Warum ist Deutschland so „unmodern“?

9 Antworten

Deutschland hat ein unmodernes GEsellscahfs Bildungs und Ausbildungssystem, was noch auf preussischen Gesetzen beruht, was im Endeffekt eine mittelalterliche Feudalgesellschaft abbildet. Hier gibt es noch Berufsstände, das bedeutet, dass Meister ihre Auszubildene wie Leibeigene ausbeuten können und durch "sklavenarbeit" Geld verdienen können. Nicht weil sie so gut wirtschaften und ein gutes Produkt auf dem Markt brigen sondern weil sie ausbeuten. Dadurch entsteht keine Innovation, weil es eben keinen freien Markt gibt.

Talente werden nicht abgerufen sondern müssen sich erst 5 Jahre durch einen Ausbildungsprozess quälen, in denen sie sinnlose Aufgaben erledigen müssen, die für sie nichts bringen aber gemacht werden müssen um die Obrigkeit zufriedenzustellen. Ich bin jung fit und brauche Geld. In Deutschland kann ich nicht eben auf die Baustelle gehen und arbeiten. Ich kann schon arbeiten werde aber nur einen Hungerlohn bekommen, der nicht meiner Leistung entspricht, weil der Meister eben alles einsacken darf.

Sowas wie Bufdi, oder Lehrjahre würden in anderen Ländern nicht funktionieren. Da arbeitet niemand für nichts, die würden dir den Stinkefinger zeigen.

Ich habe mal im Ausland auf dem Bau gearbeitet und super verdient, ohne Ausbildung, nur mit Sicherheitsschein. In Deutschalnd sind die zustände auf dem Bau katastrophal, was Arbeitsbelastung und Sicherheit angeht.

Dieses Meistersystem mag im Mittelalter funktioniert haben, ist aber in Zeiten des Internets, mechanisierung, automatsierung, ständigen Wandel komplett aus der Zeit gefallen. Dieses System gibt es in anderen Industrieländer längst nicht mehr.

panembernd  29.04.2024, 02:00

Auch die sozialen Zustände wie sie in Plattenbaugebieten oder auf Bahnhöfen herrschen kennt man in anderen westlichen Länder in dieser Breite nicht.

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Zu aller erst einmal: Ja, Deutschland hat tolle Erfindungen auf die Welt gebracht, aber inzwischen ist alles "zu Ende" erfunden. Außerdem entstehen neue Ideen nicht von jetzt auf gleich. Neue Innovationen brauchen Zeit bis sie Früchte tragen.

Ich persönlich sehe den Kapitalismus als Grund für diese Probematik.

Vor 70 Jahren wurden vermutlich alle Einzelteile in Deutsch produziert z.B. zu einer Waschmaschine. Steigende Lohnkosten in Deutschland/Industriestaaten und billige Transportwege in und aus dem Ausland haben die Unternehmen dazu bewegt, ihre Produktion in Billiglohnländer zu verschieben z.B. China. — Eine Zeitlang funktioniert dieses System des Kapitalismus reibungslos. So wurde z.B. Deutschland vor 20 Jahren als "das reichste Land Europas" angesehen.

Kapitalismus ist wie bei Monopoly: Einer gewinnt der Rest verliert. In der Realität dauert es Jahre bis Jahrzehnte, bis die normalen Spieler pleite gehen.

Hinzu kommt das Problem, dass Fachkräfte gesucht werden. Betriebe die nicht genug Mitarbeiter haben und ihre Aufträge nicht erfüllen können gehen in die Insolvenz. Weniger Produktion bedeutet weniger Umsatz. Weniger Umsatz bedeutet weniger Gewinn für Bürger und Staat. Verbraucher sind gezwungen bei größeren Unternehmen einzukaufen, die eventuell ihre Produktion in China haben oder vor haben dort hin zu verschieben.

So ist und wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis die Mittelschicht bei uns, z.B. eine einfache Fachkraft in der Automobilbranche, in die Armut rutscht. Diese sozusagene Arm-Reich-Schere exestiert seit 30 Jahren und öffnet sich langsam aber sicher immer weiter.

Wann der Höhepunkt dieser Kapitalgesellschaft erreicht ist bleibt unklar. Nun ja, das hängt davon ab wie wir bzw. unsere Politiker die Zukunft gestalten.

Kapitalismus ist an sich nicht schlecht, solange diese kontrolliert ist. So können wir uns z.B. ein T-Shirt bei Primark für 2€ kaufen. Aber was nützt es reichen Unternehmen oder Personen, wenn diese eines Tages alles Geld der Welt besitzen, aber die Gesellschaft keine Kaufkraft hat und dadurch ihr Umsatz leidet? China als Billiglohnseltor wird diese Lücke schlecht kompensieren.

Geld muss sowohl für die Bürger, den Staat als auch für die Unternehmen ständig in Bewegung bleiben. Ansonsten passiert das was wir die letzten 10 Jahre live miterleben und seit Corona deutlich wurde: Deutschland verpasst den Anschluss.

Übrigens (was dir bewusst sein sollte) die aktuelle Inflation macht diese Problematik nicht besser. Immer mehr Geld steht Still und das wirkt sich aus. Noch nicht jetzt, aber die nächsten Jahre.

P.S. Die USA sind zwar Modern, aber laut Experten wird es die nächsten Jahrzehnte immer ungemütlicher für die Mittelschicht und Geringverdiener. Grund: Kapitalismus und Klimawandel.

P.P.S. ich bin gegen eine Reichensteuer. Es kann lediglich in einem Sozialstaat nicht sein, dass die Ölkonzerne Übergewinne machen während der Rest der Bevölkerung nicht weiß wie sie durch den Winter kommen sollen. Irgendwas läuft in unserem Land falsch.

