Warum bin ich so genervt von den Worten meiner Mutter?
Habe eben mit meiner Mutter telefoniert, davor längere Zeit nicht gesprochen oder telefoniert gehabt (ca. 3 Wochen), letzter Kontakt war eigentlich ganz gut.
Dann heute mehrere Anrufe, als wir eben sprachen, die Info von ihr, dass mein Bruder, ein Ende 30-jähriger, aus seiner Klinikbetreuung geflohen ist. Er sitzt in einem forensischen Maßregelvollzug, das ist also nicht irgendeine Klinik. Er hat was blödes angestellt, nicht so krass wie Sexualstraftäter oder sowas, aber halt auch kein Kavaliersdelikt, hatte auch eine Psychose. M.e. ist er v.a. persönlichkeitsgestört (Narzissmus), aber da er auch instabil in seinen Launen und Handlungen ist, hat es mich iwie beruhigt zu wissen, dass er dort untergebracht ist und gegen seinen Willen therapiert wird. Bezüglich letzterem ist aber wohl auch nicht viel passiert, er erzählte bei meinen Besuchen (die ich stark eingeschränkt habe, da ich ihn nur schwer aushalte), dass es dort unendlich langweilig sei.
Jedenfalls, ich habe mich halbwegs entspannter gefühlt mit dem Wissen, dass er untergebracht ist, weil ich mich damit auch endlich mal wieder auf mich und mein Leben konzentrieren konnte als das ständige Familiendrama um meinen Bruder. Meine Mutter nimmt das alles natürlich sehr mit, sie kämpft seit mittlerweile ca. 20 Jahren mit seiner zunehmenden Verwahrlosung, seiner Rebellion und all den juristischen Problemen, die das für ihn und damit sie kreiert.
Ich habe mir bestimmt 15 Jahre immer wieder anhören dürfen, was alles passiert ist, was für komische Sachen mein Bruder gemacht hat, was passieren müsste, damit es ihm endlich besser geht, wie ihm geholfen werden sollte etc pp. Ich bin selbst überfordert und habe keine Lust mehr die alte Leier zu hören, habe ihr das auch schon 1000e Male gesagt.
Auch das Telefonat gerade eben musste ich erstmal kurz beenden, weil sie direkt in einen Monolog fiel, was alles passiert ist. Im zweiten Anlauf gab es ein halbwegs vernünftiges Gespräch und wir verblieben an dem Punkt, dass er geflohen ist und falls er bei mir auftaucht, könne ich ihm sagen, dass er seine Strafe, die ihm jetzt dafür verhängt werden wird, mildern kann, wenn er sich meldet und zurückgeht.
Und dann kam dieser elende Satz von ihr "Ich schicke einen Wunsch an den Himmel, dass ..." - und dazu lauter Dinge, die sie sich von / für meinem Bruder wünscht
Ich musste auflegen, weil ich dachte "NEIN, behalte deine Sch**wünsche für dich"
--> warum regt mich dieser Satz so auf..??
2 Antworten
Weil dein Bruder seit Jahrzehnten viel mehr Aufmerksamkeit kriegt als du, die einfach gut durchs Leben kommt und keine Schwierigkeiten macht.
Du es schon lange hasst, ständig die Klagemauer für deine Mutter spielen zu müssen.
Es ist klar, dass sich deine Mutter natürlich Sorgen macht um ihren Sohn. Das ist dir natürlich auch bewusst, darum hörtest du ihr auch stets zu.
Nur irgendwo, da gibt es eben auch dich, denn sicher läuft in deinem Leben auch nicht immer alles nur wie am Schnürchen.
Und so mochtest du eben nicht mehr all die Stossgebete deiner Mutter für deinen Bruder anhören...das ist doch nur all zu verständlich.
Vermutlich ist es deiner Mutter gar nicht mal bewusst. Von daher darfst du dies sicher mal neutral ansprechen, dass du dir eben auch mal wünschen würdest, dass sie einfach mal nur wegen dir anruft.
Um zu fragen, wie es dir geht. Weil du das manchmal etwas vermisst. Es kein Vorwurf ist, da du die Sorgen die sie sich um deinen Bruder macht gut verstehen kannst. Und das auch sein darf, dass sie mit dir darüber redet.
Nur du halt manchmal auch das Bedürfnis hast, einfach mal nur wegen dir selbst angerufen zu werden.
