warum gibt es im fernsehen ständig reportagen über hitler?

10 Antworten

Ich habe mir immer gewünscht, dass der Fokus nicht ganz so stark auf WW II ausgerichtet ist. Die Geschichte hat so unendlich viele interessante, naja, Geschichten zu bieten, da muss man nicht gefühlte 90% aller Historischen Sendungen mit einem Themenkomplex füllen. War zumindest gefühlt so.

Scheint mir immer noch bis zu einem gewissen Grad so zu sein, auch auf Youtube beispielsweise, aber könnte auch trügen. Aber es gibt in jedem Fall auch genug Youtuber die andere Themen behandeln. Man findet also heute leicht mehr, wenn man etwas sucht.

Ich versteh auch den Fokus, das Thema ist enorm wichtig, alles andere als beendet und muss behandelt werden. Dennoch hätte ich mir schon früher, im Geschichtsunterricht, gewünscht dass man nicht eins von nur drei Jahren komplett mit dem Teil füllt. Oder dass man zumindest, wenn man schon so viel Zeit für WW II aufbringt, man doch wenigstens ein bisschen auf Japan, Italien, die USA, die Sowjetunion, usw..., halt den Rest der Welt eingeht. Fand ich immer schade.


mightydubman 
Fragesteller
 15.11.2021, 15:43

Das ist nicht nur schade,sondern eine sehr fraglich und einseitige GeschichtsBildung.

Sogar mein FachAbitur hab ich darüber schreiben müssen.

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Heutzutage gibt es über 100 Sender, und die sprechen sich eben nicht alle ab. Da kann es schon sein, dass der eine Sender heute was über die Nazis zeigt, und morgen zufälligerweise ein anderer.

Und es geht eben darum zu zeigen, was Hitler und die Nazis damals verbrochen haben. Es gibt immer noch (oder wieder) Leute, die versuchen, die Verbrechen der Nazis zu relativieren, die den Holocaust leugnen oder die Kriegs-Schuld anderen zuzuschieben.

Das hat schon was von Glorifizierung.

Du weißt scheinbar nicht, was Glorifizierung heißt. Man glorifiziert jemanden nicht, indem man über seine Verbrechen berichtet.

Meine Mutter meinte,als sie noch klein war,lief dass auch schon im Fernsehen. Morgens auf N3 immer vor der 9.Uhr Sesamstrasse...also seit mind. 40.Jahren wird im deutschen Fernsehen etwas über Hitler gezeigt.

Deine Mutter weiß also noch genau, was damals im Fernsehen lief, als sie ein kleines Kind im Sesamstraßenalter war? Wohl eher nicht.

Ja, auch schon vor 40 Jahren gab es Hitler-Dokus, aber weniger als heute (und bestimmt nicht um 9 Uhr morgens). So was lief nur abends. Da haben die ÖR schon drauf geachtet.

Die NS-Thematik wurde jahrzehntelang sehr zurückhaltend behandelt. Mal als Beispiel: 1983 wurde der NS-Kriegsverbrecher Klaus Barbie in Bolivien verhaftet. Er hätte nach Deutschland ausgeliefert werden können, aber Helmut Kohl verhinderte das, um "eine erneute Schulddebatte von Kriegsverbrechern im Land nicht aufkommen zu lassen."

https://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Barbie#Barbie-Prozess

Erst so seit den Privatsendern wird mehr über das Thema gesprochen. Bis Mitte der 80er gab es ja nur die ÖR. Da hatte man nur 3 Sender (4, je nachdem wo man wohnte).


mightydubman 
Fragesteller
 15.11.2021, 15:31
Deine Mutter weiß also noch genau, was damals im Fernsehen lief, als sie ein kleines Kind im Sesamstraßenalter war? Wohl eher nicht.
Gehts noch? Weist du besser darüber bescheid an was sich meine Ma erinnert und an was nicht? Sie weiss noch genau wie düster und beängstigend die schwarz-weiß Aufnahmen waren. Die alten und dünnen Menschen hinter den Stacheldrahrzäunen,den so kalt war.Leichenberge aus alten,dürren,nackten Männern.Panzer.
Das Leid der Menschen war mehr im Fokus. Das zeigen die heutigen Dokus nicht mehr.    
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Saturnknight  15.11.2021, 15:37
@mightydubman
Das Leid der Menschen war mehr im Fokus. Das zeigen die heutigen Dokus nicht mehr.

