Warum gibt es überhaupt etwas?

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Hallo Bratkartoffel92,

da stecken so viele Fragen drin, dass es wohl etwas länger wird....

Zunächst zum Urknall:

Das Universum ist ja lt. gängiger Theorie vor 13,8 Mrd. Jahren "entstanden", zumindest soll da der Urknall stattgefunden haben.

Dass das Universum vor etwa 13,8 Milliarden Jahren in einem dichten und heißen Anfangszustand begonnen hat, das ist bestens belegt. Die Modelle sind bis in die ersten Sekunden des Universums experimentell bestätigt.

Was spekulativ ist, ist, wie genau die erste Sekunde abgelaufen ist - also: Welche Prozesse hier abgelaufen sind und den eigentlichen Beginn der Ausdehnung des dichten heißen Anfangszustandes bedingt haben.

Und woher kommt die ganze Materie? Warum gibt es die überhaupt?

Die Materie entsteht erst im Universum in den ersten paar Minuten.

Die Materie kann sich erst bilden, WEIL das Universum begonnen hat, sich auszudehnen und deshalb die Energiedichte abnimmt. Erst deswegen kühlt das sich ausdehnende Universum ab und Materie kann stabil bleiben.

Aber was war davor?

Weil auch die Zeit erst mit dem Urknall entsteht, die Formulierung "vor dem Urknall" physikalisch eigentlich nicht sinnvoll ist. Um sich das vorstellen zu können, muss man sich ein bissi verdeutlichen, was wir unter dem Vergehen von "Zeit" eigentlich verstehen und wie wir überhaupt nachweisen können, DASS Zeit vergeht.

Nehmen wir einmal an, Du hast einen Stapel Fotos von Deinem Opa in der Hand. Ein paar zeigen ihn als Kind, ein paar als jungen Mann, auf ein paar ist er älter... und schließlich uuuuralt. Ok? Dann fällt Dir dieser Stapel Bilder runter und kommt dabei durcheinander. Nun wirst Du beim Aufheben in der Lage sein, die Bilder wieder in die richtige __zeitliche__ Reihenfolge zu bringen, weil Dein Opa in dieser Reihenfolge halt auf jedem Bild etwas älter werden muss.

Altern ist ein sogenannter "irreversibler Prozess" - ein Prozess, der in der Natur spontan immer nur in eine Richtung abläuft.

Tatsächlich können wir das Vergehen von Zeit nur nachweisen, wenn wir beobachten, dass irgendwo irreversible Prozesse ablaufen: Nur dann können wir einer Reihe von "Momentaufnahmen" eine eindeutige Reihenfolge zuordnen. Ohne irreversible Prozesse ist das nicht möglich.

Das Problem ist, dass derartige irreversible Prozesse eben erst im Universum mit dem Urknall möglich werden. Erst ab dann haben wir Prozesse, die in eine Vorzugsrichtung ablaufen und können daran eine "Zeit" definieren.

Und deswegen macht die Frage nach "vor dem Urknall" physikalisch wenig Sinn.

Werden die Menschen diese Frage irgendwann beantworten können?

Natürlich stellen sich auch Physiker die Frage, welche Prozesse zum Urknall geführt haben könnten.

Wie ich oben aber schon angedeutet habe, wird es hier notwendig spekulativ: Unser Universum und damit unser Verständnis von Raum Zeit und Physik beginnen mit dem Urknall. Nichts von dem kann als gesichert darüber hinaus vorausgesetzt werden... genau so ist physikalisch übrigens das "Nichts" gemeint, das in Zusammenhang mit dem Urknall oft (und meist falsch) bemüht wird.

Der Urknall ist ein Beobachtungshorizont. Wir können physikalische Modelle darüber hinaus nichtdirekt durch Beobachtungen testen. Die einzige naturwissenschaftlich sinnvolle Möglichkeit ist die Extrapolation: Man rechnet mögliche Szenarien, basierend auf bestätigter Physik, durch und schaut, ob die ein Universum ergeben, das - bis ins quantitative Detail! - so ist, wie unseres.

Wenn dem so ist, dann hat man ein Modell vor sich, das beschreibt, wie der Urknall abgelaufen sein __könnte__. Man hat aber - eben mangels direkter Beobachtungsmöglichkeiten - grundsätzlich keine Möglichkeit, zu belegen, dass dieses Modell auch dem tatsächlichen historischen Ablauf wiedergibt.

