Warum ist der Tod in latinischen Sprachen weiblich?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

"Männlich" und "weiblich" für Genus I und II sind irreführende Bezeichnungen, die auf "masculinium" und "femininum" zurückgehen, was schon in der Antike eine fatale Fehlbenennung war. Grund ist nur, dass Bezeichnungen von Männern überwiegend (aber nicht ausschließlich) Genus I erhalten, Frauenbezeichnungen jedoch (ebenso mit Ausnahmen) Genus II. (Ich verzichte hier auf die zugehörige Theorie einer Erklärung.)

Demzufolge ist es blanker Zufall, welches Genus einem abstrakten Begriff wie "Tod" in der einzelnen Sprache zugeordnet wird. Dass die entsprechenden allegorischen Figuren einen Mann bzw. eine Frau darstellen, ist nur eine Konsequenz, keine Ursache.

Es gibt in der Sprachwissenschaft einen Erklärungsansatz, dass alle aktiven, heftigen, aggressiven, usw. Begriffe mit "männlich" assoziiert werden, alle sanften, ausgeglichenen, passiven, usw. mit "weiblich" (sog. "Volksklassifikation" des Genus). Aber schon in der Antike wurde das angezweifelt, indem augenscheinliche Gegenbeispiele angeführt wurden. Bis heute sind die Ergebnisse von statistischen Untersuchungen dieser These nicht überzeugend. Da "Tod" wohl zweifellos ein Begriff ist, dem man Aggressivität zuordnet, müsste sein Genus nach der o.a. Theorie Genus I (masculinum) sein. Daher rührt auch wohl das Problem des Fragestellers, der ja nicht fragt, warum "Tod" im Deutschen "männlich" ist. Irgendwie scheint ihm das wohl naheliegender.

Auch nach bekannten Regeln der Genuszuordnung aufgrund der Wortendung gibt es keinen Grund, warum z.B. "mors" (lat.) femininum ist. Die spätereren romanischen Sprachen haben das Genus wohl übernommen.

In slowenischer (und auch in einigen anderen slawischen Sprachen) Sprache ist der Tod (smrt) auch weiblich. In manchen Volkserzählungen wird der Tod als eine Frau mit Sense beschrieben.

Das ist schwer zu sagen. Wichtig ist dabei aber, dass, man das grammatikalische Genus nicht überbewerten, bzw. es nicht zu sehr mit dem natürlichen Geschlecht identifizieren sollte. Eine solche Art der Auslegung wird einerseits erst durch die Grammatikographie wirklich sinnvoll und ist vor allem durch die Literatur populär geworden.

Dabei ist der Tod auch keine Ausnahme. Die Liebe ist in den romanischen Sprachen männlich, die Sonne ebenfalls, wohingegen der Mond weiblich ist.

Möglicherweise hängt das auch einfach mit den Endungen zusammen. Die Frage, ob das Genus oder die einschlägigen Endungen vorher da waren, ähnelt ein wenig der Frage nach Henne und Ei.

Im Lateinischen ist auch die Sonne (Sol) männlich und der Mond (Luna) weiblich. Hat sich eben so entwickelt. Im Endeffekt geht es ja auch nicht um das Geschlecht eines Wortes, sondern um seine Bedeutung, deshalb hat man Sprache ja auch erfunden.

Wörter sind in verschiedenen Sprachen auch verschieden geschlechtlich ist halt so