Theaterstück kürzen

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hey Kyra :)

die einzig feste Regel ist wohl, dass das Stück nach der von euch aus inhaltlichen Überlegungen entstandenen Kürzung immer noch einen dramaturgischen Sinn ergibt. Das heißt, man sollte die Geschichte nicht verkrüppeln - es sei denn, man hat einen willentlichen und inhaltlichen Anlass dazu. Leichte Interpretationsverschiebungen z.B. für das Ende eines Stückes meine ich damit nicht! Darunter würde ich eher die künstlerische Freiheit nehmen. ;)

Es gibt mehrere Ebenen, auf denen man Kürzungen zu überprüfen hat:

  1. bezogen auf die Story - wird alles noch, unter den Schwerpunkten, die wir gesetzt haben, erzählt? Welche Hinweise im Text sind und bleiben notwendig, welche können, da doppelt oder mehrfach vorhanden, herausgenommen werden?

1.a bezogen auf das Setting: braucht man wirklich jeden Spielort? Hier empfiehlt es sich, die intendierte Bedeutung der Szenerie für den Autor zu analysieren (Hermeneutik) und einen Transfer zu heute, zu euch und zu euren gesetzten Schwerpunkten zu leisten.

  1. bezogen auf den Szenenaufbau - worauf läuft die Szene hinaus? Was in der betreffenden Szene liefert den Antrieb /Motor, für das unausweichliche Fortschreiten der Geschichte? - welches sind die Kernsätze für den Fortgang - wenn man die herausgeschält hat, weiß man, was raus kann.

2.a bezogen auf die Dialogführung - wenn ich diese oder jene Abschnitte heraus nehme und den Text dann ohne diese Abschnitte lese, liest sich das noch wie ein organischer Dialog?

  1. bezogen auf den Cast - welche Figuren sind evident für die Story? Boten z.B., die reine Informationssätze haben, kann man oft komplett rausnehmen (z.B. bei "Judith", Hebbel).

  2. bezogen auf die inneren Wendungen der Figuren - welche Sätze treiben die Figuren voran (auch Sätze von Nebenfiguren, die was mit der Hauptfigur machen) und welche sind eher reflektierend oder erklärend?

Dann gibt es allemal noch so stückbezogene Spezifitäten (Ibsen z.B. lässt seine Figuren (A) immer erst ankündigen, was sie mit Person C machen werden (gegenüber Person B), dann lässt er die Szene zwischen Person A und C stattfinden - und dann gibt es nochmal einen Dialog zwischen Person A sowie einer neuen Person D - man kann also alles raus nehmen, was nicht adhoc passiert - sofern es tatsächlich auch adhoc zu sehen ist.

Du siehst: die Regel ist aus meiner Sicht: Think forward! Hoffe, das hilft dir :)

LG

PS: Meine Nummerierung ist irgendwie durcheinander geraten - keine Ahnung, warum, -aber nicht soo schlimm, wie ich hoffe :)

Ihr müsst euch überlegen, was wichtig ist und was ihr weglassen könnt, Dazu müsst ihr die Abishct des Autoren berücksichtigen, aber auch, was ihr mit dem Stück sagen wollt. Dann fällt swchon vieles weg.