Das bedeutet, dass man physikalisch zwar Möglichkeiten für den Ablauf des Urknalls aufzeigen kann und auch in gewissen Umfang testen kann, ob diese ein richtiges Universum ergeben... aber bei mehreren Modellen kann man nicht mehr testen, welches zutrifft.

Aber warum hat überhaupt etwas existiert?

Eines dieser Modelle liefert diese Antwort praktisch gleich mit. Hier wird davon ausgegangen, dass die in der Heisenbergschen Unschärferelation beschriebene Unschärfe der Natur auf kleinster Ebene eine wirklich fundamentale Eigenschaft der Natur ist. Nach ihr sind

Δt *ΔE > ħ.

Auf der Ebene der allerkleinsten Dinge, in der Quantenwelt, sind manche Größen nicht gleichzeitig beliebig genau bestimmt. Das gilt zum Beispiel für die Größen Zeit und Energie. In sehr kurzen Zeitintervallen Δt ist die Energie sehr ungenau festgelegt.

Das bedeutet aber auch, dass "Nichts" auf dieser quantenmechanischen Ebene ein brodelndes "Etwas" ist. Ständig entstehen virtuelle Systeme mit einer Energie ΔE und zerfallen wieder nach der Zeit Δt. Sie können nicht länger existieren, weil sie ihre Energieschuld ans Nichts zurückzahlen müssen.

Aber wenn jetzt ein System für sehr kurze Zeit Δt entsteht, in dem innerhalb seiner kurzen Lebensdauer etwas passiert, ein Prozess abläuft, bei dem genug Energie frei wird, so dass ΔE ans Nichts zurückgezahlt werden kann, dann kann das System real werden und existieren.

In diesem Modell kommt es also zum Urknall, weil wegen der Heisenbergschen Unschärferelation die Natur exakte Werte nicht "festzurren" kann. Auch den Wert Null nicht. In dieser Vorstellung kann gar nicht "Nichts" sein, weil "Nichts" auf der Quantenebene, also auf der allerkleinsten Ebene, nicht wirklich stabil ist.

Es entstehen virtuelle Quantenfluktuationen ... und vergehen wieder. Bis es irgendwann in einer dieser virtuellen Quantenfluktuationen zu einem Phasenübergang kommt, der die nötige Energie liefert. Wie unwahrscheinlich dieser Vorgang ist, spielt, so lange der Wert nur von Null verschieden ist, dabei keine Rolle.

Hier ausführlich erklärt:

https://www.youtube.com/watch?v=hrJViSH6Klo

Ich meine, irgendwas muss ja von Anfang an existiert haben.

Vielleicht erkennst Du selber, wie diese Formulierng zwangsweise in das hinein führt, was die Philosophen einen "unendlichen Regress" nennen... denn egal welchen Punkt Du als "Anfang" definierst, ich kann immer hergehen und fragen "und was war davor?"

Das Problem ist, dass dieses "es muss doch..." letztlich aus unserer Alltagserfahrung stammt. Und die findet IM Raum und IN der Zeit und IM Universum statt... und wird deswegen bei Fragen zum Urknall irreführend: wir stülpen naiv Vorstellungen, gewonnen aus unserer Umgebung, unserer Physik Prozessen über, wo wir genau diese Dinge nicht mehr voraussetzen können.

Ohne irreversible Prozesse haben wir keine Zeit. Ohne Zeit können wir beliebig lange auf die passende Quantenfluktuation warten. Durch die Unschärfe der Natur - falls diese fundamental ist - wird Nichtexistenz zu einem beliebig unwahrscheinlichen Spezialfall, der vielen denkbaren Möglichkeiten von Existenz gegenübersteht: Wie hätte es die Natur schaffen sollen, in diesem Spezialfall zu verweilen?

Grüße

Die immer wiederkehrende Frage... "Was war vor dem Urknall?"

Nichts - beim Urknall entstanden Raum und Zeit - ohne Zeit, kein "Davor". - Simpel.

Mit 100%iger Sicherheit werden wir das aber niemals sagen können.

Genau genommen können wir rein überhauptnichts mit absoluter Sicherheit sagen, denn ein Restzweifel bleibt immer.
Allein schon aufgrund dessen, dass die Wissenschaft gezwungen ist mit Falsifikation ("Ausschlussverfahren") zu arbeiten. Man "irrt" sich sozusagen dem Weg entlang - aber je weiter man "entlangirrt" desto klarer wird das Bild der Wirklichkeit.

