Typisches für das Saarland?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich bin im Saarland geboren. Im einzigen Kreis Deutschlands, der zugleich an Luxemburg und an Frankreich angrenzt (Kreis Merzig-Wadern).

Eine Sehenswürdigkeit ist die Saarschleife (auch bei Merzig in der Nähe) und der Wolfspark bei Merzig (da gibt es auch weiße Alaskawölfe). Mit Merzig verbindet mich einiges, ich habe z.B. meinen Führerschein dort gemacht. Mein erstes Kennzeichen war also mit MZG.

https://www.youtube.com/watch?v=s9H0nNRVc9A

https://www.youtube.com/watch?v=dJ8fSk3HDzo

Die Hauptstadt ist Saarbrücken, ganz im Süden, nicht weit weg von Frankreich.
Spezialitäten des Saarlandes beim Essen sind der "Dibbelabbes" und die "Hoorischen" (das sind Klöße aus Kartoffeln), es gibt auch "Gefillde", das sind gefüllte (gefillde) Klöße, die wie in Lothringen und im Elsass gerne mit Sauerkraut serviert werden.

Die Füllung ist aus Hackfleisch.

https://www.saarland-lese.de/gastliches/spezialitaeten/gefillde/

Saarländer sind oft Heimwerker. Also Leute, die alles zuhause selber machen und reparieren. Mein Vater war auch so. Ein typischer Saarländer ist der Heinz Becker, da findet man auch ein paar Sachen im Internet.

Aber Saarländer ist nicht gleich Saarländer. Man unterscheidet mindestens 2 verschiedene Dialektgebiete. Der Süden (mit Saarbrücken) gehört einem anderen Dialektraum an als der Nordwesten (der an Luxemburg angrenzt).

Im nördlichen Teil spricht man Moselfränkisch, so ähnlich wie auch in Trier (= Tréier, wie die Luxemburger sagen). Wir sagten z.B.

Luu mo lòò, wie der lee lòò leit.
(Schau mal dort, wie der da (herum)liegt.)

Das "luu" (=look, schau) entspricht dem Kölschen "luu" wie in "luurens!" (schau mal!). Ein "Kneipschie" war (=knife) ein kleines Messer (auch "Kniepchen"). Fränkische Dialekte haben manchmal "englische" Anklänge.

Zudem gibt es auch französische Wörter.

Saarländer gelten manchmal als "hillbillies", wie man in den USA sagen würde, also als Leute aus einer ländlichen Gegend, fernab der großen Städte. Und so bin ich auch aufgewachsen, aber sehr froh drum.

Ich bin erst spät in eine Stadt gezogen, ich bin zwischen Wald und Hühnern und Gänsen (und Hunden und Pferden) aufgewachsen. Wir hatten Bauern und Pferdezüchter in der Bekanntschaft und Verwandtschaft.

Saarländer sind manchmal etwas eigen und stur, haben aber das Herz am rechten Fleck. Der Humor ist manchmal etwas derb, aber immer freundlich. Und ein bisschen französischer und luxemburgischer Einfluss ist auch da.

Laila0612 
Fragesteller
 06.01.2022, 14:08

Wow danke!

0

Da wäre vor Allem die Sprache zu erwähnen. Hier einige saarländische Redewendungen:

Ich hann die Flemm. Ich bin irgendwie schlecht gelaunt.

Die Zeit biede. Grüßen.

E Drää dran mache. Etwas dauernd wiederholen.

Äbbes emm Gai hann. Etwas vorhaben.

Die Aue genn Wasser. Weinen.

Der hat die Fenger emm rischdische Loch. Er macht es richtig.

Mach mol e bissje ennanna noh. Beeil dich mal ein Bisschen.

Ich benn ab. Ich bin schlecht gelaunt.

Äbbeldännsisch. Aufgeregt, verrückt.

Allegebott. Andauernd, häufig.

hennaschdfeddaschd. Verkehrtherum.

Bause. Beule.

Bettsaja. Löwenzahn.

Plagge. Fleck.

Bobbelche. Baby.

Brämmsch. Brummig, nachdenklich, ernst.

E Digga mache. Stuhlgang.

Drassele. Prügel (beziehen).

Dachjuchee. Mansardenzimmer.

Drohschel. Stachelbeere.

Em Duschua senn. In Eile sein.

Dussma. Vorsichtig.

E Aanzuch fa gudd. Sonntagsanzug.

Flohpeeda. Unsauberer, verwahrloster Mensch.

Fissemsche. Fussel, Fädchen.

Das und noch viel mehr steht in einem Wörterbuch (80 Seiten), das ich mal geschrieben habe. Gibts nicht zu kaufen, davon habe ich 25 Stück drucken lassen, die ich alle bis auf Eines verschenkt habe.

Wer Interesse daran hat, dem/der schicke ich es gerne als .pdf. Natürlich kostenlos, ich habe keinerlei finanzielles Interesse.

Woher ich das weiß:Hobby
OlliBjoern  06.01.2022, 00:33

Meine Oma sagte auch z.B.

mach mol dussmang (frz. doucement)

dappa, laaf sier (beeil dich, lauf schnell)

Das "sier" entspricht dem luxemburgischen "séier" (schnell).

"Den Numm kënnt vun der Léngt, an där Kniet waren, an déi un der Log festgemaach war, fir sou ze gesinn, wéi séier e Schëff fiert."

Mein Pappa hat noch "héich" gesagt.

Siehe luxemburgisch "Héichuewen" (Hochofen).

"Der Grouß Lousemer (Losheimer) Rodfohrerverein sull léiwen dreimol héich, héich, héich."

Ich bin wenige km südlich von Losheim (= Lousem) aufgewachsen.

0
Laila0612 
Fragesteller
 06.01.2022, 14:09

Vielen Dank !

0
User98765432102  06.02.2022, 14:59

Ich habe zu Weihnachten ein Buch bekommen. Für den Dialekt weil wir umziehen ins Saarland und muss sagen obwohl ich schon immer jedes Jahr 3 mal für 1-3 Wochen dort war kann ich kaum ein Wort reden 😂

0

Das hier habe ich auf Chrome gefunden

Das saarländische Glaubensbekenntnis lautet „Hauptsach, gudd gess“. 7. Die Wurst des Saarlandes ist die Lyoner, eine Fleischwurst. Und die wird gern mal auf den Schwenker gelegt, wie der Schwenkgrill im Saarländischen genannt wird, an dem ein Schwenker steht, der die Wurst wiederum nicht brät, sondern schwenkt.

Ich weiß es ist nicht so hilfreich aber vielleicht bringt es dich ein Bisschen weiter

ntech  31.12.2021, 11:01

"Der Schwenker-Schwenker schwenkt den Schwenker!"

0
ntech  31.12.2021, 11:06
@Grammaire129

Und der Schwenker ist keine Wurst, sondern ein eingelegtes Steak!

Med Eisch werren isch äänisch!

0
OlliBjoern  06.01.2022, 00:37

Dat stëmmt nadierlich, hauptsach, gudd gess.
Dat saan eich aach immer.

0