie in Sure 108, Vers 1:

Wahrlich, Wir haben dir ˹O Prophet˺ reichlich Güte gewährt.

All dies ist nur ein Hinweis auf den göttlichen Respekt und die Ehre, die Er, Lobgepriesen und Erhaben ist er, am meisten verdient. Dies bedeutet weder Männlichkeit noch Pluralität für Sein göttliches Wesen. 

Keine geschlechtsneutralen Pronomen im Arabischen

Außerdem müssen wir bedenken, dass die arabische Sprache kein geschlechtsneutrales Pronomen kennt. Deshalb kann das Pronomen "er" oder "sie" für alles Mögliche verwendet werden, sogar für unbelebte Objekte.

Dabei ändern die Pronomen nichts an dem Glauben der Muslime an die Einheit und Einzigartigkeit Allahs, denn er geht über alle dualistischen oder sterblichen Eigenschaften hinaus. 

Außerdem möchte ich klarstellen, dass diese Verwendung keine Diskriminierung von Frauen im Islam bedeutet und niemals andeutet, dass Frauen den Männern unterlegen sind.

Diese Tatsachen sind im Islam fest verankert, und die große Ehre, die der Islam den Frauen zuteilwerden lässt, die sowohl im Koran als auch in der Sunna bekräftigt wird, kann dies bestätigen. 

Ich hoffe, das beantwortet deine Frage.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Wahrheitsgemäße Informationen über den Islam
8ballpool 
Fragesteller
 26.08.2022, 01:12

Mashallaj akhi

1

Es geht da um Redewendungen und Respekt, wie in einem bildhaften Vergleich.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung