Warum hatten sie früher so eine komische Schrift, und hätten so eine normale Schrift wie diese hier verstanden?

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Mit dem Aufkommen der Druckerpresse wurde dieser Schriftstil („Fraktur“, weil die Linien wiederholt gebrochen werden) entwickelt; er versucht, die damals übliche Hand­schrift nachzuahmen. Die „Brüche“ entsprechen dabei dem Absetzen und Neu­ansetzen (in neuem Winkel) der Feder.

Die heute übliche Schrift („Antiqua“) versucht dagegen, den Stil der antiken Inschrif­ten wiederzugeben. Antiqua wurde im Humanismus beliebt und schwappte dann aus­­gehend von den romanischen Ländern nach Norden. Die Deutschen hielten am läng­sten an der Fraktur fest (haben sie ja auch erfunden), man kann sie aber ge­le­gent­lich auch noch in England sehen.

Bereits im 19. Jahrhundert waren alle gebildeten Deutschsprecher mit beiden Schrif­ten ver­traut und konnten sie lesen. In wissenschaftlichen Werken war es üb­lich, deut­schen Text in Fraktur zu drucken und fremdsprachigen in Antiqua. Da es in Fraktur kei­ne „Kur­siv­schrift“ gibt, verwendete man Antiqua auch manchmal zur Hervor­he­bung (die Alter­nati­ve war es, Fraktur gesperrt zu drucken, also mit ver­größer­ten Ab­stän­­den zwi­schen den Buch­staben eines Wortes)

Hier ein Beispiel aus einem Schulbuch über die griechische Sprache (Curtius, 1859). Du siehst Sper­rung zur Hervorhebung und Antiqua für lateinische Vokabeln. Offen­bar konnten alle Schüler Antiqua lesen.

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(In diesem Font wird ein ä tatsächlich durch ein a mit darübergestelltem kleinen e dar­gestellt, das kann man auch heute noch machen, wenn man will: aͤ)

Woher ich das weiß:Hobby – Angelesenes Wissen über Sprach­geschich­te und Grammatik
 - (Deutsch, Schrift)
PWolff  19.01.2019, 03:16

Wenn man weiß, dass eine Gänsefeder beim Schreiben schnell kaputtgeht, wenn man sie schiebt statt zieht, und mit einer etwas breiteren Feder schreibt, merkt man, dass die Schrift der Fraktur ähnlich wird. Dann neigt der Mensch dazu, die Dinge so zu gestalten, wie er sie als schön empfindet, so sind die Buchstaben der Frakturschriften leicht erklärt.

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Es gab auch die Sütterlin Schrift! Als ich noch in die Grundschule ging, habe ich gelernt, wenn man aus der Mondsichel ein z mit Schleife machen kann, ist es ein zunehmender Mond, aber wenn die Mondsichel rechts offen ist, kann man ein kleines "a" draus machen, dann ist es ein abnehmender Mond. Diese Schrift wurde in den frühen 70ern nicht mehr gelehrt, nur noch ganz alte Leute kennen sie

http://www.suetterlinschrift.de/Lese/Alphabet.htm

d.h. das sütterlin z hatte die o.g. Schleife

Ich denke, dass jemand aus der Kaiserzeit unsere heutigen Sans-Serif-Schriften nur teilweise entziffern könnte, nur ein paar Buchstaben. Aber nicht genug, um den Sinn jeden Satzes zu verstehen.

Ich selber, jetzt 66, hatte in der Schule diese "gotische" Schrift gelernt und kann sie heute noch gut lesen - obwohl es mehrere Formen davon gibt.

Wir lernen auch Sütterlin, ich hab' noch die Schriftvorlage in einem Ordner. Mangels Übung kann ich es noch so fast etwa entziffern, aber kann es nicht mehr richtig schreiben.

Dann wurden wir auf die lateinische Schrift umgestellt. Auf unseren Schiefertafeln kratzten die runden Buchstaben kreischend :-( .

Nach sehr kurzer Zeit wurde diese lateinische Schrift auf eine andere Form lateinischer Schrift umgestellt. Zum Beispiel waren die "s", die "Z", die Esszett (Verzeihung, ich tippe auf einem französischen Handy), die "f", die "t" und viele Verbindungen von Buchstaben anders. Der Überstrich zur Verdopplung galt nicht mehr.

Hab' versucht, Russisch zu lernen, hab' aber schon beim Alphabet aufgegeben. Dennoch sind manche der Buchstaben in meine Handschrift eingeflossen.

Zwischendrin die Unzialen gelernt, mehrere Arten, aus reiner Neugier - ich wollte alte Texte lesen können.

Dann deutsche Normschrift gelernt (Bauingenieur). Später nach Frankreich umgezogen, eine andere Normschrift (Architektur).

Trotzdem denke ich, dass ich deutsche Handschrift von in hundert Jahren nicht lesen würden könnte. Gedruckte Schrift vielleicht noch (falls es nicht normiertes Neuchinesisch geworden ist).

Die Worte würde ich bestimmt nicht verstehen. Es gibt ja heute schon derart viele neue Begriffe, die ich nicht verstehe ... :-(

Diese altdeutsche Schrift verwendete man im Kaiserreich und der NS Zeit von 1870-1945 etwa und sie ist durch die Schnörkel halt echt schwer zu lesen und moderne Schrift ist einfacher und besser zu lesen

Ich kann das lesen. Bin 1976 eingeschult worden und ich kann mich erinnern das uns das lesen dieser Schrift beigebracht wurde. Allerdings so schwer ist das ja auch nicht