Tafelsilber polieren mit Alufolie?
Hallo zusammen,
es gibt ja diesen bekannten Trick, das angelaufene Silberbesteck zusammen mit Alufolie und etwas Salz in eine Schüssel zu geben, woraufhin dann das Silber wieder glänzend wird und dafür die Alufolie anläuft.
Nun habe ich gehört, dass man darauf achten muss, dass keine Teile des Bestecks mit im Wasser liegen, die nicht aus Silber sind. Insbesondere betrifft dies die Schneiden der Messer (die sind aus Edelstahl). Stimmt das?
2 Antworten
Guten Abend archmage,
es stimmt, die Messerklingen bei Silberbesteck sind aus Edelstahl und lasse ich nicht in der Mischung liegen. Besonders antike Messerklingen würden rosten; die neueren nehmen eigentlich keinen Schaden, ich lasse trotzdem davon ab.
Ich wende bei meinem Silberbesteck immer nachfolgende Backpulver-Methode an niemals Salz (wird auch von Kunst & Krempel Experten empfohlen):
- Eine Porzellan-, Plastikschüssel (kein Metall)
- mit Aluminiumfolie komplett auslegen,
- mit heißem Wasser auffüllen
- und 5-10 Päckchen (je nach Besteckmenge und Patina) Backpulver dazugeben – Vorsicht schäumt stark auf.
- ca. 20 Minuten einwirken lassen, kontrollieren ob die Patina entfernt wurde, ansonsten nochmals ca. 15 Minuten drin liegen lassen. Die verbrauchte Brühe eigenet sich gut als Abflussreiniger und ist für einen weiteren Silberentfernungs-Einsatz nicht mehr zu gebrauchen. Es muss eine neue Prozedur ausgeführt werden.
- Anschließend abspülen und sofort mit einem weichen Tuch trockenreiben.
Mit dieser Methode wird die Patina (das Schwarze) regelrecht weggesprengt; gerade bei Besteck-Verzierungen sehr gut.
und dafür die Alufolie anläuft
nein, die Alufolie läuft nicht an; die Patina liegt in der Brühe.
Gerne fragen, wenn Du weitere Hilfe benötigst.
LG Margita
Gerne archmage,
es geht bei jeder Reinigungsprozedur etwas Material verloren (am schlimmsten mit dem agressiven Tauchbad), aber das ist so minimal, dass es nicht meßbar ist. Selbst beim abspülen/abtrocknen wird wahrscheinlich was abgehen.
Vielleicht sollte ich das Wort "weggesprengt" in Zukunft hier vermeiden (die Patina wird sanft entfernt), bis jetzt kam es noch nicht zu Mißverständnissen.
Ich reinige seit Jahrzehnten meine versilberten Bestecke (echtes Silber natürlich nicht), Kaffeeservice, Messerbänkchen, Kerzenleuchter, Serviettenringe usw. alle mit der Backpulvermethode. Bis jetzt sehe ich nirgends auch nur einen Hauch von Silberverlust.
Dass Dein Besteck nicht antik ist, hast ja nicht geschrieben; wenn ich neueres Besteck meine, dann eher die Zeit ab 2000. Dein WMF Besteck stammt aus den 1960/70er Jahren.
In das Bad mit Alufolie würde ich 'Messer mit Nichtsilbergriffen
Die Griffe sind schon Silber. Die Klinge ist es nicht.
Mir ist das schon klar, dass sie versilbert sind und die Messerklingen nicht; verstehe deshalb diese Einfügung nicht; der Satz stammt nicht von mir !
Wenn Dir die Variante mit Salz - vom Hörensagen - mehr zusagt, dann nimm sie halt. Es stimmt, die meisten empfehlen die Salzmethode. Bis vor kurzem wurde es auch hier bei jeder Silberputzfrage als Tipp empfohlen, (jetzt fällt mir auf, schon länger nicht mehr, hmmm frage mich gerade warum=:), und was die Mehrheit macht, kann ja eigentlich nicht falsch sein ?
In einem meiner Silber Nachschlagwerke wird jedenfalls davor gewarnt, die Salzreinigung vorzunehmen.
Wenn selbst der Silberexperte von Kunst & Krempel die Backpulver/Alufolie empfiehlt.....was soll ich Dir da noch groß antworten ? Mach was Du willst !
Du kannst ja versuchsweise je 1 Löffel mit den zwei Reinigungs Methoden mal ausprobieren; keine Angst es wird nicht viel passieren.
Als kleinen Tipp empfehle ich Dir normale Schulkreide zwischen die Besteckteile zu legen; es soll das Anlaufen verhindern.
Du hast hier gefragt und ich hab Dir meine Erfahrungen mitgeteilt; es zwingt Dich niemand meinen Vorschlag anzunehmen.
Guten Abend archmage und vielen Dank für Deinen verliehenen ⭐️, ein gutes neues Jahr wünscht Dir, Margita
Hast Du die Silberreinigung ausprobiert und wie ist Deine Erfahrung?
Also meine Situation war so, dass mein Besteck (von mir nie poliert) etwas angelaufen war. Ich habe es mit einem Ebay-Kauf zahlenmäßig aufgestockt; das gebrauchte Ebay-Besteck war jedoch drastisch angelaufen, weit mehr als das meinige (ging aber auch schon aus dem Angebot hervor). Insofern habe ich das zu Anlass genommen, das gesamte Besteck zu polieren.
