War Adolf Hitler ein guter Redner?

Das Ergebnis basiert auf 39 Abstimmungen

Ja 77%
Nein 23%

18 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Ja

Bereits während seiner Wahlkampfreden, später dann endgültig nach der Machtübernahme wurde die Sprache Adolf Hitlers und somit die Sprache der Nationalsozialisten eine Sprache zum Volk und nicht mehr die Sprache für die Genossen. Seine dauerhafte Existenz über Radio, Nachrichtenmedien und Plakate kontrollierte alle privaten und öffentlichen Bereiche. Der Nationalsozialismus wurde dem Volk durch Millionen von Wiederholungen aufgezwungen und somit infiltriert.

Diese Wörter, Redewendungen und Satzformen, sind somit auch unwissentlich von den Zuhörern und Lesern aufgenommen worden. Gern dabei benutzt wurde das Wort "Fanatismus", welches keine Erfindung der Nationalsozialisten war, aber zuvor immer negativ behaftet war im deutschen Sprachgebrauch, er machte dieses Wort im Reich salonfähig.

Es ist zudem sehr erwähnenswert, dass Hitler nicht immer sprach, sondern das er sprechen ließ. Seine Reden mussten rar bleiben, das gab ihm und seinen Worten eine besondere Ausstrahlung, es schuf zudem im Volk den seltenen Blick auf den "Auserwählten" zu Rettung des deutschen Volkes. Oft wurden auch die Begriffe "Volk" und "Gemeinschaft" genannt, denn genau danach sehnten sich die Menschen nach dem Chaos auf den Straßen zum Ende der Weimarer Republik. Darüber hinaus war es wichtig, die eigenen Erfolge aufzuzählen und Gegner beim Umgang mit Sprache zu verachten. Nationalsozialisten sind es gewohnt, auf höchstem Niveau mit den Händen zu wirken, ihre Begeisterung für die Sache zu verdeutlichen. Superlativen im eigenen Schaffen sind das Hauptmittel des Sprechers und Agitators denn es handelt sich um pure Eigenwerbung.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte Schwerpunkt Deutsches Reich / Nationalsozialismus

Ein "Demagoge" allerdings nicht im klassischen Sinne. In der griechischen Welt waren Demagogen durchaus angesehene Personen.

Nein

Bei dem gekreischten Geblöke und der lächerlich plakativen Gebärde stellen sich mir so die Nackenhaare auf, dass mein Hörnerv auf Durchzug schaltet. Ähnlich wie bei der Explosion von 150 billigen Silvesterböllern. Den Inhalt kann ich schon allein deshalb nicht ernst- und aufnehmen. Nein, das ist nicht nur bei Hitler so. Nein, es ist absolut keine gute Rede, es ist nur Geschrei für eine breite Masse, der nach Einschätzung des Redners offenbar Intelligenz und Gehör fehlt. Eine Rede ist nicht deshalb gut, nur weil sie bis zum letzten schwerhörigen Hilfsarbeiter durchdringt und anschließend fast alle trittbrettfahren. Die meisten Menschen leiden mangels Ausnutzung ihrer Hirnleistung der Einfachheit halber schlicht an Herdentrieb, das ist der eigentliche Effekt. Nicht die Reden.

Ja

Er war ein sehr überzeugender Redner. Otto von Habsburg, der sich von den Nationalsozialisten nie vereinnahmen ließ, beschreibt in einem Interview seine hypnotische Bühnenpräsenz.

Er variierte seinen Tonfall. In dem Redeausschnitt spricht er in einem ergriffenen Tonfall, was z. B. auch der Prediger Kenneth Copeland zur Emotionalisierung einsetzt. Seine Normalstimme klang baritonal und warm. Damit konnte er das Publikum zu Redebeginn einwickeln.

Ich erkannte, dass es eine direkte Parallele zwischen dem Aufbau des Meistersinger-Vorspiels und dem seiner Reden gab. Die gesamte Verflechtung von Leitmotiven, von Verzierungen, von Kontrapunkt und musikalischen Kontrasten und Argument spiegelte sich exakt im Muster seiner Reden wider, die symphonisch aufgebaut waren und in einem großen Höhepunkt endeten, wie das Schmettern von Wagners Posaunen.

(Hanfstaengl, Ernst. 1957. Unheard Witness. Philadelphia: Lippincott, S. 52. Übersetzung von mir.)


earnest  02.07.2022, 21:42

Nana, hier übertreibt aber jemand maßlos.

Der Ernst war ja auch ein alter Nazi.

Auch auf den Otto würde ich nicht allzu viel geben. So schwadroniert er vom Föhrer als "Zauberer".

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homogutefragei  02.07.2022, 21:50
@earnest

Hitler war seit seiner Jugend Wagner-Verehrer. Es ist gut möglich, dass er sich vom Meistersinger-Vorspiel inspirieren ließ.

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earnest  02.07.2022, 22:01
@homogutefragei

Ich weiß.

Trotzdem übertreibt Ernst maßlos.

Aber so richtig orgiastische Passagen gab es zweifellos in den Reden des Föhrers. Zur Freude der Nazissen und Hitler-Groupies.

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Nein

Es gab mal eine Analyse warum der so erfolgreich war.

Vergessen wir nicht das ist einige Jahrzehnte her. Fernseher waren eine absolute Seltenheit. Meist hatte man nur Radio. Und die Qualität des Radios ist nicht vergleichbar mit dem was jemand kennt der das heutzutage hört.

Also konnte man vieles eher schlecht verstehen. So ganz deutlich hat der Kerl ja auch nicht geredet. Aber er hat bestimmte Schlagworte wie Freiheit, Brüderlichkeit usw. deutlich betont und auch lauter ausgesprochen.

Das sind eben solche Schlagworte gewesen wo keiner was dagegen sagen kann und eigentlich jeder dafür ist. Hörst du also durch Störgeräusche oder weil du z.B. gerade Hausarbeit machst nicht den Inhalt der ganzen Rede bleiben vor allem diese Schlagworte im Gedächtnis und deshalb ist man dafür.

So ganz überzeugt hatte mich die Argumentation zwar nicht aber das war sicher AUCH ein Teilgrund seines Erfolges.