Themenspecial 31. Januar 2023
Depression (mit der Deutschen Depressionsliga)
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Warum "Fake-Depressionen"?

10 Antworten

Kinder und Jugendliche sind sicher oft verunsichert, haben so ihre ganz eigenen Probleme, Ängste. Vielleicht überfordern sie sich manchmal selbst, kommen nicht weiter oder eben an einen Punkt, wo sie feststellen:"Fühle mich schlapp, kraftlos, müde, könnte das eine Krankheit sein?" Vielleicht gehen dann die Eltern mit ihnen zu Ärzten: körperlich alles i.O., also kann das nur eine Depression sein, wer weiß. Nein, ich denke, selbst Kinder und Jugendliche sind meistens doch klüger, als man sie einschätzt, finde ich. Und sie machen sich eben nicht lustig, cool? Sie werden schnell feststellen, dass man sich dann selbst Lebenszeit raubt, wenn man ohne Grund an der selbstgestellten Diagnose festhält.

Später meint: Aufenthalt in dieser Klinik brachte nix, also ab in die nächste usw.Hochintelligente Leute können auch in solchen Einrichtungen landen, dessen bin ich ziemlich sicher, auch mit Depressionen...

Also nur Therapeuten-Hilfe annehmen, nicht selbst was meinen. Stimmungsschwankungen können ja auch mal da sein, dann wieder weg sein.Je nachdem, was einem zugestoßen ist

Woher ich das weiß:Hobby – mies oder gleich depressiv? Ist oft die Frage..

Und warum nimmst DU dir heraus zu beurteilen, ob die betroffenen Personen WIRKLICH betroffen sind, oder nicht? Hast du mit denen allen persönlich gesprochen und kennst deren Vergangenheit, deren Trauma? Finde es widerlich von dir, solche Aussagen zu treffen.

Bin selbst Betroffene und finde es gut, dass immer mehr Menschen sich nun trauen öffentlich darüber zu sprechen. Da kann man solche Leute wie dich die ihresgleichen ohne jeden Grund einen Stock zwischen die Speichen werfen echt nicht gebrauchen.

Gerade Kinder und Jugendliche, die nicht die geringste Ahnung von der Krankheit Depression haben, verwechseln oft Traurigkeit und deprimiert zu sein mit einer Depression.

Leider ist diese Krankheit durch Unwissenheit, Ignoranz, Besserwisserei, Debilität, Empathielosigkeit und Intoleranz nicht als das anerkannt, was sie ist, nämlich eine schwere psychische Krankheit.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 34 Jahren an Depression und Dysthymia erkrankt.
mesieleinchen  06.09.2023, 09:21

Jugendliche studieren evtl.aber auch schon das Internet nach dem, was sie suchen: Merkmale einer Depression, also Ahnung dürften sie wenigstens haben, aber ob sie selbst drunter leiden oder nur vorgeben sie würden leiden, das weiß der Laie ja oft nicht. Die Psyche ist eine komplizierte "Sache", Depressionen: ich kann da auch ein "Lied" von singen, es veränderte ab 13.Lebensjahr meine Einstellung zum Leben . zu anderen Menschen, schwer, da wieder raus zu kommen! Rest gebe ich dir also Recht. Was unbehandelte Depression aus einem Menschen machen kann, kann man ja auch nur vermuten!

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Ramboline  06.09.2023, 09:43
@mesieleinchen

Von etwas Ahnung zu haben, oder die Auswirkungen einer Depression am eigenen Körper zu spüren, sind zwei paar Schuhe.

Ich bin seit Jahrzehnten selbst betroffen, mein Leben hat sich dadurch um 180 Grad gedreht, die Depression hat sich chronifiziert und zudem habe ich noch eine Dysthymie. Ich bin seit Jahrzehnten in Behandlung, was bis jetzt eine leichte Besserung gebracht hat, aber ich werde, wenn nicht ein Wunder geschieht, bis zu meinem Lebensende damit leben müssen.

Ansonsten teile ich deine Meinung.

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Wie bei jeder gefälschten Krankheit hat das Umfeld daran am meisten zu leiden. Auch ich beobachte leider immer mehr eine Tendenz zum Fake. Ich finde es eine absolute Frechheit eine solche Krankheit als Schutzschild zu nehmen um zB. nicht arbeiten zu müssen. Es ist bereits so schon schwer genug diese Krankheit zu erfassen da braucht es keine Trittbrettfahrer die aufspringen und sagen hey sorry bin depressiv komme nicht mehr zur Arbeit… Da bekomme ich echt das würgen.

Allen tatsächlich kranken von Herzen alles Gute. 