Doch, auch das wird heute noch gezeigt.

Sie weiss noch genau wie düster und beängstigend die schwarz-weiß Aufnahmen waren. Die alten und dünnen Menschen hinter den Stacheldrahrzäunen,den so kalt war.Leichenberge aus alten,dürren,nackten Männern.Panzer.

Und du glaubst solche beängstigenden Aufnahmen wurden direkt vor der Sesamstraße gezeigt?

Zudem: die Aufnahmen aus dem 3. Reich haben sich ja kaum geändert. Vielleicht hat sie die Aufnahmen als Teenager gesehen und fand sie dann beängstigend?

Weißt du den noch, was in deiner Kindheit vor der Sesamstraße lief?

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mightydubman 
Fragesteller
 15.11.2021, 15:59
@Saturnknight

Das kam im Schulfernsehen. Sie war 4,5.Natürlich schockt das.Heute ist vieles nach Collororiert,Digitalisiert. Schw-weiß wirkt es ganz anders. Deswegen ist Schindlers Liste auch in S/W.

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warum gibt es im fernsehen ständig reportagen über hitler?

Weil die offenbar Quote bringen und für die werbefinanzierten Privatsender Einschaltquoten so mit die einzig interessante größe sind, weil die entscheidend sind, für die Höhe der Werbeeinnahmen.

Der Quotenbrinnger ist eine Nazi-Doku bestimmt nicht.

Wenn es dass nicht wäre, hätten N24/Welt und Konsorten das Zeug längst aus dem Programmm genommen.

Offensichtllich zieht das noch immer ganz gut, auch wenn die Dinger mitunter ziemlich schlecht recherchiert sind.

Ansonsten kommt hat noch dazu, dass es diverse konkurrierende Sender gibt, die alle versuchen mit irgendwas Quote zu machen, von denen nicht wenige dann bei den Nazis landen.

Resultat:

Jeder dieser Sender zeigt 2 mal die Woche ne Nazi-Doku, Resultat, auf irgendeinem Sender laufen jeden Abend 1 oder 2 davon.

Warum man diesen Verbrechern überhaupt noch Raum und Sendezeit gibt?

Was sollte man damit denn machen? Totschweigen und vergessen, wie das bestimmte Schreihälse aus einer bestimmten Partei gerne hätten?

Nein, das darf als Thema durchaus weiter präsent sein, hab ich gar kein Problem mit. Wenn ich ein Problem habe, dann mit der Machart der Dokus, die in Teilen in einer Weise simplifizieren, dass es an Geschichtsfälschung grenzt und in Teilen auch dem Forschungsstand um mindestens 20 Jahre hinterher hängen.

Da fragt man sich mitunter, ob sich die Drehbuchautoren eigentlich mal mit dem Thema beschäfftigt haben oder ob die beteiligten Historiker da nur als Staffage aufgezogen wurden, denn wenn man sich deren Publikationen zu den Themen mal anliest, haben die mit dem Inhalt der Dokus mitunter herzlich wenig zu tun.

Das wird man aber gerade auch bei den Privaten nicht ändern können. Die haben für das was sie senden 2 Kriterien, es ist billig in der Produktion und es bringt Quote, alles andere ist denen gleich.

Da wären eigentlich die öffentlich-rechtlichen gefragt mal vernünftiges Material vorzulegen, dass vermisse ich etwas.


DerHans  15.11.2021, 14:10

In den öffentlich rechtlichen Sendern gibt es sehr gute Dokumentationen, die man sogar auch noch sehr lange in den Mediatheken finden kann.

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Otaku19995  15.11.2021, 14:53
@DerHans

Auch bei diversen Produktionen der öffentlich-rechtlichen werden noch immer weite Teile des Forschungsstandes übergangen.

Z.B. wird die Legende von der wirtschaftlichen Gesundung Deutschlands unter den Nazis noch immer insoweit weiter gesponnen, als dass man mittlerweile das System der Mefo-Wechsel thematisiert und zu verstehen gibt, dass die Maßnahmen auf Pump finanziert waren.

Das ist definitiv mal ein Fortschritt zu früheren Produktionen, die damit noch unkritischer umgegangen sind, transportiert aber trotzdem noch weiter, was Legende ist, weil es bestimmte Gegebenheiten vollkommen außen vor lässt.

