Waren Jugendliche wirklich so gesprächig in den 80ern?

3 Antworten

Ich kann hier nur für die 90er sprechen, aber man war bei uns meist schon ziemlich "gesprächsorientiert" - was auch daran lag, dass es noch nicht so viele Möglichkeiten gab, sich zu beschäftigen in der Freizeit. Da war es schon schön, wenn man sich einfach zum Quatschen traf. Wir haben uns als in der Clique tatsächlich nachmittags auf dem Schulhof getroffen, um einfach rumzusitzen und zu erzählen ... über Musik, Fernsehprogramme, Sport, Autos, Ausgehen, Kleidung, Stars, alltägliche Sorgen und Probleme in der Schule oder zuhause, Liebschaften, Gefühle, Ängste, eigene Ziele und Wünsche, über Freud und Leid ------> das waren sehr schöne und lange Gespräche, die auch oft sehr persönlich waren. Einer hatte an seinem Fahrrad ein Radio mit Batterie, da konnten wir auch etwas Musik hören. Wir waren total unpolitisch, aber immer interessiert und man meinte es ernst. Wäre heute vllt. undenkbar, ich weiß es nicht :-)

Der Umgangston war in der Clique vorurteilsfrei, mitfühlend, anteilnehmend und herzlich, aber auch konstruktiv und erwachsen - und man war sich nicht böse bzw. konnte mit anderen Meinungen umgehen und diese aushalten. Ich erinnere mich gerne.

Klar gab es auch solche, die nicht viel redeten und sich absonderten oder sehr schüchtern, unsicher und verklemmt waren, aber das gab es schon immer und das ist ggf. auch einfach Charaktersache - nicht jeder kann ein Fensterredner sein und offenherzig plaudern oder Smalltalk führen oder ist gebildet genug, um zu politischen oder gesellschaftlichen Themen Stellung zu beziehen.

Aber meist wurde auch daheim viel gesprochen. Die meisten Familien, die ich kannte und erlebte, waren sehr gesprächsorientiert (wir daheim auch, die Runden im Wohnzimmer waren legendär und glichen einer Art privatem Presseclub) - eben weil der Papa nicht nach der Arbeit sofort ans Internet ging oder ins Fitness-Center oder zu irgendeinem Trendsport, weil man sich daheim zu verdingen hatte und die meisten Eltern auch sehr interessiert an ihren Kindern waren, auch um diese auf den rechten Pfad zu bringen (z.B. "was macht die Schule?", "hast du deine Hausaufgaben erledigt?") und weil die Mama nicht den ganzen Tag selber gearbeitet hat und am Abend gereizt und schnippisch vom vielen Stress in der Küche steht und nur noch schreit statt normal zu sprechen.

Ich denke, die Basis wurde damals schon zuhause geweckt und auch die Medien waren niveauvoller und gesprächsaffiner als heute - die Familien mit Teenagern, die ich kenne, sind oft sehr kurz angebunden und überstresst, da redet keiner mit dem anderen und rollen die Eltern mit den Augen, wenn das Kind eine Frage hat usw., und "von nix kommt halt nix".

Also heute wenn jemand so mit Kamera in der Tankstelle Leute anquatschen würde.. da würde man hart genervt sein und mitteilen dass man einem in ruhe lässt oder?

Möglich, aber es ist denke ich auch die Frage, wo er das macht und wie die Jugendlichen drauf sind. Wir bekamen damals gesagt, freundlich zu den anderen zu sein und heute ist das ggf. nicht mehr so - da sind schon die Eltern oft frech und patzig, da werden die Kinder nicht viel anders es sei denn sie rebellieren, und was noch auffällt: Heute muss vieles schnellschnellschnell gehen und heißt es oft "keine Zeit, keine Zeit", das hätten wir uns nicht getraut, selbst wenn es geklemmt hätte. Ich arbeite bei einer Zeitung & unsere Praktikanten machen regelmäßig kleine Umfragen in der Stadt - die sind oft frustriert wegen frecher, schnippischer und teilweise auch dummer Leute; meist fragen die dann am Ende Gleichaltrige von der Schule, ihre Eltern und Geschwister, ihre Lehrer, ihre Nachbarn, Omas und Opas, wo sie wissen, es kommt was bei raus.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ja natürlich Handys pornos alles was die ganze zeit dopamin ausschüttet hat alles kaputt gemacht

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – So ist es

Auf jeden Fall!

Damals war ja noch nichts mit Handys und dieser blöden Texterei, man "musste" persönlich miteinander reden und war dadurch viel selbstsicherer, offener usw.