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
LokiRockOfAges  09.06.2023, 11:46

Ich bekomme das Würgen bei Leuten, die meinen sich herausnehmen zu können, bei einer völlig fremden Peron im Internet beurteilen zu können, ob sie "fakekrank" oder wirklich krank ist.

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AnneWillAnna  19.06.2023, 10:39
@LokiRockOfAges

Ähm sorry wenn ich mit Menschen aus meinem Bekanntenkreis spreche, die mir ehrlich sagen das sie eine Auszeit brauchen und dies mit einer Depression erreicht haben - dann urteile ich nicht dann haben mir gegenüber diese Menschen zugegeben das sie eine sehr ernste Krankheit erfolgreich vorgetäuscht haben. Diese Menschen besuchen Therapien und erhalten Medikamente, deren Kosten auf alle Arbeitnehmer aufgeteilt werden. Zusätzlich lässt es mich an der angeblich so sicheren Diagnosestellung zweifeln… 

Wo ich oben jemanden vorwerfe zu faken kann ich leider so nicht nachvollziehen.

Da du weiter oben schreibst das du betroffen bist, für dich alles Gute. 

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mesieleinchen  06.09.2023, 09:27
@LokiRockOfAges

bei einer Person muss ich sogar überlegen: ist die nur narzisstisch drauf oder wurde ihre (evtl.sogar angebliche!) Depression deshalb nie behandelt, weil sie nie Hilfe echt annehmen kann? Ein Teufelskreis: man belügt sich oft selbst, verschweigt anderen evtl.eine echte Depression und macht anderen das Leben zur Hölle, die in diesem evtl.(!) kranken Menschen "nur" den Narzissten sehen. Also Mitleid daher:nein! JEDER sollte den Mut haben, mit echten - Betonung liegt auf echt! - psychischen Krankheiten oder Verdacht dadrauf zum Arzt zu gehen. Narzissten sind so merkwürdig drauf, man weiß nie, wo dran man bei ihnen ist.

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mesieleinchen  06.09.2023, 09:36

das Letzte ist ja auch das Wichtigste: gibt Menschen, die können nicht mehr arbeiten, weil es eine Depression nach der anderen gab. Und von einem Klinikaufenthalt zum nächsten? Wer will das denn? Man vergisst die Leistungsgesellschaft, wo Arbeitskräfte austauschbar sind, heißt doch sehr beleidigend: ArbeitsMARKT, das Wort Markt gefällt mir hier am Wenigsten.Wer eine Klinik für psychische Erkrankungen nur deshalb regelmäßig aufsucht, um dann eine Rente zu bekommen, in dem er den Therapeuten ein Märchen nach dem anderen auftischt (in den Kopf hinein kann keiner gucken!): solche nicht wirklich Kranken haben auch kein Mitgefühl verdient und es gibt solche Leute!

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Mir tut es jedes Mal in der Seele weh, wenn man anderen Personen einfach vorwirft, es ginge ihnen nur um Aufmerksamkeit. Woher will man das denn wissen? Wer kam denn schon in jemanden hineinsehen? Und selbst das wäre doch auch alarmierend und müsste ernstgenommen werden und die entsprechenden Hintergründe gesucht werden.

Aber ein Trend? Ist das nicht ganz schön happig? Nehmen nicht viel mehr die Zahlen der Betroffenen immer weiter zu? Bei Erwachsenen wie Heranwachsenden nehmen psychische Erkrankungen wie Depressionen immer weiter zu. Die Einen behaupten, es wäre ein Trend geworden, eine Depression zu haben, die Nächsten würden sagen, es erkranken immer mehr Menschen an einer Depression, Tendenz steigend. Und ich denke mehr, dass inzwischen offener darüber gesprochen wird und es dadurch zusätzlich nochmal sichtbarer wird. In der Pandemie hat sich das alles auch nochmals verschlechtert, genauso wie das Holfsangebot. Es dürfte also viele Faktoren geben, warum man das vermehrt hört und das auch von Jugendlichen.

Es mag sicherlich auch Jugendliche geben, die die Begriffe noch nicht richtig zuordnen können, eben weil sie es einfach noch nicht besser wissen. Natürlich gibt es solche Fälle. Dazu muss man diese Person zunächst jedoch einmal ernst nehmen und nicht gleich davon ausgehen, dass es keine tatsächliche Depression sein kann. Sollte man nicht zunächst versuchen, herauszufinden, warum die Person sagt, sie hätte eine Depression? Womit geht es dieser Person schlecht? Dann kann gemeinsam schauen, ob eine professionelle Anlaufstelle geeignet wäre oder sich bereits herauskristallisiert, dass der Begriff nicht korrekt eingesetzt wurde. Man kann dann erklären, was eine Depression ausmacht und was eben KEINE Depression ist. Man sollte insbesondere bei Kindern und Jugendlichen bedenken, dass sie noch in der Selbstfindungsphase sind und sich erst noch zurechtzufinden lernen müssen. Hilf den Personen doch lieber zu verstehen, dass es in Ordnung ist, sich auch mal schlecht zu fühlen, dass alle Gefühle ihre Berechtigung haben und so erst einmal normal sind. Es gibt schlechte Tage und Phasen, die wieder vorbeigehen, ohne dass dabei eine Erkrankung wie eine Depression zugrunde liegt. Doch findet unbedingt gemeinsam heraus, ob eine Depression und eine professionelle Unterstützung dennoch in Frage kämen.

