Warum ist Blitz schwieriger als Schnellschachund welche Disziplin ist relevanter für das spielniveau?

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Doppelte Frage - doppelte Antwort:

Blitz ist eine Variante des Schachspiels, die mal zwischendurch zum Spaß an der Freude gespielt werden kann oder auch mal stundenlang als Spieleabend unter Freunden (gern auch mit Nebenbedingungen für den Sieger / Verlierer oder sonstige Umstände innerhalb einer Partie). Wir haben an so manchen kalten Winterwochenenden (Freitag abend bis Sonntag nachmittag) vielleicht 100+ Partien Blitz gezockt, uns von Pizza, Bier und Schnaps ernährt und waren happy.

Relativ "gutes" Blitzschach findet eigentlich nur unter erfahrenen Schachspielern statt - alles andere ist wildes Hin- und Hergeschubse der Puppen mit entsprechender Malträtierung der armen Uhr und der Figuren.

Warum "erfahren"? Weil du beim Blitz einfach kaum Zeit hast, sinnvolle Strategien oder gar taktische Abwicklungen durchzurechnen. Hier spielst du entweder komplett außerhalb der bekannten Pfade (weil du schon vor den Partien gut vorbereitet bist), oder aber du spielst bekannte Muster, weil du sie erkennst und hoffst, dass dein Gegner diese Muster nicht so gut beherrscht oder einen Fehler macht.

Rapidschach (Schnellschach) ist deutlich langsamer aber eben auch besser der Denkgeschwindigkeit unseres menschlichen Gehirns angepasst. Auch Schnellschach wird erst dann sinnvoll, wenn beide Spieler nicht nur die Regeln beherrschen sondern auch taktische Elemente durchrechnen, Mattmotive erkennen und Strategien entwickeln können. Zumindest hast du als Schnellschachspieler aber immerhin die Zeit, um solche Dinge genauer betrachten zu können.

Beide Schachvarianten (ebenso wie Bullet und auf der anderen Seite Normalschach) sind innerhalb ihres Rahmens ernstzunehmen. Es finden für alle Varianten auch entsprechende Wettkämpfe und sogar Weltmeisterschaften statt. Bei diesen Wettbewerben findest du auch in aller Regel die üblichen Verdächtigen der Weltspitze. Du kannst aber dennoch (insbesondere im Mittelmaß der Schachspieler) nicht unbedingt darauf schließen, dass ein guter Blitzer ein guter Schnellschachspieler ist oder sogar im Normalschach gut abschneidet. Ebenso gilt das natürlich auch umgekehrt.

Ich habe immer das Normalschach bevorzugt (40 Züge in 120 Minuten), konnte auch relativ gut Schnellschach mit Zeitkontrollen von 20 Minuten aufwärts pro Partie - beim Blitzen war ich am Schluss aber meist der nüchternste (der Gewinner musste bei uns immer einen Schnaps trinken).

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – lange Jahre Vereinsspieler mit DWZ um 2000