Verhaltensbiologie Proximate/Ultimate Ursachen?

2 Antworten

Proximate Ursachen sind die direkten Auslöser eines Verhaltens, ultimate Ursachen sind der tiefere evolutionäre Zweck dieses Verhaltens.

Ein Beispiel: Warum füttert ein Vogel seinen Nachwuchs? Proximat, weil er dessen Bettelrufe wahrnimmt und darauf reagiert. Ultimat, weil er durch diese Form der Brutpflege die Überlebenschancen des Nachwuchses und damit seine eigene Fitness erhöht.

Moin,

proximat bezieht sich auf einen unmittelbaren (sofortigen) Zweck,

ultimat bezieht sich auf einen langfristigen Zweck.

Beispiel: Eine Maus sitzt vor ihrem Loch. Da erscheint eine Katze. Sofort verschwindet die Maus in ihr Mauseloch. Warum?

Der proximate (unmittelbare) Grund für dieses Verhalten ist, dass die Maus vor einem ihrer Todfeinde flüchtet, um nicht gefressen zu werden. Damit sichert sie ihr eigenes Überleben.

Der ultimate (langfristige) Grund für dieses Verhalten ist, dass in der Evolution dieser Tiere die Mäuse belohnt wurden, die sich so verhalten haben. Die Mäuse, die sich „mutig” oder „ignorierend” oder „phlegmatisch” ihrem Todfeind stellten, wurden (in der Regel) gefressen.
Das wiederum führte dazu, dass sich die vorsichtigen Mäuse mit ihren Genen durchsetzten, weil sie öfter überlebten und somit ihre Gene öfter weitergeben konnten. Wenn ein solches Verhaltensprogramm dann im Erbgut verankert wird, erfüllt es quasi das Überleben der Art.

Darum hat man - von außen betrachtet - den Eindruck, als hätte die Maus unmittelbar (proximat) selbst etwas von diesem Fluchtinstinkt (sie überlebt!), aber auch die Art Maus sichert langfristig (ultimat) gesehen das Überleben.

LG von der Waterkant

SoosKind 
Fragesteller
 10.02.2021, 13:20

Danke dir viel mals!!

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DiegoderAeltere  10.02.2021, 13:24

Für die proximaten Ursachen wäre eher von Interesse, woran eine Maus erkennt, dass sie einer Katze gegenüber steht und dass von Katzen grundsätzlich eine Gefahr für sie ausgeht.

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DedeM  10.02.2021, 14:50
@DiegoderAeltere

Es scheint mir nicht zwingend notwendig zu sein, dass die Maus die Katze als Todfeind kennen (oder erkennen) muss (meiner Meinung nach), wenn unterstellt wird, dass „vorsichtige” Mäuse genetisch fixiert alles Fremde als furchteinflößend ansehen und davor die Flucht ergreifen. Dann bedeutet die Katze lediglich etwas Fremdes, während das genetische Programm die Fluchthandlung auslöst. Dadurch kann die Maus nicht die Erfahrung machen, ob die Flucht nötig ist oder nicht. Für mich als außenstehenden Beobachter wäre die Flucht dann immer noch eine proximate Wirkung (Maus selbst überlebt) und eine ultimate Wirkung (die Art Maus kann überleben, wenn die einzelnen Mäuse solche Situationen überleben).

Aber selbst wenn es so wäre, dass für die proximate Handlung diese Erkenntnis nötig wäre, müsste von einer Maus dafür nur die Erfahrung gemacht werden, dass eine Katze eine andere Maus in ihrem Beisein tötete. Für diese getötete Maus hätte das Ereignis keine Bedeutung mehr, aber andere Mäuse, die diesen Vorgang beobachtet haben könnten, hätten fortan für die proximate Entscheidung zur Flucht beim Auftauchen einer Katze eine Erfahrungsgrundlage.

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