Wenn sich der Verdacht erhärtet, dass diese Person tatsächlich nach Aufmerksamkeit sucht, sollte auch das nicht einfach abgetan werden. Dahinter steckt immerhin auch eine Ursache, die mit Sicherheit oftmals sehr ernst ist. Man sucht doch nicht grundlos derart stark nach Aufmerksamkeit. Gibt es da möglicherweise ein enormes Defizit oder ist es ein Hilfeschrei?

Statt Heranwachsende zu verurteilen und abzustempeln, sollte man versuchen, ihnen dabei zu helfen, sich zurecht zu finden. Hör ihnen zu, denn alle Gefühle, Sorgen und Probleme verdienen es, ernstgenommen zu werden. Biete ihnen konkrete Unterstützung an und stell klar, dass du für sie da bist.

Ich denke zudem auch, dass es mehr Jugendliche mit einer echten Depression gibt, die leider überhaupt nicht ernstgenommen werden (das wird schnell als Phase abgetan oder runtergespielt oder man wirft ihnen vor, nur nach Aufmerksamkeit zu suchen), als Jugendliche, die das vermeintlich nur vorgeben, um Aufmerksamkeit zu bekommen, wobei auch sie ernstgenommen werden müssen (offensichtlich liegt ja auch hier etwas zugrunde, das dieses Verhalten dann auslöst).

Eine Depression kennt kein Alter oder Geschlecht! Statistische Wahrscheinlichkeit kann dir auch nicht sagen, ob dein Gegenüber an einer Depression erkrankt ist - es kann jede/n treffen, man sieht es ihnen nicht unbedingt an und in jeder Altersgruppe gibt es Betroffene.

Und mal ehrlich: Sich lustig machen? Ich denke nicht, dass das irgendjemandes Intension ist. Das dürfte wohl eher weniger dahinterstecken. Sie wollen ernstgenommen werden und dass man ihnen zuhört und ihre Sorgen/Probleme erkennt und versteht. Selbst wenn sie keine Depression haben und das nur irrtümlich annehmen sollten, selbst dann wage ich zu bezweifeln, dass sie damit jemandem schaden wollen. Ihnen ist in dem Fall möglicherweise die Tragweite der Erkrankung nicht bewusst und sie wissen es eben nicht besser. Doch dadurch, irrtümlich zu glauben, man hätte eine Depression, macht man sich doch noch nicht lustig über jemanden mit einer Depression.

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Wenn ich an meine Jugend zurückdenke, erinnere ich mich leider auch zu gut daran, wie es war, sich diese Vorwürfe anhören zu müssen. Man vertraut sich schon so ewig niemandem an, weil man niemanden nerven will, sich überflüssig/unbedeutend fühlt und befürchtet, nicht ernstgenommen/verstanden zu werden. Und genau diese Befürchtungen werden durch ein solches Verhalten bestätigt. Als Folge zieht man sich noch weiter zurück und redet erst recht mit niemandem mehr. Nicht über die Suizidgedanken, nicht über Übergriffe (welcher Art auch immer), nicht über die eigenen Ängste, Sorgen, Gefühle etc. Man will niemanden damit belästigen und will keine Unterstellungen/Vorwürfe oder ach so klugen Ratschläge zu hören bekommen.

Am Ende hat man noch mehr das Gefühl, dass einem niemand zuhört, einen niemand versteht und man den Menschen um einen herum egal ist. Man fällt immer tiefer und tiefer in dieses schwarze Loch und niemand bemerkt es mehr.

Ich kam schon in sehr, sehr jungen Jahren in Therapie, was aber auch ruhig noch früher hätte sein können. Meine gesamte Jugend über war ich auch immer in Therapie, weil es eben nicht nur eine Phase war.

Jugendliche und sogar Kinder können auch schon unter einer Depression leiden!

