Warum müssen Mädchen weniger Leistung im Sportunterricht erbringen als Jungen?
Nach Artikel 3 GG Abs. 2 "Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin." sind Männer und Frauen gleichberechtigt, aber warum müssen dann Frauen/Mädchen weniger Leistung für die gleiche Note erbringen. Des weiteren besagt Artikel 3 GG Abs. 3 das niemand wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden darf. Aber steht dies nicht im Konflikt mit dem eben genannten "Problem" dass Mädchen für die gleiche Note weniger Leistung erbringen müssen als Jungs.
Ich weiß auch dass zwischen Jungs und Mädchen physische Unterschiede bestehen und dass mit diesem Unterschied die unterschiedliche Notengebung begründet wird, allerdings geht es mir mit dieser Frage um das Rechtliche und wie sich das mit der Art der Notengebung vereinbaren lässt.
13 Antworten
Ja es ist in der Tat schwachsinnig. Eine Beurteilung muss immer anhand nicht-personenbezogener Kriterien vorgenommen werden.
Man kann ja auch niemanden in Englisch einen 1ser geben obwohl er keinen Satz auf Englisch heraus bekommt und dass damit begründen "dass er sich halt schwer tut und man daher nicht so viel verlangen kann"
Allerdings finde ich es generell sinnlos dass Turnen benotet wird.
Dennoch darf ich darauf verweisen dass diese Ungerechtigkeit im Vergleich zu anderen Problemen wie etwa der Wehrpflicht oder - ebenfalls in Österreich - der Tatsache dass Männer erst 5 Jahre später in Pension gehen können, geradezu irrelevant ist.
Zum rechtlichen Aspekt bzgl der Turnnote: Das Schulgesetz ist da extrem schwammig und willkürlich.
Die anderen von mir angesprochenen Punkte sind übrigens verfassungswidrig aber stehen selbst auf Verfassungsrang.
Ich würde das Rechtliche so begründen: Männer und Frauen sollen gleichberechtigt sein. Deswegen wäre es ungerecht, wenn Frauen für die gleiche Note das Gleiche schaffen müssen wie ein Mann, der im Normalfall mehr Muskelmasse hat und größer ist etc.
Also, gerade wegen der biologischen Unterschiede muss man auch rechtlich einen Unterschied machen, damit Frauen und Männer gleichberechtigt sind. Wenn sie das Gleiche leisten müssten, wären Männer wegen ihres Geschlechtes bevorzugt bzw. Frauen wegen ihres Geschlechtes benachteiligt.
Ja, da hast du total Recht, man sollte da nicht pauschalisieren. Aber sie als gleich einzuordnen, wäre eben unfair, weil Frauen bei gleicher Anstrengung eben weniger Kraft aufweisen. Das ist einfach ein biologischer Unterschied. Dass es Frauen gibt, die stark und schwer sind, und dass es Männer gibt, die leichter und schwächer sind, heißt ja nicht, dass die große Mehrheit trotzdem diesen Unterschied hat.
Mit den Geschlechterunterschieden ist das so eine Sache:
Wenn sie einen Nachteil für Frauen oder Mädchen bedeuten, dann wäre es Diskriminierung, wenn man sie nicht berücksichtigen und ausgleichen würde. Wenn sie dagegen einen Nachteil für Männer oder Jungen bedeuten, dann wäre es essentialistisch, sexistisch und biologistisch, die Geschlechter deswegen unterschiedlich zu behandeln.
Sieht man zum Beispiel auch gut an der Wehrpflicht: Als Frauen nicht in Kampfeinheiten durften, war das eine Diskriminierung. Daß aber nur Männer gezwungen werden können, das ist okay.
Im Fall der Sportbewertungen wird dann meist damit argumentiert, daß Männer ja leichter Muskeln aufbauen und deshalb von Natur aus bei gleichem Trainingsaufwand stärker sind als Frauen. Nur ignoriert das ja vollkommen, daß es auch innerhalb der Geschlechter große Bandbreiten gibt.
Warum ein 1,60m großer Junge für die gleiche Note genauso schnell rennen muß wie ein 2,05m großer Junge (oder ein 2,05m großes Mädchen), ist ja nicht sinnvoll zu begründen, wenn man erstmal damit anfängt, Unterschiede in der Benotung am theoretischen Potential festzumachen.
(Da Du nach der rechtlichen Dimension im Bezug auf das Grundgesetz gefragt hattest: Im Zweifel wird man das wohl meist mit Art. 3, Absatz 2 Satz 2 GG begründen. Alles "Ausgleich bestehender Nachteile", solange es um einen Vorteil für Frauen geht...)
Außerdem müßte man ja sonst auch sagen, da Frauen im Schnitt zum Beispiel begabter in Sprachen sind und eine bessere Feinmotorik haben, müssen Jungen in Deutsch und Kunst für die gleiche Leistung eine bessere Note bekommen.
Die werden beide deshalb gleichbehandelt, weil sie an ihrer indviduellen Leistungsfähigkeit gemessen werden. Durchschnittliche Leistungen bezogen auf ihr theretisches Leistungsvermögen ergeben auch durchschn ittliche Noten.
Das ist bei anderen Noten nicht anders. Ein Viertklässler bekommt auch mal eine 1 in Mathe, selbst wenn er keine Intergralrechnung kann. Da muss ein Abiturient schon mehr leisten. Nach deiner Vorstellung eines absoluten Maßstabes wäre auch das ungerecht.
Weil das jedem egal ist. Der Unterricht war immer so und wird immer so bleiben wie er ist. Das wird nicht als ungerecht erachtet.
Übrigens ist die Welt generell unfair, da kann man auch nicht viel gegen machen.
Gleichberechtigung ist übrigens nicht mit gleicher Behandlung gleichgestellt
Man kann sich durchaus dafür einsetzen, daß die Welt fairer wird.
Und übrigens heißt das Gesetz, das Gleichberechtigung im Zivilrecht umsetzen soll, "Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz". Daß Gleichstellung das Gegenteil von Gleichberechtigung ist, ist eine andere Sache...
Klar kann man, aber warum sollte man ?
Das Gleichstellung und Gleichberechtigung was anderes sind weiß ich, mir ist nur keine bessere Formulierung eingefallen.
Ein Mann soll im "Normalfall" immer mehr Muskelmasse haben und größer sein als Frauen? Ein Blick in jede Turnhalle würde dies widerlegen schätze ich und auch in meiner ehemaligen Sportklasse war teils das krasse Gegenteil der Fall. Ich verstehe den Gedanken dahinter, aber damit zu paschalisieren finde ich nicht richtig und als Begründung für das vom Fragesteller beschriebene Problem funktioniert das meiner Meinung nach auch nicht.