War die Einführung des Euros ein Fehler?

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Der Euro an sich ist nicht das Problem. Das Problem ist die Europäische Zentralbank.

Seit Beginn an ist die EZB ein Totalversagen. Und dafür gibt es auch einen ganz einfachen Grund: Eine Zentralbank, die die Bedürfnisse vieler verschiedener Länder berücksichtigen muss, kann sich nur zwischen den Optionen entscheiden, handlungsfähig zu werden oder die Interessen einzelner Staaten zu ignorieren.

Was ich damit meine ist folgendes: In Spanien braucht es beispielsweise ganz andere geldpolitische Maßnahmen, als in Deutschland. In Spanien darf die Inflation gut und gerne über einen längeren Zeitpunkt nahe bei den 5% liegen, in Deutschland sind hingegen schon 3% zu viel.

Da die Währungsregulierung also einfach nicht funktioniert und so auch niemals wird funktionieren können, bin ich schon für den Auftritt aus dem Euro. Die Europäische Union und Dinge wie das Schengenabkommen finde ich hingegen in Ordnung.


Bluemie  28.01.2022, 11:21

Vollkommen richtig! - Die EZB ist das Problem.

Vor allem muss man sich mal vorstellen, dass der EZB-Rat aus den 19 Mitgliedstaaten besteht. Jeder Staat hat somit ein Stimmrecht. Malta mit seinen 500.000 Einwohnern also genauso viel wie Deutschland mit 83 Millionen.

Die Hauptaufgabe der EZB ist eigentlich die Preisstabilität der Währung. Jetzt, wo wir überall eine hohe Inflation haben, sieht es die EZB weiterhin nicht als wichtig an, den Basiszins zu erhöhen. Im Gegenzug werden weiterhin unfassbar hohe Anleiheankäufe getätigt, nur um die südlichen EU-Staaten zu stützen.

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JanyoOoO  28.01.2022, 21:10
@Bluemie
Im Gegenzug werden weiterhin unfassbar hohe Anleiheankäufe getätigt, nur um die südlichen EU-Staaten zu stützen.

Da hast du ja das Kernproblen: Die Mitgliedsstaaten unterscheiden sich in ihren Bedürfnissen so stark, dass einige Länder eben auch davon noch profitieren.

Aus deutscher Sicht hat die EZB ein Ziel mit absoluter Priorität: Inflationsrate nahe bei unter 2%. Der Rest sollte nachrangig sein.

Jetzt, wo wir überall eine hohe Inflation haben, sieht es die EZB weiterhin nicht als wichtig an, den Basiszins zu erhöhen.

Das wird sich meiner Meinung nach bald ändern. Die EZB wird nicht drum herum kommen, der FED bei der Zinserhöhungen (4 Stück sind dieses Jahr geplant) zu folgen. Ansonsten fällt der Euro/Dollar-Kurs ins Nichts.

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Kurz nein auf alle Deine Fragen. Weder Fehler, noch Teuro. Da spielt der subjektive Eindruck einen Streich.

Anhand der historischen Daten kann jeder nachvollziehen, das die Preise automatisch gestiegen sind, das war schon vorher so und das war nachher so - sogar weniger als vor Einführung des Euro.

Rechnen wir 1.000 Euro/DM (völlig egal) von den Jahren 2000 auf 2010 nach der Inflationsrate um, dann blieben von den 1.000 Geldeinheiten noch noch 854 Kaufkraft übrig. Macht eine Preissteigerung von ca. 17 % (siehe Link).
Vergleichen wir den Preisanstieg in den 10 Jahren vorher (1990-2000) waren es 28 % - von Deinen 1.000 Geldeinheiten bleiben 779 übrig. In der Dekade vorher waren es 32 % und 757 DM/Euro. Also war der Preisanstieg vor Einführung des Euro wesentlich größer als hinterher.

Natürlich gab es Firmen, die was mitnahmen. Aber eben nicht die breite Mehrheit.

Die irreführend als "Eurokrise" bezeichnete Krise seit 2010 hat mit dem Euro als Geld nichts zu tun. Sie hätte es auch mit den jeweiligen Landeswährungen gegeben. Es war (und ist) eine Staatsschuldenkrise, gepaart mit einer Bankenkrise und einer Wirtschaftskrise. Sie ist sehr vielschichtig und das "Euro" im Wort Krise bezieht sich auf Europa als Gesamtheit.

  1. Die Inflationsrate ist in Deutschland auch nach Einführung des Euro unverändert gering geblieben: https://www.finanz-tools.de/inflation/inflationsraten-deutschland Das Scheinargument des Teuros kann nicht belegt werden.
  2. Ohne den Euro wären Staaten wie Griechenland und Italien definitiv in den Staatsbankrott gelaufen. Das hätte der Wirtschaft in ganz Europa mehr geschadet als die tatsächliche Finanzkrise.

Nein, die gemeinsame Währung ist wichtig, insbesondere auch für den Außenhandel.

Es sind ja die Preise nicht nur in der Euro-Zone gestiegen, sondern etwa auch in den USA in ähnlichem Maß. Das hat also nichts mit der Währung selbst zu tun.

Und: immer noch sinkt von Jahr zu Jahr die Zeit, die wir arbeiten müssen, um uns ein bestimmtes Produkt leisten zu können. Sprich: es geht uns immer besser.

Wer sich die Einzelwährungen zurück wünscht, hat m.E. Vieles nicht verstanden und ignoriert einen Großteil der Fakten.

Dass sich über 20 Jahre die Preise verdoppeln ist völlig normal. Zu DM Zeiten war die Inflation zumindest genauso hoch. Bei rund 3% Inflation dauert es geschätzt 23 Jahre bis sich die Preise verdoppeln, was ziemlich genau der Zeit entspricht seit der wir den Euro haben.