Soll ein Kind dem Abschied beim offenen Sarg beiwohnen?

12 Antworten

Der Tot gehört zum Leben. Das war schon immer so und wird so bleiben.

Früher wurde er mehr eingebunden als heute. Heute ist der Tot eher heimlich, was böses sogar, er wird nicht gern gesehen, verschwiegen, kaum einer redet darüber. Ja man kann sagen der Tot, das Sterben, das Ableben eines geliebten Menschen wird totgeschwiegen.

Auch den Kindern wird immer mehr beigebracht, das der Tot was schlechtes ist. Sie werden ferngehalten. So lernen sie auch nicht und geben es weiter. Und kommt es auf sie zu geraten sie in Panik.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Frag das Kind wenn Du Dir unsicher bist. Ich würde es nicht machen.

Ich denke, das Kind sollte den Opa lieber nicht sehen und die schönen Tage in Erinnerung behalten. :)

Erstmal herzliches Beileid!

Das kommt auf das Kind an sich an. Ihr werdet ihm oder ihr den Tod bestimmt entsprechend erklärt haben und so weiter... da sehe ich eher das Problem. Was das 'nochmal sehen' angeht... warum fragt ihr nicht einfach. im Prinzip sieht das Kind dabei ja nichts schlimmes und gerade für viele Kinder kann es enorme Hilfe in der Trauerarbeit leisten zu sehen, dass Opa/Mama/Onkel/wer auch immer WIRKLICH eingeschlafen ist und eben WIRKLICH keine Schmerzen mehr hat oder nicht mehr leiden muss.

Aber wie gesagt... die Entscheidung obliegt letztlich dem Kind an sich. Wichtig fände ich es eben, dass ihm, wenn es das will, die möglichkeit gegeben wird sich zu verabschieden und auch richtig zu trauern. in der Familie geht sowas in erster Linie, indem man über seine Gefühle spricht, was für das Kind wohl auch enorm hilfreich ist.
Ängste, die auftreten können... naja, wenn der Großvater jetzt bei einem Autounfall umgekommen wäre und irgendwie entstellt ist, dann würde ich mein Kind davon auch fernhalten, doch mit dem Tod ist es ja ohnehin konfrontiert und vielleicht hilft es einzubinden auch gewisse Dinge zu verstehen, die ansonsten sehr schwer zu fassen wären.

Ontario  21.06.2020, 09:52

Ich würde einem Kind erklären, warum der z. B. Opa nun nicht mehr da ist. Dem Kind würde ich ersparen, sich den Toten im offenen Sarg anzuschauen.

Ich bin schon etwas älter und musste auch schon an einigen Beerdigungen teilnehmen. Selbst als Erwachsener schaue ich mir nie einen offen aufgebahrten Toten an.

Ich möchte den Menschen so in Erinnerung behalten, wie ich ihn zu Lebzeiten sah.

Das Kind könnte auf die Frage, ob es den Toten nochmals sehen wolle, mit ja antworten, weil es sich gar nicht vorstellen kann, was es da erwartet.

Für ein Kind könnte das ein Schockerlebnis werden. Nachts von dem Anblick träumen und Ängste haben.Das wäre für mich ein Grund, dem Kind das alles zu ersparen.

Ob das eine Hilfe für die Bewältigung der Trauerarbeit sein kann, wenn das Kind den Toten nochmals sieht, möchte ich bezweifeln, eher das Gegenteil.

Würde eher dazu neigen, einem Jugendlichen das zu erlauben, wenn er eine gewisse Reife hat und versteht was der Tod bedeutet. Ein Kind kann das noch nicht verstehen.

Dafür sollte man als Erwachsener genug Verständnis haben.

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BeviBaby  21.06.2020, 10:43
@Ontario

Sagen wir es so: Trauer ist immer individuell. Da kann man per se nicht verallgemeinern, deswegen lasse ich meine Antwort ja auch offen und betone lieber, dass es vo Kind abhängt und dass man dem Kind die Option zumindest ANBIETEN sollte und ihm dann auch ermöglichen sollte den, in diesem Falle Großvater, nochmal zu sehen, sofern der Anblick nicht vollkommen verstörend ist (wie nach einem Brand, einem Unfall oder einem Säureangriff, wobei da vermutlich auch weniger aufgebahrt würde).

Man sollte dem Kind viel eher erklären, was da geschehen ist, nämlich dass der Großvater gestorben ist. Das Problem hierbei ist, weswegen ich deine Antwort doch ziemlich komisch finde, dass das Kind, im Gegensatz zum Jugendlichen, keinen Bezug zu Tod und Sterben hat.
Das begreift nicht, was da eigentlich passiert ist.
Und genau DAS, diese Ungewissheit, dieses Denken 'was ist jetzt mit Opa passiert?' kann für das Kind wesentlich traumatisierender sein, als auf eigenen Wunsch an den offenen Sarg zu treten und sich zu vergewissern, dass der Großvater da wirklich ruhig und entspannt liegt, eben so als würde er schlafen.

Kurzum: Es geht darum die Ungewissheit zu beseitigen. Und auch die nur bei einem Kind, das WIRKLICH kein Konzept vom Tod hat. Das entwickelt sich nämlich grade im oben erwähnten Alter und wenn ein Kind nicht versteht, was der Tod an sich ist, dann müssten deine Bedenken vollkommen abwegig sein, denn dann würde das Kind vermutlich eher einen 'Schlafenden' sehen, als einen Verstorbenen... insofern ist die ganze Situation nicht bedenklich.

Wie gesagt, Kinder sind individuell. Aber was ein Kind wirklich fürchtet ist die Ungewissheit, denn dort lauert entsprechend eher Gefahr, als in etwas, was man gesehen und als solches wahrgenommen hat.
Abgesehen natürlich davon, dass ein Kind komplexe Erklärungen zu derartigen Themen ggf. gar nicht versteht und man ihm da tatsächlich lieber den Verstorbenen zeigt, als die armen Kleinen noch mehr zu verwirren.

Doch wie gesagt... es ist vom Kind und dessen Entscheidung abhängig. Man sollte ihm in jedem Falle die Möglichkeit geben und einen derart pauschalen Ausschluss halte ich für übertrieben und falsch.

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Meinen Enkelkindern (5, 8 u. 10) haben wir es frei selbst entscheiden lassen, ob sie den Verstorbenen noch einmal sehen wollten.

Der Junge wollte nicht, die Mädchen wollten.

Sie kommen gut damit klar. Wir reden aber auch immer offen mit ihnen und schweigen nicht betreten, wenn über die Person, die Erkrankung oder den Tod sowie die Beerdigung gesprochen wird.

So bleiben wir immer im Gespräch, sie freuen sich Erinnerungen auszutauschen und bekommen die Bestätigung, dass man mehrere unterschiedliche Gefühle haben darf.

Es ist ok jemanden zu lieben, gleichzeitig wütend oder enttäuscht zu sein.

Der Kleinen hat es zusätzlich geholfen "Tod sein" zu begreifen.