Als da wären Z.B.:

  • Die zunehmende Kontingentierung von für die Rüstungsindustrie relevanten Rohstoffen, die im Grunde den gesamten Wohnungsbau im Reich zum erliegen brachte und schon vor dem Krieg ganz erhebliche Wohnraumprobleme hervorrief.
  • Das zunehmende Fehlen von notwendigen Devisen zum Import von Konsumgütern, die zeitweise in NS-Deutschland schlicht nicht oder in unzureichendem Maße erhältlich waren.
  • Das tendenzielle Sinken von Reallöhnen im NS-Staat im Vergleich zur Weimarer Zeit, inklusive des von der Regierung verfügten Lohnstopps.
  • Die Kriminalisierung des Besitzes von Edelmetall im Besonderen Gold und die gesetzliche Verpflichtung private Bestände zu festgesetzten Preisen bei den entsprechenden Stellen zu verkaufen, was einer faktischen Enteignung gleichkommt, wenn man bedenkt, dass die Reichsmark im Außenhandel keine besonders guten Kurse erzielte und als nicht besonders vertrauenswürdig gab.

Das alles sind Dinge, die könnte man wissen, werden aber in den meisten Produktionen auch der öffentlich-rechtlichen nicht einmal angerissen.

Da wird nach wie vor der Mythos aufgegriffen "Ja, der Wirtschaft und dem Volk ging es unter den Nazis erstmal besser" und dann hinzugesetzt "aber das war alles auf Pump".

Dass es auf Pump war ist ja richtig, aber dass es den Deutschen tatsächlich objektiv besser ging, wird man angesichts der Forschungen der letzten 20-30 Jahre so eigentlich nicht mehr sagen können, wenn man sich an die Fakten hält.

Vielleicht haben die Leute es als "besser" empfunden, kann ja sein, dem würde ich nicht wiedersprechen wollen.

Wenn man da aber etwas von den Wohltaten des NS-Regimes berichtet, dann gehört, wenn man sich an die historischen fakten halten will nicht nur die Tatsache dazu, dass dafür die Juden ausgeplündert wurrden und das es auf Pump war, dass ist ohne zweifel richtig, aber nicht alles.

Und dass meine ich mit "simplifiziert" und hinter dem Forschungsstand zurück.

Dazu würde gehören:

  • Die Ineffektivität bei Großprojekten, durch den Einsatz von Zwangsarbeitern, ohne geeignete Ausbildung und geeignete Werkzeuge (das wird immerhin hin und wieder thematisiert)
  • Die Ineffektivität auch des Reichsrabeitsdienstes in diesen Belangen, auch die gestiegenen Kosten für Krankenversorgung, wegen dauernder Arbeitsunfälle, dadurch dass man Ungelernte und körperlich überhaupt nicht geeignete zu Arbeiten anhielt, die sie nicht gelernt hatten
  • Die Monopolisierungstendenzen und Syndikatbildungen, die dadurch beschleunigt wurden auf diversen Märkten jüdische Wettbewerber auszuschalten und deren negative Auswirkungen auf die Lebensqualität der Bevölkerung, wegen steigender Preise für Bedarfsgüter.

etc. etc. etc.

Das alles kommt nicht vor, wäre aber wichtig und dann müsste man den Grundmythos nochmal völlig neu öffentlich diskutieren.

Was die vorhandenen Dokus mitunter machen ist auf ein falsches Bild etwas Kosmetik aufzutragen, aber es geht nicht an die Wurzel des Ganzen, obwohl man gemessen an dem, was man an Wissen haben könnte, wenn man gewisse Publikationen (z.B. Tooze: Vages of destruction) gelesen hätte, die Sache viel akkurater darstellen könnte.

Das ist ein Beispiel, es gibt diverse andere.

Z.B. den "Blitzkriegs-Mythos", der auch im wirklich größten Teil der NS-Dokus, die dezidert mit dem Weltkrieg zu tun haben, hübsch weiter transprotiert wird, obwohl man eigentlich die Gelegenheit hätte, da einige Mythenbildungen gerade zu rücken.

Unter qualitativ guter Arbeit, verstehe ich etwas anderes. Wozu hat man diverse Wissenschaftler, die sich mit den Themen befassen, wenn man deren Ergebnisse dann anschließend nicht verwertet und präsentiert?

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DerHans  15.11.2021, 14:58
@Otaku19995

Ich weiß nicht welche "Dokus" du gesehen hast. Für mich ist z.B. die Finanzierung durch die Mefo-Wechsel nichts neues. Und ich habe das ebenfalls aus TV-Dokus.