Als erstes habe ich die Salzmethode ausprobiert. Da ich nicht mein teures Meersalz dafür opfern wollte, habe ich vorher im Norma eine Packung Billigsalz geholt. Dort gab es aber auch Backpulver im Zehnerpack für 29 Cent, da habe ich das sicherheitshalber auch noch mitgenommen.
Fast sofort nach dem Einfüllen des Bestecks hat die Brühe deutlich nach Schwefel gestunken. Ich werte das als gutes Zeichen, soll doch das Anlaufen durch die Einlagerung von Schwefel aus der Luft in das Silber herrühren.
Nach einigen Stunden habe ich das dann ausgekippt. Das Besteck sag schon deutlich besser aus, aber zufrieden war ich noch nicht. Also habe ich Deine Backpulvermethode hinterhergeschoben. Stank wieder sofort nach Schwefel. Im Gegensatz zur Salzmethode war die Brühe hinterher deutlich dunkel verfärbt. Das stützt meine Theorie, dass bei der Salzmethode die chemische Reaktion umgekehrt wird, wohingegen bei der Backpulvermethode mehr Oberflächenmaterial verloren geht. Aber egal, hinterher sah das Silber weitestgehend gut aus.
Bei dem nachgekauften Besteck gab es jedoch ein paar Flächen, die extrem "blind" gewirkt haben. Hauptsächlich waren die Innenflächen von Löffeln betroffen, jedoch nicht bei allen Löffeln und nicht immer die volle Innenfläche. Ich habe mir eine Theorie überlegt, derzufolge dieses Besteck in einem Keller gelagert worden sein könnte. Dieser ist irgendwann man vollgelaufen. Das Wasser ist dann wieder abgelaufen, aber bei den Löffeln, deren Öffnung zufällig nach oben gezeigt hat, ist die Brühe im Löffel stehen geblieben. Wenn der Kram verpackt war, hat das womöglich ewig nicht trocknen können, und so mag es zu diesen Ablagerungen gekommen sein.
Wie dem auch sein mag, als letzten Schritt habe ich alle Stücke, mit deren Ergebnis ich noch nicht zufrieden war, mit Elsterglanz poliert. Danach sah alles super aus. Elsterglanz scheint mir ein Joker zu sein, wenn alles andere versagt.
Dir aber vielen Dank für Deine hilfreichen Anregungen!
Vielen Dank für Deinen ausführlichen Putzbericht:)
Ich wollte gerade wegen den blinden Löffeln Silberpolitur von Poliboy empfehlen, aber Elsterglanz geht auch; verwende ich auch ab und zu.
Deine Idee mit der Kellerlagerung glaube ich nicht, sondern das Besteck wurde auch mit einer o.g. Methode gereinigt, aber nicht ganz vollständig; d.h. diese blinde Stellen waren nicht komplett mit der Lösung bedeckt. Hab ich auch schon erlebt.
Schulkreide nicht vergessen:)
LG Margita
Ich selbst nutze nie das Bad mit Alufolie, da ich, glaube es war hier, lesen mußte, daß das 'Silber danach stumpf wirkte.
Das ist ein preiswertes Hausmittel, aber selbst ziehe ich die üblichen vor, wie z.B. Tauchbad bei starker Patina, oder bei leichter ein Silberputztuch. Zuhause muß ich ziemlich viel 'Silber putzen, ich lasse es daher nicht zu braun werden.
In das Bad mit Alufolie würde ich 'Messer mit Nichtsilbergriffen nicht einlegen oder fest mit Alufolie oder evtl. auch Kunststofffolie umwickeln, dann kann da, wie z.B. vielen antiken Messern mit Eiseneinsätzen, sich nichts ablösen, was den 'Reinigungsvorgang stören oder sogar verhindern könnte. Bei einigen antiken Messern kommt es vor, daß auch die Einsätze aus echtem Silber sind.
'Wenn mit Tauchbad gearbeitet wird, muß dies richtig angewendet werden. Kann man sich leicht merken: nur kurz wenige Sekunden eintauchen, mit warmem Wasser abspülen, notfalls wiederholen, dann mit weichem faserfreiem Tuch nachpolieren. Auch hier gilt: nicht Besteckeinsätze eintauchen, die aus anderem Material sind.
Vielen Dank für die Info. Aber eine "weggesprengte", in der Brühe liegende Patina bedeutet ja effektiv, dass Material verlorengegangen ist. Die Silberbeschichtungen auf Silberbesteck sind normalerweise nicht sonderlich dick, so dass ich sowas nach Möglichkeit vermeiden würde. Die Variante mit Salz soll den Charme haben, dass ein Strom fließt und die Alufolie anstelle des Silbers anläuft. Ich interpretiere das so, dass Aluminium unedler ist als Silber und damit als Opferanode wirkt wie der Eisenblock im Schiffsrumpf. Dadurch würde die Patina also nicht "weggesprengt", sondern saniert werden (der Schwefel geht aus dem Silber wieder raus und dafür in das Aluminium rein). Aber bis jetzt ist das, wie gesagt, nur Theorie für mich. Angesichts der hiesigen Antworten und der Anleitungen im Internet komme ich zunehmend ins Grübeln, da offenbar jeder was anderes erzählt und jeder auf seine Methode schwört. Vielleicht muss ich einfach mal ein Messer riskieren und eigene Erfahrungen machen.
Die Griffe sind schon Silber. Die Klinge ist es nicht.
Von "antikem" Besteck kann in meinem Fall übrigens keine Rede sein, auch wenn es alt ist. Wir reden von WMF Serie Rom (https://www.antikundgebraucht.de/wmf-wmf-4500-rom-c-47_54_138.html).