Vorteile und Nachteile der konventionellen Landwirtschaft?

3 Antworten

Würde die gesamte Landwirtschaft weltweit nach sog. "ökologischen" Prinzipien betrieben werden, so würden global gesehen viel zu wenig Nahrungsmittel produziert werden um die Weltbevölkerung ernähren zu können. Vielleicht würden dann, sollte die Landwirtschaft noch irgendwelchen Gesetzen der Marktwirtschaft gehorchen, die Erzeugerpreise wegen der Knappheit so sehr steigen, daß Landwirte wieder gut von ihren Höfen leben könnten. Aber das ist natürlich Wunschdenken. Bevor das passiert, steht ganz Afrika hier im Land weil es dann dort wirklich nichts mehr zu beißen gibt. Und auch in Europa würden die Barrikaden brennen. Dann müßte der Verbraucher ja vielleicht auf Urlaubsreisen und den Zweitwagen und den Flachbildfernseher in der Größe einer Tischtennisplatte verzichten sobald die Lebensmittelpreise steigen! Huh, wer will sich das schon zumuten??? Hauptsache, das Fressen ist billig! Also wird es leider erstmal nichts mit flächendeckender ökologischer Landwirtschaft.

Jens5605  18.12.2018, 20:36

Kannst du auch mal ohne Schaum vor dem Mund antworten? Einigen deiner Gedankengänge würde ich gerne folgen, manche diskutieren. Hast du Interesse, irgendetwas zu differenzieren?

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Henryettex  18.12.2018, 23:23
@Jens5605

Frag halt nach. Ich antworte gerne. Bitte entschuldige, daß ich vielleicht etwas emotional rübergekommen bin. Ich habe mich da wohl auf die Stufe der Bauerngegener in unserer Gesellschaft herabgelassen, nach denen die Landwirtschaft an fast allem Schuld ist, was uns heute Kummer bereitet.

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Viele böse Gerüchte gegen die "konventionelle Landwirtschaft" gelten heute nicht mehr (falls sie jemals gegolten haben).

Z.B. sind tiergerechte Tierbesatzdichten im Stall längst vorgeschrieben.

Z.B. ist längst vorgeschrieben, wieviel Nährstoff auf die Flächen kommt (strikte Düngeverordnung).

Z.B. Haben die Masse der Spritzmittel in Deutschland gar keine Giftigkeitsklasse (ca. 90%). Und selbstverständlich hat jedes Mittel ein langes amtliches Zulassungsverfahren hinter sich. Weiterhin kriegt nur Spritzmittel, wer eine staatlichen Sachkundenachweis bestanden hat.

Im Stall gelten bei der Fütterung strenge Vorschriften. Nur amtlich zugelassene Futtermittel sind erlaubt.

Alte Gerüchte, daß konv. Landwirtschaft "Artensterben" verursacht, sind dubios. Die Landwirte müssen "Greening-Verpflichtungen" einhalten um einen beträchtlichen Teil ihrer Förderungen zu erhalten. Weiterhin haben ca. 50% der Landwirte Öko-Verpflichtungen (Kulturlandschaftsprogramme, Vertragsnaturschutzprogramme usw.)

Grundsätzlich kann eine Fläche, wo marktfähige Produkte für den Menschen wachsen, nicht gleichzeitig ein "Ökoparadies" sein. Zum Ausleben des Ökoherzens gibts genug andere Flächen, z.B. Biotope, Wälder, Stillegungen, Blühflächen usw.

Es wird weniger produziert, ist also weniger effizient. DAfür ist es oft gesünder und vor allem umweltschonender.

grubenschmalz  15.12.2018, 16:44

Das bezieht sich auf die sog. biologische Landwirtschaft. Und gesünder ist es nicht

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Jens5605  18.12.2018, 21:41
@grubenschmalz

Muss nicht gesünder sein. Nachhaltigkeit ist eher das Problem.

Hatte ich nicht schon von Boden und Grundwasser geschrieben?

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Henryettex  16.12.2018, 00:30

Und genau die mangelnde Effizienz macht den ökologischen Landbau eben nicht umweltschonend. Mach Dir darüber mal Gedanken.

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Jens5605  18.12.2018, 21:45
@Henryettex

Kannst du das bitte mal untersetzen? Den Mehraufwand verstehe ich.

