Warum haben Verfilmungen von Büchern kaum mehr was mit den Büchern selbst zu tun?

6 Antworten

Es kommt immer auf die Verfilmung an, wie gut sie einen Roman umsetzt und wiedergibt. Generell ist ein Buch natürlich viel ausführlicher und detaillierter. Man liest es ja auch nicht in der kurzen Zeit durch, in der man den Film sieht. Bestimmte Informationen wie Gedanken, Hintergründe und Zusammenhänge erfährt man nur über das Buch. Beim Lesen bleibt außerdem mehr der eigenen Fantasie überlassen.

Einige Verfilmungen finde ich aber ganz gut gelungen, weil sie noch recht nah an dem Buch bleiben und viel von dessen Stimmung rüber bringen. Etwa bei Das Schicksal ist ein mieser Verräter, Momo und Ronja Räubertochter.

Manche literarische Werke sind recht umfangreich, und einen Roman zu lesen kostet schon mehr Überwindung, als einen Film zu schauen. Da bieten Filme einen leichteren Zugang. Einige Bücher hätte ich ohne den Film vielleicht gar nicht gelesen. Etwa Der Herr der Ringe, Little Women und Das Geisterhaus.

Ich finde es auch in Ordnung, in Filmen die Handlung eines Romans zu kürzen und zu verdichten, etwa durch Zusammenlegen von Charakteren, Wegfall von Nebenhandlungen etc. Es sollte eben nur im wesentlichen noch der Romanvorlage entsprechen. Ansonsten reizt mich allerdings auch nicht jede Romanverfilmung.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Weil die Bücher eigentlich nur die Inspirationen sind. Die Autoren wollen keine Filme für die Buchleser machen. Sie wollen den Film für die breite Masse machen. Er soll zugänglich für jedermann sein.

Bücher sind für 1 Zielgruppe geschrieben. In dem Fall Vampir Fans. Das genre ist eh nicht sehr beliebt in Filmen. Nur wenige haben es auf die Leinwand geschafft. Wenn also der Vampir nicht funktioniert, dann muss es eben was anderes sein das die Leute den Film kaufen. So wird jede Szene betrachtet. Zudem gibts ein Limit von der Zeit. Glaubst du echt das das ganze Buch 1zu1 in 1,5h gepasst hätte? Kürzen müssen sie es also eh. Jetzt wird nur noch entschieden welche Szenen es sind, welche sie wie verändern damit Leute Geld ausgeben und schon hat der Buchleser die A Karte gezogen.

Nun, Drehbuchschreiber und Regisseure entwickeln manchmal eigene Phantasien, wenn sie einen Stoff verfilmen und bauen dann Dinge rein, die ursprünglich gar nicht enthalten waren. Manche leiden auch unter Zwangsvorstellungen, wie man ein Thema umsetzen müsse (indem sie sich an amerikanischen Vorbildern orientieren), andre hauchen allgemein gehaltenen Beschreibungen des Autors durch konkrete Dialoge und szenische Darstellungen Leben ein (das halte ich für legal).

Inwieweit der ursprüngliche Stoff dadurch verfälscht oder die Intention des Autors richtig herausgearbeitet wird, ist unterschiedlich. Auf jeden Fall ist es sinnvoll, wenn Drehbuchschreiber und Buchautor zusammenarbeiten - oder noch besser, der Autor selbst das Drehbuch schreibt, sofern er sowas kann. Dann kommt es nur noch auf die Werktreue des Regisseurs an...

Ich habe mal Drehbuchgestaltung und Regie studiert und würde gern Drehbücher für meine eigenen Märchen schreiben - leider liest die Branche meine Vorschläge erst gar nicht...

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Allround-Autorin und Nachhilfelehrerin

Beim Lesen macht sich jeder seinen eigenen Film. Der stimmt üblicherweise nicht mit dem Drehbuch eines Autoren überein.

Weil es schlicht unmöglich ist, 500 oder mehr Seiten in 90 Minuten Bildern zusammenzupressen. Es erfolgt hier zwangsläufig eine Handlungskomprimierung, die mit der Vorlage dann nicht mehr viel zu tun hat.

Tierhalterin42 
Fragesteller
 01.11.2023, 08:19

Das ist mir klar, aber erklären tut es trotzdem nicht wirklich warum das so stark ist

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cas65  01.11.2023, 08:21
@Tierhalterin42

Weil das nicht der einzige Aspekt ist. Nur der wichtigste. Dazu kommt, dass Bildsprache eine andere ist als Schriftsprache; dass die Filmemachern in ihren Interpretationen schwelgen, selbst inhaltliche Schwerpunkte setzen etc. pp.

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