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Und die hier schon mehrfach erwähnten Suizidversuche, um Aufmerksamkeit zu bekommen? Ich will nicht ausschließen, dass es sowas tatsächlich gibt. (Leider habe ich das sogar schon einmal miterlebt, dass jemand einen "falschen" Suizidversuch unternommen hat - doch die Person hat nicht "behauptet", depressiv zu sein, das war eine vollkommen andere Situation. Bei so etwas geht es meist um emotionale Erpressung und dreiste Manipulation. Den Unterschied merkt man schnell.) Doch wie anmaßend und vermessen ist es denn bitte, jemandem in einer solchen Situation derartige Unterstellungen an den Kopf zu werfen?

Wer Suizid begeht, will nicht sterben, sondern (so) nicht mehr leben.

Ich habe mich mal mit einer Person unterhalten, die in ihrer Jugend einen Suizidversuch unternommen hat, den die meisten als Wunsch nach Aufmerksamkeit abgestempelt hätten. Sie hatte das Gefühl, allen egal zu sein. Ihren Eltern war egal, wie es ihr ging oder was mit ihr war, so empfand sie es. Ihren Vater kannte sie nicht, ihre Mutter interessierte nichts, ihr Stiefvater war gewalttätig und ihre zwei Stiefbrüder missbrauchten sie. Also unternahm sie den Suizidversuch (ich möchte bewusst nicht schreiben, wie) und drehte die Musikanlage laut auf, damit jemand kommen würde, weil die Musik zu laut war. Doch ihre Familie interessierte es tatsächlich nicht, erst als sich schon eine ganze Weile später ein Nachbar über die laute Musik beschwerte, wurde sie gefunden - fast zu spät.

Sie wollte ihrer Situation entfliehen. Sie sagt, sie hatte Angst zu sterben, sie wollte nicht wirklich sterben, doch sie wollte (so) nicht mehr leben. Sie hat so sehr gehofft, dass sie jemand finden und retten würde. Sie hatte so sehr gehofft, dass es irgendjemanden gab, dem es nicht egal war. Sie hat es nicht für die Aufmerksamkeit getan, sondern weil sie gerettet werden wollte, gerettet aus ihrer Situation und ihrem Leid. Etwas völlig natürliches für jemanden, der im Grunde noch ein Kind war. Kinder hoffen, dass sie gerettet werden. Ein solches Verhalten ist ein Hilfeschrei, der lauter nicht sein könnte.

Es ging insofern um Aufmerksamkeit, dass sie wollte, dass ihr jemand zuhört und versteht, wie schlecht es ihr geht, jemand sollte sie on ihrem Leid wahrnehmen. Sie wusste nicht mehr weiter, sie wollte dem Ganzen entfliehen - und wenn es den Tod für sie bedeutet hätte. Sie wollte gerettet werden und eigentlich nicht sterben. Doch ihr Leid war dabei doch absolut real! Und sie war sich dessen bewusst, dass sie dabei durchaus hätte sterben können. Sie war sich aller Konsequenzen bewusst, doch das war ihr lieber als ihre aktuelle Situation.

Sie ist nach dem Krankenhausaufenthalt von zuhause abgehauen und in ganz üblen Kreisen und damit auf der schiefen Bahn gelandet (als junger Teenager!). Ihr hat niemand geholfen, niemand hat sie gerettet oder ihr zugehört und die helfende Hand gereicht. Es hat leider niemand ernstgenommen, niemand hat sich für die Hintergründe und sie interessiert. Sie hat viele Jahre gebraucht, wieder auf die gerade Bahn zu kommen und ihre Vergangenheit aufzuarbeiten. Erst als Erwachsene mit Mitte 40 hat sie ihren Frieden gefunden.

Mir persönlich ist mein Herz innerlich zerbrochen, als ich ihre Geschichte gehört habe.

Also urteilt nicht vorschnell! Ihr kennt die Hintergründe nicht, ihr wisst nicht, welches Leid sich dahinter verbirgt. Nicht alles ist immer so, wie es auf den ersten Blick erscheint. Ihr könnt nicht sehen, wie es wirklich ist - ihr seid nicht allwissend, ihr seid nicht Gott, also spielt nicht Gott!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Mimchen1969  29.06.2023, 23:12

Ich gebe zu, ich habe den Beitrag nur zu 3/4 gelesen. Wahr ist aber auch, dass vor 10-20 Jahren noch Depression als "Faulheit" angesehen wurde. Ein Arbeitnehmer der wegen Depression krank gemeldet wurde, wurde von einigen angesehen als jemand der keine Lust mehr hat zu arbeiten und sich dann quasi "pseudo-krank" gemeldet hat. Das ist heute besser geworden. Ich weiss auch, mit Depressionen kann mal leben und arbeiten, aber sie gehen nicht einfach so weg.

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