Norbert981  01.09.2022, 15:27

Problem ist: Auch China ist inzwischen nicht mehr billig.

Zitat aus Spiegel vor ca. 5 Jahren:

Die durchschinttlichen Stundenlöhne der Arbeiter in China haben sich seit 2006 von 1,20 auf 3,60 Dollar verdreifacht und reichen bald an die in Portugal (4,50 Dollar) heran.

Auch diese Nachricht vor ca.5 Jahren kann den obigen Zitat von Spiegel bestätigen:

Chinesen verdienen schon fast so viel wie Griechen

https://www.derstandard.at/story/2000053325549/chinesen-verdienen-schon-fast-so-viel-wie-griechen

Soweit ich kenne, hat China das Niveau von Portugal/Griechenland inzwischen bereits erreicht.

Dann die nachstehende Meldung:

Von wegen billig – die Löhne in China steigen rasant, Angleichung an deutsche Standards in zahlreichen Branchen:

https://www.handelsblatt.com/unternehmen/mittelstand/familienunternehmer/produktionskosten-von-wegen-billig-die-loehne-in-china-steigen-rasant/22905244.html?ticket=ST-23569021-UnSuAvS6AfxkXyeedwEV-ap2

Besonders in den letzten 10 Jahren stiegen die Löhne drastisch, in nicht wenigen Branchen über 20% jährlich.

Dies führte zu einer boomenden Mittelschicht in China, die mittlerweile jedes 4. weltweit gebaute Auto und die Hälfte der Luxusgüter der Welt gekauft hat:

Chinesen kaufen ein Viertel aller neuen Autos der Welt:

https://www.autohaus.de/nachrichten/autohersteller/pkw-weltmarkt-chinesen-kaufen-ein-viertel-aller-neuen-autos-2730725

Chinesen kaufen die Hälfte der Luxusgüter der Welt:

https://www.manager-magazin.de/lifestyle/artikel/luxusgueter-chinesen-machen-weltweit-die-haelfte-des-umsatzes-aus-a-956032.html

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Norbert981  01.09.2022, 15:37

 "Die USA sind zwar Modern"

Inwiefern sind die USA noch modern? Ich nenne nur zwei Beispiele:

Überaltert, unzuverlässig, gefährlich

US-Infrastruktur so marode wie China in den 80ern

https://www.focus.de/finanzen/news/ueberaltert-unzuverlaessig-gefaehrlich-us-infrastruktur-so-marode-wie-china-in-den-80ern_aid_770526.html

Die USA sind groß.

In einigen Gebieten ist die Zeit einfach stehen geblieben, in anderen ist die Zeit sogar zurückgedreht worden und in einigen ist man seiner Zeit voraus.

Gerade die beiden ersteren sind leider über die letzten 20 Jahre ganz ganz heftig angestiegen.

Streets of Philadelphia, Kensington Avenue, What happened today, Aug, 2021. - YouTube

Persönlich finde ich das Video einfach schrecklich. Aber soweit ich kenne: die Bilder wie in diesem Video sind mittlerweile ganz ganz normale Alltagsbilder in meisten Großstädten von den USA geworden.

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Das liegt vielleicht auch daran, dass wir uns tot-bürokratisieren und innovative Ideen in ihrer Umsetzung einfach viel zu lange dauern und viel zu viele Menschen an den Entscheidungen mitwirken, die alle eine andere Denke haben. Mir ist das auch schon aufgefallen, dass wir (vor allem die Politik) im Stillstand sind bzw uns teils sogar zurück entwickeln und/oder für unwichtige Dinge viel mehr Geld und Energie aufwenden, statt für die wirklich wichtigen Dinge, die auch uns Bürgern nutzen könnten und die uns weiter bringen.

Das hat mehrere Gründe.

Zum einen hat sich Deutschland zu einem bürokratische Monster entwickelt. Für so ziemlich alles, was man hier machen will braucht man einen Antrag und einen Antrag für einen Antrag. Das hindert am Fortschritt.

Schlechte Planung und überflüssige änderungen von überflüssigen Regeln kommen noch dazu. Dann passiert sowas wie der Berliner Flughafen.

Zu guter letzt ist es auch einfach die Mentalität der deutschen. Ich kenne kein anderes Land der Welt, in dem die Menschen auf die Straße gehen und für höhere Steuern demonstrieren.

Irgendwo zwischen Atomenergieausstieg und Lastenfahrrad sind wir falsch abgebogen.

China macht die ersten Versuche Pflanzen auf dem Mond anzubauen und lacht uns Baizuos, die denken, wir seien ein Vorbild für den Rest der Welt aus.

LG.

Deutschland war schon immer a bissl konservativ und ist mittlerweile ein Land der alten Menschen. Die Boomer sind jetzt langsam alt und stellen einen großen Teil der Bevölkerung, geben ihr "alles muss so bleiben wie es ist" sogar an jüngere Menschen weiter.

Große Teile der Bevölkerung wollen auf Teufel komm raus weiter wie in den 80ern/90ern leben. Zumindest das Internet hat sich langsam mal durchgesetzt, aber sehr viele Menschen nutzen nichtmal Online Banking, zahlen bar, machen alles per Telefon, Post, Fax. Wollen nur Verbrenner fahren, essen wie in den 80ern und so weiter.

Jegliche Veränderung wird abgelehnt, richtig sind Dinge nur so, wie man sie schon immer kennt. Dazu kommt noch eine kollektive Zwangsneurose, Dinge müssen so sein, weil sie das eben müssen plus eine riesige German Angst vor allem möglichen.