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Henryettex  18.12.2018, 23:38
@Jens5605

Eine ineffiziente Wirtschaftsweise bedingt bei gegebenem Output einen größeren Faktoreinsatz. Vor allem wird bei ökologischem Landbau wesentlich mehr Fläche benötigt. Wo soll die herkommen, wenn nicht aus der Kultivierung bisher ungenutzter Flächen? So bleiben hervorragende Ackerbaustandorte hinter ihrem Potential zurück, weil einige glauben, man tue der Natur damit etwas Gutes. Tut man aber unter dem Strich nicht, denn anderenorts verschwinden in der Folge Regenwälder, Savannen und andere wertvolle Biotope unwiederbringlich. Die Welt ist eben kein Dorf und hört nicht hinter der deutschen Grenze auf. Das ist das Problem, welches viele meiner Parteifreunde nicht begreifen wollen oder können, übrigens nicht nur im Bereich der Landwirtschaft. Ich bin Grünes Mitglied und Biobauer. Nur damit Du meinen Hintergrund kennst. Ich wirtschafte nach Bioland-Richtlinien, sehe darin aber nicht nur keine Möglichkeit, die Welt zu ernähren, sondern, aus oben genannten Gründen, sogar eine Gefahr für die Umwelt. Zumindest, wenn ökologische Landwirtschaft der Standard wird. Es ist, das muß man klar sagen, eine Nische für besserverdienende Verbraucher und solche, die ihr Gewissen mit guten Taten streicheln wollen. Wer mal genauer über die Probleme der mangelnden Effizienz der Biolandwirtschaft nachdenkt, wird erschrocken über die globalen Folgen sein. Aber heute zählen Emotionen leider mehr als Argumente...

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Jens5605  19.12.2018, 01:22
@Henryettex

Hallo Henryettex,

Mein Schwerpunkt liegt auf Nachhaltigkeit, z.B. fruchtbare Böden zu erhalten. Stickstoffdünger geht mit erheblichen Energieeinssatz. Bei Phospaten bekommen wir zeitnah (deine Kinder?) Probleme.

Ich möchte, dass unsere Bauern wieder stolz darauf werden, dass sie unsere Lebensgrundlage erhalten. Viele wissen, wie es gehen könnte aber Fördermittel gehen in eine andere Richtung.

Es sollte auch hinterfragt werden, ob durch unsere Subventionen Landwirtschaft an anderen Stellen beschränkt wird. Warum muss die deutsche (europäische) Exportindustrie Afrika als Absatzmarkt sehen?

Ach so, ich esse Fleisch. Ich töte auch Tiere, weil ich sie essen möchte.

Jens

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Henryettex  19.12.2018, 09:48
@Jens5605

Mein Schwerpunkt liegt ebenfalls auf Nachhaltigkeit. Das versteht sich von selbst, denn nachhaltiges Wirtschaften hat dazu geführt, daß meine Familie seit vielen hundert Jahren ihrem Beruf an diesem Ort nachgehen kann. Der Boden ist unsere Lebensgrundlage. Er und seine Erhaltung stehen im Mittelpunkt unseres Denkens. Immerhin haben wir es geschafft, seine Fruchtbarkeit über die Jahrhunderte nicht nur zu bewahren, sondern zu steigern. Bei Phosphaten bekommen wir in der Tat Probleme, was aber nichts mit der Art der Bodenbewirtschaftung zu tun hat, sondern mit der Endlichkeit der Phosphatvorkommen. Früher, als eine Kreislaufwirtschaft noch möglich war, machte man sich über die Versorgung des Bodens mit Phosphat keine Gedanken. Früher lebten aber viel weniger Menschen auf der Welt und es gab dennoch ständig irgendwelche Hungersnöte. Wer über Nachhaltigkeit spricht, sollte sich Gedanken machen, wie man die Massenvermehrung von Menschen gerade in den ärmsten Regionen der Welt verlangsamt. Die ungebremste Reproduktion in Afrika ist das Hauptproblem dieser Welt. Erzähl den Menschen dort mal etwas von Biolandwirtschaft, Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Die werden Dir etwas vom Überleben erzählen.

Fördermittel bekommt die Landwirtschaft weil sie ohne nicht lebensfähig wäre. Wire produzieren in Europa zu sehr hohen Sozial- und Umweltstandards. Den höchsten der Welt! Unsere Preisgestaltung haben wir auf einerm globalen Markt aber nicht selbst in der Hand. Wir konkurrieren beispielsweise mit Schwellenländern wie Indien oder Argentinien, die unsere Märkte mit Billigware überschwemmen. Da dort Arbeitskraft kaum etwas kostet und Umweltauflagen unbekannt sind, können die das machen. Ob das nachhaltig ist? Ich wüßte nicht, was unsere Bauern dagegen nach Afrika exportieren. Die haben dort doch gar kein Geld, um unsere Produkte zu bezahlen!

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