Wann braucht man eine Habilitation?

3 Antworten

Es kommt ein bisschen drauf an wo man lehren möchte, ich meine an Fachhochschulen reicht mitunter auch langjährige Berufserfahrung zur Berufung. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass das dann kein Titel ist, sondern mehr eine Berufsbezeichnung. An sich geht der akademische Weg zur Professur über die Habilitation.

Grundvoraussetzung ist dazu erstmal die Promotion. Du musst im Studium (Master oder vergleichbar) deutlich überdurchschnittliche Leistungen bringen um die Chance zu haben eine Doktorandenstelle zu ergattern, oft gibt es auch Mindestabschlussnoten die erreicht werden müssen. Diese Stellen sind meistens mit einem Projekt verbunden und in diesem Rahmen beginnst Du an Deiner Promotion zu arbeiten, die man meistens so nach 3-4 Jahren abgeschlossen hat.

Die Luft bei Habilitationen wird dünn, nur die wirklich besten der Doktoranden bekommen die Chance dann noch als Post Doks weiterzumachen und auf eine Habilitation hinzuarbeiten. Da muss man auch in der Zeit der Promotion überdurchschnittlich gewesen sein, viel publiziert und eben besondere Leistungen gebracht haben. Bei uns waren diejenigen, die das dann noch gemacht haben wirklich besonders fleißig und motiviert, haben teilweise halt zum Spaß in der Freizeit noch Paper geschrieben, Forschungsanträge gestellt und waren auch fachlich einfach gut. Außerdem koordinieren Postdoks häufig Projekte und leiten dabei wieder Doktoranden an, es ist also ein gewisses Projektmanagement damit verbunden. Am Ende steht dann wieder die Habilitationsschrift und eventuell weitere Herausforderungen.

Mit Habilitation bist Du dann immer noch kein wirklicher Professor, sondern dann musst Du Dich um eine Professur bemühen, zu Vorsingen gehen, durch Deine Leistungen herausstechen und etwas Glück haben. Vorsingen sind quasi Vorlesungen mit Anwesenheit der Berufungskommission, da gehören neben Fachkollegen zB auch studentische Vertreter dazu. Da diese Stellen so rar sind ist die Bewerberzahl normalerweise hoch (abhängig von Fachgebiet, Uni, Art der Stelle usw), meistens werden die drei-vier aussichtsreichsten Bewerber zum Vorsingen eingeladen, Du konkurrierst also gegebenenfalls mit den drei besten anderen Kanditaten in diesem Fachgebiet zu diesem Zeitpunkt.

Fachhochschulen verlangen generell nie die Habilitation für eine Professur (schadet natürlich nicht), in der Regel aber das Doktorat. Die schreiben auch maximal W2 aus.

An ernsthaften Universitäten wird es dagegen ohne Habil oder eine der Habil vergleichbare Forschungsleistung praktisch unmöglich, eine W3-Professur zu erlangen. Ausnahmen gibt es v.a. in künstlerischen Fächern.

Man kann auch ohne Habilitation an einer Universität lehren. Viele "Anfängerübungen" und Proseminare werden von Akadem. Räten oder sogar Assistenten abgehalten. Außerdem haben Privatdozenten das Recht auf Lehrveranstaltungen. Und die wenigsten Professoren mit Habilitation führen das im Titel (Prof. habil.), ihnen genügt Prof. Dr. genannt zu werden.