Warum fault das Holz eines Baumes nicht?

4 Antworten

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Das ist von Art zu Art sehr unterschiedlich. Es kann sehr wohl faulen.

Das Holz eines Baumes ist tote Substanz, nur die äußeren Jahrringe (meistens ca. 10 Jahrringe) bestehen aus lebenden Zellen. Die Zellen im Inneren sind in der Regel abgestorben und haben sich vor dem Zelltod noch so verändert, dass sie weiter als Leitungsbahn oder zur Festigung genutzt werden können.

Damit Schadorganismen (Insekten, Pilze, Bakterien etc.) nicht eindringen können, haben verschiedene Arten verschiedene Strategien. Eiche zum Beispiel verthyllt die großen Gefäße, es stülpt sich die Membran der Nachbarzelle in die Leitungsbahn ein und verschließt sie so. Auch sehr beliebt unter den Baumarten ist das Einlagern bestimmter Stoffe (z.B. bestimmte Gerbstoffe) in das Kernholz, das Schadorganismen fernhält oder abtötet. Auch das ist zum Beispiel bei der Eiche zu finden. Das tote Holz im Inneren verkernt also und bildet oft sogar einen "Farbkern", was bei manchen Arten entweder immer (obligatorisch) oder nur nach Schädigungen oder Infektionen (fakultativ) der Fall ist. Zum Verkernen gehört in der Regel auch eine geringere Holzfeuchte als in den noch aktiven äußeren Jahrringen, was auch der Fall sein kann, wenn man die Grenze zwischen den verkernten und den noch lebendigen Jahrringen gar nicht erkennen kann, z.B. bei der Fichte.

Können nach einer Verletzung beispielsweise Schädlinge frei in das tote Holz eindringen, wird der Baum auf kurz oder lang innen faul werden. Zum einen gibt es keinen Stoff, den der Baum einlagern könnte, der gegen alle Schädlinge wirken würde und zum anderen zieht eine Infektion die andere nach sich... und der Baum wird immer hohler, verliert an Stabilität und fällt und und stirbt oder auch umgekehrt - wenn ein Schädling den Baum tötet, können ihn andere leichter zu Fall bringen.

Ein Beispiel ist ein Nasskern bei der Weißtanne. Eine Bakterieninfektion, die für eine enorm hohe Holzfeuchte im Kernholz sorgt und es zerstört und den Baum zum Absterben bringt. Aber auch bei der Fichte findet man oft "stockfaule" Exemplare. Du schneidest rein und stellst fest, dass der Baum entweder schon hohl ist oder das Kernholz nur noch ein nasser Brei aus bröseligen Holzspänen ist.

Das Holz eines Baumes fault also sehr wohl, auch wenn der Baum noch lebt. Es kommt nur drauf an, wie gut eine Baumart an bestimmte Bedingungen angepasst ist, um dem zu widerstehen. Du kannst Eichenholz zum Beispiel jahrhundertelang unter Wasser als Baumaterial nutzen, bis es mal kaputt geht. Andere Holzarten halten das nicht einmal ein Jahr aus.

Das Verfaulen eines Baumes gehört dazu - auch ein Baum lebt nicht ewig. Und Fäulnis kann entweder alleine oder nach einer Schädigung quasi sekundär zum Absterben des Baumes führen. Von der Fäulnis nach dem Absterben brauchen wir ja nicht zu sprechen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Juchtenkaefer 
Fragesteller
 26.04.2020, 19:13

Danke, sehr interessant!

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PlueschTiger  26.04.2020, 19:32
Können nach einer Verletzung beispielsweise Schädlinge frei in das tote Holz eindringen, wird der Baum auf kurz oder lang innen faul werden. Zum einen gibt es keinen Stoff, den der Baum einlagern könnte, der gegen alle Schädlinge wirken würde

Was ist mit dem Baumharz?

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ehrsam  26.04.2020, 19:37

Man sollte aber den Juchtenkäfer nicht alles verraten :-)

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Weil wir denen Bäumen die Zeit nicht lassen... Naja, okay, von Faulen im eigentlichen Sinne kann man zwar dann nicht sprechen, aber:

Bei sehr alten Bäumen, wie wir sie nur noch selten finden können, ist es nicht mal was ungewöhnliches, dass im Inneren ein Hohlraum entsteht, und manchmal hat sogar ein Mensch Platz darin. Solang der Baum keinem Sturm zum Opfer fällt, steht er trotzdem noch voll im Saft!

Edit: ergänzend sei darauf hingewiesen, dass Bäume auch Barrieren haben, um sich vor dem Eindringen und der Ausbreitung von Mikroorganismen zu schützen; außerdem ggf. antimikrobielle Einlagerungen.

für gewöhnlich ist Rinde um den Stamm, die verhindert Pilze und Schädlinge.

später (es gibt da auch uralte) faulen da schonmal große Teile weg und man kann sich reinsetzen....Sterben tun die deswegen nicht!

Ja, also Holz ist ja sowieso feucht. Im Splint jeden Stammes wird Wasser und anderes nach oben transportiert