Wann ist ein Sozialstaat gerecht?

3 Antworten

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Gerechtigkeit ist extrem subjektiv. Die Frage ist erst mal, welche Kriterien du an Gerechtigkeit ansetzt.

Es gibt mehrere Ansätze:

A) Diejenigen, die viel leisten können, leisten auch viel und die Schwächeren weniger

B) Jeder leistet gleich viel

C) Jeder bekommt gleich viel, auch der, der mal viel geleistet hatte in der Vergangenheit

usw.

Einfach ausgedrückt: Wenn jeder von seinem Lohn denselben Pauschalbetrag einzahlt, kann das in Augen einiger gerecht sein. Andere finden das ungerecht. Wenn jeder denselben Prozentbetrag einzahlt, kann das aber genauso gerecht sein, andere finden das wieder ungerecht. Doch jede der Ideen widerspricht sich irgendwie.

Die Frage ist also gar nicht so weit zu beantworten, weil die Kriterien sehr subjektiv sind.

Du kannst nun unser Modell versuchen zu beurteilen und da schweben mehrere Dinge mit und ich würde die auch als Kriterien nennen, da sie meinem Gerechtigkeitsempfiunden entsprechen:

  1. Jedem Mensch steht ein vernünftiges Lebensminimum zu. Egal, was er geleistet hat oder nicht.
  2. Gute Verdiener partizipieren mehr von der Gesellschaft (Schulen usw.), sollen also auch höhere Steuern zahlen, damit die Gemeinschaft all das finanzieren kann, was sie brauchen/wollen.
  3. Es gibt Sonderregeln, insbesondere beispielsweise für Familien. Diese sollen besonders gefördert werden (andere Einkommenssteuer usw.)
  4. Den Sozialstaat interessiert nicht die persönliche Lebensweise usw. Sprich: Jemand, der bewusst sagt, er möchte lieber als Freigeist, als Künstler leben, selbst wenn er damit kaum Geld verdient, steht genauso ein Lebensminimum zu, wie jemand, der in der Fabrik arbeitet und beispielsweise arbeitslos wird. Auch Dinge wie Hautfarben oder sexuelle Orientierung dürfen nie eine Rolle spielen.
  5. Der Sozialstaat soll dafür sorgen, dass möglichst alle eine Chancengleichheit haben. Deswegen sind Dinge wie "freie kostenlose Bildung" so enorm wichtig als Eckpfeiler für die soziale Gerechtigkeit. Was dann jeder jeweils aus diesen Chancen macht, steht auf einem anderen Blatt.

https://www.studysmarter.de/magazine/soziale-gerechtigkeit-bedeutung-von-social-justice/


xubjan  04.11.2023, 23:04

Danke für den Stern

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als erstes steh die Frage im Raum was eigentlich "gerecht" konkret bedeuten soll. Man unterscheidet in den Sozialwissenschaften die konkurrierenden Prinzipien nach Gleichheit (das gleiche für alle), Äquivalenz (jeder bekommt was er verdient) und Bedarf (jeder bekommt was er objektiv unbedingt benötigt).

Je nachdem, welcher Richtung man sich anschliesst, kann man die Fragen beantworten. In unserer Gesellschaft gilt mal das eine oder andere Prinzip.

Dann kommt die Frage, was der Zweck des Sozialstaaters ist. Will man, dass es allen gut geht oder z.B. lediglich, dass der Staat ohne Revolten funktioniert und keine Hungerleichen auf der Strasse liegen.

Ganz um die Arbeit wirst du nicht rumkommen. Aber daraus lassen sich spannende diskutable Inhalte ableiten.

Fängt doch schon mit dem Gerechtigkeitsbegriff an, von da kommt man zur Definition des Guten, und dann landest du am Ende zwangsläufig bei Nietzsche-
sofern du den Mut hast mal einen Gedanken zu Ende zu denken.

Für mich ist ein Sozialstaat gerecht wenn er Menschen ganz unterschiedlicher Natur, Herkunft und Standes die selben Chancen ermöglicht, Freiheit und Würde des Menschen achtet, und Leid und Elend jener limitiert, die sich nicht selbst tragen können.