Warum gibt es im Norden mehr Evangelen und im Süden mehr Katholiken?

8 Antworten

Nach dem Dreißigjährigen Krieg galt die Regel, dass ein Landesherr die Religion seiner Untertanen bestimmmt. Wenn der Herrscher protestantisch war, mussten die Katholiken Auswandern, um nicht ermordet zu werden; war er katholisch mussten die Protestanten aus dem gleichen Grund gehen. Teilweise geschahen solche Ausweisungen sogar entgegen dem Westfälischen Fireden - wie z.B. 1731 in Salzburg

Es ist etwas komplizierter. Die Reformation begann zwar in Deutschland (Luther), aber auch z.B. in der Schweiz gab es starke reformatorische Tendenzen (Zwingli).

So kam es, dass das Saarland (bis heute) überwiegend katholisch ist (ich bin auch katholisch, und aus dem Saarland) [wie auch Frankreich], die südlicher gelegenen Gebiete Württemberg und Teile der Schweiz eher evangelisch.

Der Schwarzwald (Baden) ist eher katholisch bestimmt.

Für Bayern und Österreich ist auch eher der Katholizismus bestimmend.

Skandinavien ist eher protestantisch. Aber auch das kam so nach und nach. Island war anfangs katholisch (logisch, die Besiedlung war vor der Reformation), wurde aber dann (von Dänemark aus) protestantisch.

Am Rhein findet man bis zur holländischen Grenze (z.B. Kevelaer) katholische Gebiete. Belgien ist eher katholisch, die Niederlande eher protestantisch. Die Grenzziehung zwischen diesen Staaten hing auch mit den Konfessionen zusammen.

Historisch gesehen waren die früheren Landesfürsten maßgeblich, die entweder die eine oder die andere Konfession bevorzugten. Tendenziell ist der Norden protestantischer, es gibt aber viele Ausnahmen.

cuius regio, eius religio

Im Zuge der Reformation im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und in Europa entschieden sich die Landesfürsten für die katholische (Kaiser) Seite oder für die evangelische. Das hatte meist keine religiöse, sondern machtpolitische Gründe.

https://de.wikipedia.org/wiki/Drei%C3%9Figj%C3%A4hriger_Krieg

Wer wohin tendierte findet man heute noch.

Es gibt aber selbst im Süden starke protestantische Hochburgen und umgekehrt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Religionen_in_Deutschland#/media/File:Konfessionen_Deutschland_Zensus_2011.png

RischijKot  19.01.2018, 21:35

Interessante Karte, Rhein-Main Gebiet immerhin hellblau, also tendenziell mehr Konfessionslose. Könnte aber auch an der vielen Einwanderung liegen.

Bayern hätte ich persönlich jetzt für rein katholisch gehalten, während ich die Schwaben eigentlich für evangelisch hielt. Auch wenn das für mich keinerlei Relevanz hat.

Interessant, daß in Hessen und Schleswig-Holstein auch viele ländliche Gebiete tendenziell konfessionsfrei sind. Ist also wohl nicht zwangsläufig so, daß die "Landeier" an ihrem Glauben festhalten.

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OlliBjoern  20.01.2018, 00:39
@RischijKot

Die Schwaben sind auch meiner Erfahrung nach (ich wohne dort) überwiegend evangelisch. Es gibt dennoch punktuell katholische Gegenden (z.B. Rottenburg). Der Schwarzwald ist eher katholisch geprägt (Baden).

Das Bodenseegebiet weicht aber vom Raum Stuttgart/Tübingen ab.

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Weil die jeweiligen Landesfürsten bestimmen konnten, wer ev. bzw. kath. sein durfte. Und wenn der Landesfürst eine der beiden Konfessionen hatte, dann mußten das auch die Leute dort haben.

Die Reformation entstand im heutigen Sachsen-Anhalt und verbreitete sich erst in der Umgebung. Einige Fürsten nahmen die "neue Religion" an, andere nicht. Im 30 Jährigen Krieg schlugen sie sich wegen dem Mist die Köpfe ein.

Zum Glück sind aber heutzutage beide Konfessionen am Schwinden, der Atheismus verbreitet sich immer weiter. In 100 Jahren wird das kein Thema mehr sein. Hoffen wir, daß der Islam nicht in die Lücke prescht.

Rizini  27.09.2019, 17:55

Mit solchen Prognosen würde ich vorsichtig sein: In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war 1 % der Bevölkerung Frankreichs reformiert, in der zweiten Hälfte waren es 2 %, aktuell sind es 3 %.

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