Warum ist es für viele Eltern heute so schwer geworden zu erziehen obwohl die meisten Eltern ihre Kinder lieben?

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Weil ständig einer kommt, der behauptet Allwissend zu sein und sie verunsichert.

Früher gab es ganz viele Kinder. Viele Familien hatten mind. 3 Kinder. In noch größeren Familien erzogen die Großen die Kleinen mit. Das einzelne Kind stand weniger im Mittelpunkt.

Mit seiner Kritik richtete man sich vorrangig an die Kinder selber. Die bekamen einen Spruch mit und gut. Heute geht man auf die Eltern zu und schulmeistert. Bestimmte Respektpersonen durften beim Erziehen mithelfen. Der Lehrer sagte offen seine Meinung und griff auch erzieherisch ein. Heute undenkbar.

Wenn mein Bruder beim Nachbarn Äpfel klaute, bekam er auch gleich von dem die Standpauke und wenn er Pech hatte auch die Hucke voll. Heute würden beide vor dem Richter landen, der eine wegen Diebstahl, der andere wegen Kindesmißhandlung. Früher regelte man das "unter sich" und die Regeln waren klar umrissen und eindeutig. Alle hielten sich dran und es funktionierte.

Ich staunte nicht schlecht, als ein Spielkind zu uns kam und die Mutter mir eine Liste Regeln mitgab. Diese Liste gab ich ihr sofort wieder. "In unserem Haus herrschen unsere Regeln und in deinem Haus deine - und das diskutiere ich auch nicht! Daran hatte die Mutter hart zu knabbern. Sie wollte deshalb ernsthaft am Spielenachmittag dabei bleiben um uns zu kontrollieren. Wir dürften sie auch kontrollieren! - Das habe ich nicht mitgemacht. "Vertrau mir oder laß es!"

Besagtes Kind war immer unglaublich glücklich und lieb bei uns. Da ich mir schon dachte, dass es sich nicht schmutzig machen darf, steckten wir es sofort in Ersatzklamotten. An vielen Nachmittagen spielte es wunderbar mit unseren Kindern im Garten oder auf Ausflügen. Es wurde geklettert, Bude gebaut und ein Bach gestaut. Die Kinder aßen beim Picknick Marmorkuchen aus der Hand und tranken Wasser aus dem Wasserhahn. Abends gab es Butterbrote und Tee. (Eigentlich hatte es immer eine Phase, Laktoseintolleranz, glutenfreie Phase, Low Carb ..., vertrug aber immer alles, als wir es vorsichtig testeten.) Bevor Mama kam, schrubbten wir die Kinder wieder sauber und es stieg wieder brav in seine eigenen Klamotten. Die begeisterte Mutter schleppte immer das todmüde Kind heim. "Wie machst du das nur? Die anderen Mütter kommen mit ihm irgendwie nicht klar." Dann grinsten das Kind mich nur an, verriet aber nie was. Es kommt heute noch gerne zu uns. Bei ihm zuhause trafen sie sich selten. Unseren Kindern war es dort zu langweilig. "Alles was Spaß macht oder laut ist, ist dort verboten."

Ich kam mit einem Neugeborenen aus dem Krankenhaus. Im Bauchtuch trug ich es am Körper. Es war überraschend heiß geworden, so dass ich noch auf dem Heimweg dünnere Strampler besorgen wollte. Mein Körper glühte, weil mir unglaublich heiß war. Eine wildfremde Frau zählte mich im Laden an, weil das Kleine kein Mützchen und Socken trug. (Es lag im Bauchtuch an meinem Bauch! Bei fast 38 °C im Sommer.) Wie mir die Hebamme erklärt hatte, fühlte ich die Temperatur im Nacken und befand, dass dem Kleinen warm genug ist. Da wollte sie mir Mütze und Söckchen für das arme Kind kaufen. Sie wurde richtig böse, als ich das nicht annahm. Wenn jetzt so jemand auf eine junge Mutter trifft, hinterläßt das natürlich Spuren.

Ein richtiger Kracher passierte mir nach meiner Todgeburt. Das Kind verloren wir im 7. Monat wegen einer unentdeckten Thrombose. Bei einer ganz normalen Untersuchung fand der Arzt keine Herztöne mehr. Ich bat nach der Geburt auf die Gynokologie und nicht auf die Entbindung gebracht zu werden. Im Nebenbett war wieder so eine Klugschei.erin. Ich lag da also todtraurig und mein Mann und meine Freundin waren unglaublich lieb zu mir. Als diese gegangen waren, ging die Bettnachbarin auf mich los. "Sie haben doch schon ein Kind, wie kann es ihnen da passieren, dass das Kind noch im 7. Monat stirbt? Haben sie gefeiert oder was haben sie angestellt?" Noch am selben Abend bat ich darum entlassen zu werden. So eine Hexe hatte mir gerade noch gefehlt.