Wünsche dir bei diesem Gespräch viel Glück, auf dass sie versteht, um was es dir geht und du ihr so die Augen öffnen konntest.
Denn ich denke sie hat in dem Punkt einfach einen blinden Fleck, vor lauter Gedanken um deinen Bruder, sieht sie nicht, dass du eben manchmal auch gerne für ein Telefonat lang im Fokus stehst.
Ich kann dich voll verstehen. Du willst endlich Ruhe haben von diesem Thema, endlich dein eigenes Leben leben. Aber du hast ein Problem und das ist dir unterbewusst schon klar. Dieses Problem wird irgendwann dein Problem werden. Spätestens wenn deine Eltern nimmer sind.
Du solltest dich jetzt damit auseinander setzen und mit deiner Mutter ernsthaft darüber reden. Die Aufmerksamkeit die deine Mutter deinem Bruder gegeben hat, die wirst du ihm geben müssen wenn er immer noch in diesem Zustand ist und deine Eltern nicht mehr zuständig sein können, oder gestorben sind.
Du weißt das innerlich schon und du willst das eigentlich nicht. Aber dir wird nichts übrig bleiben, denn Vater Staat wird an dich heran treten wenn deine Eltern nicht mehr sind und es um deinen Bruder geht.
Du musst mit deiner Mutter darüber reden und ich empfehle dir auch einen Psychologen der dich da stützt. Denn im Moment willst du dich nicht damit auseinandersetzen aber der Druck wird steigen und jedes mal wenn das Thema Bruder zur Sprache kommt bist du genervt hoch drei. Was soll da erst werden wenn du an der Reihe bist und für ihn zuständig bist?
Ok, ich bin etwas geschockt gerade.. mein Bruder wird irgendwann mein Problem sein..??
Also ja, falls/ wenn meine Mutter stirbt (mein Vater hat sich schon komplett verweigert - was auch mit die Ursache für das ganze Problem mit meinem Bruder ist), dann bin ich die einzige, die mein Bruder noch "hat".. und andersrum.
Aber bin ich dann für ihn zuständig...???
Hilfe, das wäre ja nun wirklich mein größter Alptraum.. dass ich mich um ihn "kümmern" muss..
Ich rede seit 20 Jahren auf meine Mutter ein wegen der Sache.. früher mit Anteilnahme, mittlerweile nur noch mit Frust.. und sage auch meistens, dass ich über das Thema mit ihr nicht reden will. Einfach um mich zu schützen (was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß). Ich habe auch den Kontakt zu ihr stark eingeschränkt, mich innerlich stark distanziert. Da sie unbedingt weiterhin Kontakt will - und ja auch ich mir eigentlich einen liebevollen Kontakt zu meiner Familie wünsche - machen wir eine Mediation, um an unserer Kommunikation zu arbeiten.. darüber hatten wir schon einige kleine Fortschritte gemacht, die o.g. Situation ist aber natürlich gerade wieder ein Schritt zurück..
Psychologen vertraue ich ehrlich gesagt nicht mehr, weil ich mir in den letzten 15 Jahren schon mehrfach welche gesucht hatte, die diese grundlegende Problematik aber offenbar nie erkannt haben (eine Familientherapeutin sagte nach 3 Jahren erst "Ihre Mutter ist ja hochneurotisch"), und auch eigentlich stets nur sagten, dass ich mich auf mich konzentrieren müsse (was mir ganz oft nicht half, denn die Anrufe kamen ja trotzdem und der zunehmende Verfall meiner Herkunftsfamilie setzte mir immer wieder zu) - da habe ich mit Sozialtherapeuten mittlerweile bessere Erfahrungen gemacht und nutze das auch aktuell.
Klagemauer.. ja, da ist was dran.. und die Stoßgebete anhören.. ich weiß nicht, ob mein Bruder "immer" mehr Aufmerksamkeit bekommen hat als ich.. aber in diesen Situationen, ja, da habe ich das Gefühl.. und wenn ich mir so überlege, dass unser letzter Kontakt positiv war, sie sich dann aber auch einfach nicht 2-3 Wochen gemeldet hat um mal zu hören, wie es mir geht.. erst, wenn was mit meinem Bruder ist oder sie mich als Berater oder Mülleimer braucht oder sowas, dann auf einmal meldet sie sich wieder vehement und ist dann auch beleidigt, wenn ich nicht sofort erreichbar bin oder eben nicht zuhören will..