Und dass Deutschland 1945 pleite war, haben (fast) alle sehr gut mitbekommen, weil sie nichts zu essen und heizen hatten.

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Otaku19995  15.11.2021, 15:10
@DerHans

Und ich weiß, Verzeihung nicht, ob mein vorheriger Kommentar verstanden worden ist.

Ich habe nicht kritisiert, dass die Finanzierung durch Mefo-Wechsel nicht vor käme, ich habe als explizit positiv herausgestellt, dass sie es tut.

Ich habe kritisiert, dass es dabei bleibt, die Finanzierung von Maßnahmen auf Pump zwar thematisiert, die tatsächliche Effektivitäte der Maßnahmen aber i.d.R. nicht beleuchtet wird etc.

Auch das am Grundmythos des auf Pump finanzierten wirtschaftlichen Aufwärtstrends nicht gerüttelt wird (i.d.R.) und dass die Unbillen dieser Politik, neben den Gruppen, die von der NS-Repression direkt betroffen waren, auch für die Mehrheitsbevölkerung, nicht in dem Maße thematisiert wird, wie sie es werden könnte.

Nenn mir mal ein paar Dokus der Öffentlich-Rechtlichen, die in Sachen Lebensqualität unter dem NS explizit darauf eingehen, dass etwa die Konsumenten in Deutschland mitunter unter der Ausschaltung jüdischer Unternehmer zu leiden hatten, weil das mitunter freie Preisbildung und Marktmechanismen einschränkte.

Oder, dass die Kontingentierung von Materialien wie Stahl für die Rüstungsindustrie, neben eher abstrakten Klamotten wie den Mefo-Wechseln sich in der Lebensrealität vor allem in den Grostädten darin niederschlugen, dass der Wohnungsbau nicht mit dem Wachstum der Städte mithalten konnte, mit entsptechenden Auswirkungen, für die dortigen Mietpreise.

Da muss man schon sehr sehr lange suchen, bis man irgendwas findet, was mal am Rande drauf eingeht.

Das könnte anders sein.

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mightydubman 
Fragesteller
 15.11.2021, 17:13

Die Geschichte lässt sich nicht ändern und die zukunft auch nicht - egal wie oft man den es menschen zeigt,sie würden wieder genauso handeln.

Die Geschichte lehrt den Menschen,dass die Geschichte den Menschen nichts lehrt.

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Otaku19995  15.11.2021, 17:16
@mightydubman

Es ist nicht der Anspruch der Geschichte den Menschen zu belehren, es ist der Anspruch der Geschichte die Vergangenheit so akkurat und vielschichtig als möglich zu beschreiben.

Was der Einzelne dann damit macht, bleibt ihm überlassen.

Historiker sind keine Volkserzieher.

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Da kann man sich auch fragen, wieso man denn eigentlich noch Fernseh schaut?

Ich schaue schon seit ~ 10 Jahren nicht mehr rein.

Wenn du dies tagtäglich siehst, hast du vielleicht ein Suchtproblem?

Sei es drum ... ich schaue gerne Dokus ... auch aus der NS-Zeit.

Würde mich also prinzipiell nicht stören, wenn die Sender rotieren, und auf einem der 50 Sender dann eine solche Doku kommt, da man ja dann noch 49 andere Sender hätte.


mightydubman 
Fragesteller
 15.11.2021, 16:14
Wenn du dies tagtäglich siehst, hast du vielleicht ein Suchtproblem?

Ach! Ich hab also ein Suchtproblem? Das ist aber frech mir das zu Unterstellen,ohne mein Fernsehverhalten zu kennen.

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Es gibt zig verschiedene Sendeanstalten. Da wird bestimmt auch noch etwas anderes gezeigt. Niemand ist VERPFLICHTET, sich das anzusehen.

Für viele ist es aber sehr zu empfehlen.


Dahika  15.11.2021, 14:20

Aber Gute Zeiten, schlechte Zeiten ist doch viel unterhaltsamer. Oder die vielen Castingshows oder Quizsendngen - bis es einem aus dem Hals raushöngt.

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DerHans  15.11.2021, 14:21
@Dahika

Klar. Deshalb gab es ja in den 50er Jahren auch so tolle Heimatfilme in den Kinos. Bis die Kinos pleite gingen.

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adelaide196970  15.11.2021, 15:07
@DerHans

war doch schön so ein Film wie "Und ewig singen die Wälder" auch "Ben Hur" war schön.

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