Die Wissenschaft stellt eine (überprüfbare) These auf und macht sich dann daran, diese experimentell zu überprüfen:
z.B: "Im Kühlschrank ist Bier!"
Jetzt besteht aber nicht die Möglichkeit den Kühlschrank einfach zu öffnen und dies zu verifizieren (kannst ja auch schlecht z.B. mal eben in einen Stern reinschauen o.Ä.).
Also werden Experimente gemacht - man kann den Kühlschrank z.B. abfackeln und sucht in den Resten nach den Bestandteilen von Bier. Wird man fündig, hat man einen Indizienbeweis der die These ("Im Kühlschrank ist Bier!") stützt.

Also prüft man weiter. - Man durchleuchtet ihn - und sieht etwas das nach einer Bierflasche aussieht - ein weiterer Indizienbeweis der die These stützt.

Und so hangelt man sich entlang, bis man etwas findet das der These wiederspricht und somit als, zumindest teilweise, falsch entlarvt.

Oder eben nicht und die These "Im Kühlschrank ist Bier!" wird zur akzeptierten und durch Beweise gestützen Theorie. Aber auch dann bleibt ein gewisser Restzweifel, da man den Kühlschrank unmöglich einfach öffnen kann und nachsehen.
Man kann unmöglich das Gesamtbild betrachten/überprüfen, nur immer ein kleiner Ausschnitt des Ganzen.

Wie schon Sokrates sagte: "Ich weiss, dass ich nicht weiss." - Und das ist auch das Einzige was wir jemals mit Sicherheit wissen werden und können.

Ich denke diese Frage ist fehl am Platz. Weil es davor nichts gab. Es gab nichts, weil es nicht vorgesehen war, daran bezug zunehmen. Ansonsten hätten wir dafür etwas und würden uns nicht immer diese Frage stellen.

Ich denke wir leben in so etwas wie in einer Matrix oder einem künstlichem Labor. Es startete mit dem urknall. Alles davor war nicht vorgesehen. Drum wird es keine Antwort drauf geben, außer wir fangen an 4 Dimensional zu denken.

Beispiel. Menschen die ein Spiel wie z.b GTA entwickelt haben... Du startet dieses Spiel ab einem gewissen Punkt. Es gibt keine extreme Vergangenheit außer die entwickler haben es extra eingebaut. Du spielst das Spiel GTA in dieser Welt mit der Materie die der Entwickler dafür vorgesehen hat. Es gibt dort keine Zeit Epoche der Dinosauriar. Existiert nicht. Und du kannst nix dran ändern. Außer du hörst auf GTA zu spielen. Stehst vom Pc auf und gehst in ein Museum in deiner echten (anderen) Welt. Nur dann bist du in der Lage etwas über die Dinosaurier rauszufinden.

Kurz gesagt es ist zu kompliziert für unser menschliches Gehirn. Man sollte sich die Frage lieber nicht stellen um die Psyche nicht zu belasten. Sondern sich lieber weiterentwickeln.

Ich bin mir mittlerweile ziemlich sicher, dass wir in einer Art Matrix leben müssen.

Ich gehe davon aus, daß einen zwingenden logischen Grund dafür gibt, daß es etwas gibt und nicht einfach nur nichts.

Doch egal, ob man nun etwas Materielles feststellen möchte oder etwas rein Geistiges oder auch nur in irgend etwas enthaltene Logik, man benötigt zwingend ein geeignetes Werkzeug, um es feststellen zu können.

Gegenwärtig scheint es so zu sein, daß wir nicht über ein passendes Werkzeug verfügen, um den Grund dafür, daß es überhaupt etwas gibt, erkennen und erfassen zu können.

Dennoch gebietet es die Logik, daß dann, wenn es einen solchen zwingenden Grund gibt, dieser Grund ewig vorhanden sein muß, also schon immer vorlag und immer vorliegen wird. Weiterhin können wir dann auch davon ausgehen, daß neben dem Grund eben aus diesem Grund heraus auch ein Dasein schon immer existierte und immer existieren wird, egal, welchen Zustand es annimmt. Und egal, was dieses Dasein hervorbringt/entstehen läßt, es geschieht innerhalb des Daseins und nicht außerhalb, weil ein "außerhalb", also ein "Nichts", nicht existent ist.

Doch alles, was darüber hinaus geht, ist uns noch verschlossen.

Tja. Mehr als hinnehmen kann man es nicht. Dann sollte man sich lieber von seinem Körper trennen, wenn man so neugierig ist. Dann könnte man vielleicht mehr darüber erfahren. 😎