War Samuel P Huntington ein politischer Brandstifter?

5 Antworten

Ein Brandstifter nicht, aber wie alle Nostradamus-Nacheiferer ein Gescheiterter.

Es ist offensichtlich, dass der wesentliche konflikt aktuell sich nicht zwischen der westlichen Zivilisation und der iislamischen abspielt, sondern innerhalb der islamischen um die Prinzipien der westlichen Zivilisation. Wir bekommen davon nur randständig durch Terrorismus davon etwas ab.

Mit den Chinesen wird eifrig gehandelt.

Dafür entsteht ein neuer Konfliktherd im Verhältnis zum russischen Neoimperialismus und Weltmachtstreben und durch dessen Kumpanei mit menschenrechtsverachtenden Regimen wie dem Assad, Erdogan und dem Iran. Dieses Bündnis zwischen Russen und islamischen Ländern ist aber auch weniger durch Religion bestimmt als durch Antidemokratismus ud Antiliberalität.

Und genau das tritt gerade ein. Ein Aufeinandertreffen von westlichem und islamischem Kulturraum. Du kannst ihn ja exhumieren und wegen Wahrsagerei anklagen.

Woher ich das weiß:Hobby – Beobachte politische Entwicklungen seit meiner Jugend.

Ja, politischer Brandstifter trifft es eigentlich ganz gut. Huntington meinte, der Westen erlebe einen “moralischen Niedergang“ und “kulturellen Selbstmord“, die größten Gefahren sind die Schwächung des Christentums und Multikulturalismus und der Islam sei überhaupt eine “militaristische Religion“ mit “blutigen Grenzen“. Er ließ ökonomische Ungleichheiten und Klassengegensätze als Ursachen für manche Probleme in der Welt völlig außer Acht, sein Kulturbegriff ist starr und andere/feindliche Gruppen werden ausschließlich für Probleme verantwortlich gemacht.

Es ist natürlich sehr einfach und verlockend, alles auf Kulturen abzuschieben. Das schafft ein Zusammengehörigkeitsgefühl, weshalb seine Thesen oft von rechtskonservativen Bewegungen aufgenommen werden. Das, was Huntington betreibt, ist aber schlichtweg kulturalistischer Rassismus oder anders ausgedrückt politische Brandstiftung, sicher nicht jedoch wissenschaftliche Theorieentwicklung.

Nunja, er war seinerzeit einer der Ersten, der die Verlagerung der globalen "Spannungsachsen" auf der Welt beobachtet und in besagtem Buch niedergeschrieben hat.

Man sollte das Buch vielleicht auch ein wenig in den zeitlichen Kontext einordnen. Wir standen damals in der Zeit um die Jahrtausendwende. Der "kalte Krieg" zwischen West und Ost, also die alte "Blockdenke", war noch nicht allzu lange überwunden. Und Huntington hat halt die neue Achse aufgezeigt, auf der Konflikte zu erwarten seien.

Mit der Grobeinschätzung der Lage hat er ja auch nicht völlig falsch gelegen. Nimmt man dann z. B. noch einen Colin Crouch ("Post-Democracy") hinzu, vervollständigt sich das Bild, was den inneren Zustand diverser (westlicher) Demokratien angeht.

Als politische Brandstifter würde ich weder Huntington noch Crouch bezeichnen. Eher als gute Beobachter, die allerdings retrospektiv in einigen Punkten durchaus daneben lagen. Aber wie hieß es immer so schön: "Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen..."

Ich denke nicht das es, als Autor, seine Absicht gewesen ist, politisch zu polarisieren. Er vertrat die Auffassung, das die Konflikte in der Welt nicht mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion verschwinden würden, sondern das neue Konflikte in den Vordergrund treten. Und mit seinen Mutmaßungen lag er, wie wir heute sehen, weites gehend richtig.