Waren die Audioaufnahmen in den 40er-Jahren miserabler Qualität?

9 Antworten

Hallo,

Exaktes kann ich dir nicht sagen, aber grundsätzlich war die Technik in den 40ern noch nicht so weit entwickelt, heute gibt es da viel bessere Geräte. Hitler war (und ist) als sehr guter und begeisterter Redner bekannt gewesen und seine Reden waren grundsätzlich in Mimik, Sprache (er hat das "r" mehr oder weniger gerollt) und Gestik lebendiger, manchmal hat er fast wie im Bann geredet, und das trägt auch noch dazu bei, dass das damals einfach anders klang.

Viele Grüße,

Kapitän Ahab

pony  30.05.2021, 19:51
er hat das "r" mehr oder weniger gerollt

das sollte wohl seinem ursprünglich österreichischen dialekt geschuldet sein.

die meisten süddeutschen können ebenfalls kein gaumen-r sprechen.

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Hitler wird ja häufig als "Schreihals" bezeichnet.

Das ist historisch belegt.

Mir ist aber aufgefallen, dass andere Politiker (auch anderer Parteien) auf alten Audioaufnahmen ganz genauso klingen.

Richtig. Nicht nur auf alten Tonbändern (die waren ja gerade frisch erfunden). Das Gebrüll galt damals als hipp, weil einschüchternd. Wer laut ist, hat Recht. Der Hörer muss durch die vermittelte ideologische Drohung ganzheitlich auf Linie getrimmt werden. Der damalige Militarismus machte das Geschrei normal.

Hör Dir nur die Wochenschauen an, die damals in den Kinos gezeigt wurden, weil es ja noch kein Fernsehen gab.

Deshalb denke ich, dass das auch an der Qualität der Audioaufnahmen von damals gelegen haben könnte.

Nein.

Die Qualität war ein Problem, aber damit kann man nicht verhindern, dass Hitlers Gekeife genau so klang.

Welche Probleme hatte die Audioaufnahmetechnik von damals?

Alle. Knistern, Rauschen, Zischen, schlechte Mikrofone, schlechte analoge Aufzeichnungsmedien, Lagerbarkeit der Tonbänder:

Problematisch war bis dahin vor allem das starke Klirren und Rauschen, bedingt durch die Hysterese der magnetischen Induktion in ferromagnetischen Werkstoffen. 1940 wurde zufällig die Hochfrequenz-Vormagnetisierung gefunden, die diesen Effekt umgeht, was eine bis dahin völlig unbekannte Klangtreue brachte. - Magnetophon

Seitdem ist viel Forschung und Entwicklung betrieben worden.

Birnenmensch182 
Fragesteller
 30.05.2021, 21:03
starke Klirren

Und genau das ist es ja, was charakteristisch auf Aufnahmen der Redner von damals zu hören ist und die Stimmen meiner Ansicht nach aggressiver klingen lässt als sie waren.

dass Hitlers Gekeife genau so klang

Was damit eben nicht so sein kann, da es keine guten Audioaufnahmen von Reden von ihm gibt.

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Walum  30.05.2021, 21:46
@Birnenmensch182

Ich glaube, Du versteigst Dich in verschwörungstheoretischen Unfug.

Natürlich kann man die Akustik der damaligen Technik reproduzieren und Du kannst Deine Stimme genauso verzerrt anhören und vergleichen.

Dass die alten Originalaufnahmen subjektiv aggressiver klingen lässt als sie waren, ist bloße Spekulation.

Akustik ist eine Wissenschaft und keine Glaubensfrage.

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Birnenmensch182 
Fragesteller
 30.05.2021, 21:47
@Walum

Das hat nichts mit Verschwörungstheorien zu tun... ;)

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Walum  30.05.2021, 22:07
@Birnenmensch182

Ist ja gut. Aber von Deiner Überlegung aus ist das nur ein kleiner Schritt.

Schnapp Dir Audacity, nimm Deine Stimme auf und filtere sie so lange, bis es ordentlich rauscht.

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Da damals die Mikrophone nur einen schmalen Frequenzbereich ähnlich Mittelwelle MW abdeckten, mußten die Redner etwas abgehackt und laut und deutlich sprechen, damit die Rede, die Wörter exakt getrennt wurden, nicht verschluckt wurden (ähnlich wie heute bei Whats App). Daher redeten alle Redner damals so. Egal, ob Hitler, Mussolini oder Churchill. Das war dmals der von der Technik her gebotene Stil. Zudem konnten auch viele Reden nur ohne Mikro Unterstützung gehalten werden. Das prägt den Redestil.

Die Mikros waren damals Kohlekörner Mikros, siehe Link.

https://www.medienstimmen.de/chronik/1926-1930/1928-sportpalast-hitlers-erste-elektroakustisch-verstaerkte-massenansprache/

Der "Hitler-Sound", wie man ihn kennt, kam tatsächlich durch die frühe Audiotechnik zustande: Kohlekapsel-Mikrofone zig mal über am Limit laufende Röhrenverstärker verstärkt und schlussendlich über plärrige Lautsprecher wiedergegeben.

nein. die haben tatsächlich so rumgebrüllt. das galt als besonders männlich und als autorität.

ich habe vor einer weile mal eine der ersten ausgaben von "der kommissar" gesehen - bis ende der 60er wurde in allen verhören herumgebrüllt und verdächtige wurden angeschrien.

es war normaler umgangston, um einen höheren rang zu demonstrieren.

Birnenmensch182 
Fragesteller
 30.05.2021, 19:50

Ja, aber schau z.B. hier ab 30 Sekunden: https://www.youtube.com/watch?v=qMUbJ5PGK4M

Da merkt man dieses "Kratzen" in der Audioaufnahme auch. Irgendwas passiert mit der Stimme bei der Aufnahme, was sie aggressiver ertönen lässt. Und das war 1976. Ich denke, das war in den 40er Jahren einfach noch viel extremer. So als würde die Aufnahme andauernd übersteuern.

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pony  30.05.2021, 19:57
@Birnenmensch182

auf den alten aufnahmen hörst du das kratzen der plattennadel.

die aufnahmetechnik war ziemlich gut - das abspielen eher - gewöhnungsbedürftig.

das was übersteuert sind meist die höhen. was in der regel am grammophontrichter liegt - geht auch ohne schreien... das ist von 1926

Otto Reutter - Der Überzieher ( 1926 ) - YouTube

ich hatte zeitweise einen gut aufgearbeiteten dual plattenspieler mit einer erstklassigen saphirnadel - da klang die meine merrymakers platte nicht viel schlechter als eine zeitgenössische LP.

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