Noch so ein Dingen sind diese Mutter-Kind-Gruppen. Auf der einen Seite ist es unglaublich schön, das Kind mit Spielkameraden zu sehen und zu erleben, wie sie die Welt entdecken. Wenn da nicht die anderen Mütter und Omis wären. Ganz harmlos wird gefragt: "Dreht sich euer schon?" oder "Stillst du noch?". Das ist eigentlich ein Wettbewerb. Frühes Drehen oder Laufen wird als besonderer Hinweis auf Hochbegabung gewertet. Für die Langsamen gibt es mitleidige Blicke und aufmunternde Worte wie: "Na ja, es kann ja nicht nur Häuptlinge geben, wir brauchen ja auch Indianer." Nach 3 Monaten beginnt das kollektive Abstillen. Ich machte da nicht mit. Wir wollten länger stillen. Als ich beim Fleischer die Fleischwurst für mein 3 Monate altes Kind Baby nicht wünschte, war die andere Mutter erstaunt. Unserer ist zwar 4 Monate alt, aber der ißt sogar schon Eintopf. Nun gib ihm doch schon die Wurst!" Meine Frage: "Und welchen Wettbewerb hat dein Kind jetzt gewonnen? Der robustesten Magen oder was?"

Wenn man ein echtes Problem hat, kommen allerdings nur blöde Kommentare und keine brauchbaren Ratschläge: "Laß es brüllen, das gibt eine starke Lunge." Ist so einer. Ich hörte lieber auf die Hebamme: "Wenn ein Kind weint, dann ist auch was, das man überprüfen sollte."

Realisti  06.10.2020, 08:39

Danke für den *

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Im 18. Jahrhundert gab es die sogenannte "Erfindung der Kindheit". Davor wurden Kinder als kleine Erwachsene behandelt, mussten auch arbeiten und so. Heutzutage wird die Kindheit als heilig betrachtet. Viele Eltern stellen daher die Bedürfnisse der Kinder in den absoluten Mittelpunkt, um ihnen nur ja eine glückliche Kindheit zu ermöglichen. Entbehrungen, auch mal zurückstecken können, das kennen viele Kinder nicht so wie früher. Ob das gut oder schlecht ist, sei dahingestellt, aber Kinder lernen oft nicht zu verzichten.

Zweitens glaube ich, dass Kinder heutzutage zu wenig in die Natur gehen und "echte" Erlebnisse haben. Die viele Bildschirmzeit ist sehr ungesund sowohl für die kognitive (geistige) Entwicklung, als auch für die soziale. Dass Kinder dadurch größere digitale Kompetenz haben, kann ich als Lehrerin nicht bestätigen, die meisten können am Computer viel weniger als ich vor zehn, zwanzig Jahren in ihrem Alter.

Insgesamt finde ich die Aussage "Eltern erziehen heutzutage schlechter als früher" jedoch sehr fragwürdig. Dazu müsstest du als erstes überhaupt einmal feststellen, was eine gute Erziehung ausmacht und was Ziele der Erziehung sind.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Keine Ahnung. Es ist nicht schwer und es ist fraglich, ob die meisten Eltern ihre Kinder lieben.

Ich finde die Fragestellung komisch. Nichts stimmt.

Weil man als Eltern nie etwas richtig machen kann. Kümmert man sich - nach Ansicht anderer - zu wenig, ist man eine Rabenmutter oder ein Rabenvater. Kümmert man sich nach besten Wissen und Gewissen, gehört man zu den Helikoptereltern. Und setzt man sich für seine Kinder ein, gehört man zu den Rasenmähereltern. Normale Eltern gibt es nicht, egal was man macht, das sei falsch und man wird angegriffen. Fragt man nach, was denn okay gewesen wäre, bekommt man keine Antwort - oder der nächste Besserwisser mischt sich ein.

Und dann kommen noch die eigenen Kids an, wollen mitbestimmen, ausdiskutieren, selbst entscheiden und hinterfragen jeden Pups. Auch Sachen, wo man einfach mal die Klappe halten und tun könnte, wie „Deck bitte den Tisch!“ - nein, da kommen Diskussionen warum überhaupt und warum ich und warum nicht wer anderes. Und wenn die Kids selbst was wollen, dann kommen nicht nur einmal damit an, sondern immer wieder, bis das gewünschte Ergebnis eintritt oder sie den Bogen überspannt haben. Das ist nervenaufreibend, anstrengend und zeitaufwendig. Da gehen manche eben den Weg des geringsten Widerstandes.

Zudem holen sich Kids noch „Rat von Fremden aus dem Internet“ - als ob da irgendwer was in der Erziehung oder im Familienleben zu melden hätte - und noch mehr endlose Diskussionen folgen. Aber selbst mal einsehen, an gewissen Dingen Schuld oder Mitschuld zu haben, das gibt es nicht.

Eltern ziehen sich daher immer mehr zurück; von außen kritisiert, und innerhalb der Familie kann man es auch nicht recht machen.

Überall schwirren zudem noch erzieherische Konzepte herum, die Erfolg versprechen, da ist angesichts der Fülle kaum noch ein Überblick möglich - geschweige denn kann man das Richtige für sich finden, was authentisch ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Mutter dreier Kinder

Weil man irgendwie nicht mal hart durchgreifen kann. Ich meine Kinder schlagen und einem Kind eine Ohrfeige geben sind für mich 2 verschiedene Paar Schuhe. Meine Mutter hat mich ohne jegliche Körperliche Bestrafung erzogen, trotzdem denke ich mir bei Mitschülern, etc. den würde es nicht schaden. Eltern haben keine richtigen Möglichkeiten. Wenn es 2 Wochen Handyverbot gibt, dann ist es übertrieben, wenn man ihnen Süßigkeiten verbietet, dann verbietet man seinem Kind zu essen, wenn man sieht, dass sein Kind raucht und es bestraft, ist es wieder übertrieben. Und wenn man 2 Tage das Handy abnimmt, dann ist das untertrieben.