Suche nach Metaphern/ Korrelations-Ideen für die Begriffsfelder "Intelligenz" und "Langeweile"
Wie würdet - gerne in Metaphern - Kindern und Heranwachsenden die Frage beantworten, ob sich auch intelligente Menschen langweilen können, oder: ob sich gerade intelligente Menschen notgedrungen in ihrer Umwelt langweilen müssen ?
Ich versuche keine theoretische oder abstrakte Reflexion, sondern suche ein pragmatisches Sprungbrett/ Hilfe, um den Zusammenhang von "Intelligenz" und "Langeweile" zu verstehen. Eine zutiefst nach Rat lechzende Frage also:
Einschlafen und Ausharren in - für andere Gleichgesinnten nachvollziehbaren Situationen/ Personenkonstellationen/ Ereignissen - kann durchaus ein Indikator für Intelligenz sein; andererseits langweilt sich der als "intelligent" etikettierte Mensch nicht, da er Möglichkeiten findet, im Geschehen in sich abzutauchen und mit seinen Ideen eins zu werden, in gedachten Farben zu fühlen, während die Umwelt im Grauen einer Kugeldynamik nachgafft, nach farbigem Himmel fleht oder Kostüme anbetet.
((Unter einem "intelligenten" Menschen verstehe ich keinen, der in Zahlenkombinationen zäh das Leben flieht; in kniffeligen Aufgaben ertrinkt und vergisst/ verlernt, sozial zu denken und fühlen; sondern einen ganzheitlich beschenkten Menschen, der empathisch und logisch Zusammenhänge erschließt, weiterträgt wie vernunftbegabt und sinnlich vereinbart handelt.))
Und: Wie assoziiert ihr einen intelligenten Menschen im Umgang mit dem Versuch, Menschen mit Spielen und Effekten zu betäuben ? Ertrinkt er in den Möglichkeiten oder erstickt er in seinen mentalen, ihn ausschließenden Welten ? Oder: Kann er ihnen souverän gegenübertreten und eigene Wege finden ? Wie beurteilt ihr die Situation und v.a. habt ihr eigene Erfahrungen, die ihr weitertragen möchtet ?
2 Antworten
Lieber lichtschatten,
sollte ich deine Umschreibung des "intelligenten" Menschen richtig verstanden haben, würde ich ihr gerne die Metapher des Geistespalastes anheimgeben. Wenn ich nicht irre, traf ich auf diese Verbildlichung in "Hannibal" von Thomas Harris - und fand sie bestechend. Aus all unseren Erfahrungen und Erlebnissen formt sich über die Jahre hinweg eine Art geistiges Gebäude, welches in seinem Aufbau, seinem Stil und seinen Räumlichkeiten Spiegel unserer individuellen Denkstrukturen ist. Erinnerungen sind nach Art oder Zeit in Räumen gruppierbar und können, Skulpturen gleich, Erfahrungen und Eindrücken gegenübergestellt werden. Mich sprach allein schon die sprachliche Flexibilität dieser Metapher an, die nicht, wie sonst häufig, in die geordnete Enge eines genauen Ausdrucks führt, sondern in ein weites Feld der Ausgestaltung und des persönlichen Empfindens.
Gleich einem englischen Haus, welches, äußerlich klein, innen stets mehr Zimmer und Raum zu enthalten scheint, ist ein Mensch am Äußeren seines Geistespalastes kaum zu erkennen. Der "intelligente" Mensch, dazu verurteilt, stets mehr Fragen zu haben als Antworten, findet in Zeiten mangelhafter äußerer Stimulanz genug Regale und Schubladen, auf und in denen bedenkenswerte Sachen auf Lager liegen. Ist er empfindsam, legt er währenddessen eine empathische "Schnur" nach außen, an der es zieht, sollte seine Hilfe oder Anteilnahme vonnöten sein.
Spiel ist mit vielen eine schöne Zeiterfüllung - das Schöne daran ist das Sich-Ergänzen und das Harmonieren der Unterschiede zu vielt. Spiel ist auch Lernen über sich und andere und wie einem wird, wenn man gewinnt oder verliert. Es muß nicht laut sein, das Spiel, wenn man nur miteinander lachen kann. Der Wunsch, sich mit Rasanz und Effekten zu betäuben und, statt zu agieren, nur zu reagieren, bleibt einem "intelligenten" Menschen nie lange erhalten. Ab und an mag es nötig sein, aber es ähnelt doch zu sehr dem "Filmriß" nach übermäßigem Alkoholgenuß...
Ein "intelligenter" Mensch wird auch in der dicksten Menge sich in sich selbst zurückziehen können ohne Langeweile, wenn die Menge seiner nicht bedarf. Ich denke aber, daß er dem Helfen und Agieren zugunsten anderer den Vorzug gibt vor dem stillen Vergnügen des Flaschenschiffbauens in seinem geistigen Palast...
LG andisazi
Hab´Du Dank für die intelligente, spannende Antwort.
Intelligente Menschen sind meiner Ansicht nach auch überdurchschnittlich phantasiebegabt. Phantasiebegabte Menschen langweilen sich nur in seltenen Ausnahmefällen, z.B. wenn sie zwangsweise belanglosen Informationen ausgesetzt sind und diese so aufdringlich präsentiert werden, dass der Geist ihnen nicht entfliehen kann. Oder wenn die intelligenten, phantasiebegabten Menschen in ihrer Macht zur selbstbestimmten Aktivität stark beschränkt werden, z.B. durch Schmerzen oder Atemnot oder auch schlicht die Gesellschaft.
Danke für den Stern, die gute Frage und die anderen interessanten Antworten...