Studium abbrechen? Furchtbar?

7 Antworten

Warum möchtest du denn nicht abbrechen? Wenn es dir keine Freude macht, wozu ist es dann gut?

Ich bin ein Superbeispiel für einen gebrochenen Lebenslauf: Nach der Schule habe ich mit Literaturwissenschaft angefangen. Ich hatte die romantisch-verklärte Vorstellung ein Carpe-Diem-Professor im Stil von Robin Williams zu werden. Schon nach der ersten Woche musste ich feststellen, dass Literaturwissenschaft sehr wenig mit Bücher lesen und interpretieren und philosophieren zu tun hat, dafür aber sehr viel mit Sprachanalyse und verdammt trockener Theorie. Und dass es in Unis genauso straffe Lehrpläne wie in Schulen gibt und Dozenten die Kurse nicht nutzen, um ihre Studenten zu Freigeistern heranreifen zu lassen, sondern um Faktenwissen zu vermitteln, das auf eine Klausur ausgerichtet ist. Ich habe mich völlig falsch und unwohl gefühlt (noch dazu hat mir mein Studienort nicht gefallen) und habe nach einem Semester abgebrochen. Danach habe ich ein Praktikum in einer psychosomatischen Klinik gemacht und entschieden, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut zu werden. Ich wollte den Weg übers Medizinstudium wählen, weil der finanziell attraktiv war (statt teurer Zusatzausbildung kriegt man als Assistenzarzt schon Geld) und man mit Medizin ja eh nix falsch machen kann... mit dieser Einstellung bin ich auf die Schnauze geflogen und keine Uni hat mich angenommen (mein Schnitt von 1,7 war für Medizin nicht der Hammer, aber mit den Auswahlgesprächen hatte ich auch nix reißen können). Also bin ich zur Studienberatungen gefahren und habe mich über alternative Fächer informiert, mit denen man Therapeut werden kann. Von Erziehungswissenschaften war ich gleich überzeugt. Da das Wise schon angefangen hatte, habe ich die Zeit mit einem Praktikum in der Grundschule überbrückt. Im Sose bieten kaum Unis Erstsemester an, aber glücklicherweise konnte ich an der Uni in der Nachbarstadt anfangen. Mein Traum war aber eigentlich Berlin, also bewarb ich mich zum Wintersemester dort. Ich wurde genommen, musste allerdings nochmal im ersten Semester anfangen. Und jetzt bin ich im sechsten Semester in dem Studiengang, den ich gerne wollte, in der Stadt, von der ich immer geträumt habe, und habe eigentlich immer noch keinen so ganz genauen Plan, was ich machen will. Die therapeutische Richtung habe ich schnell verworfen, weil mir Sozialpädagogik viel besser gefällt. Aber die direkte Arbeit mit Kindern und Jugendlichen habe ich jetzt in diversen Praktika und Ehrenämtern kennengelernt und bin nicht hundertprozentig überzeugt. Deswegen gehe ich jetzt erstmal ein Jahr ins Ausland (könnte ich auch in Deutschland machen, aber Ausland macht mehr Spaß ;)) und arbeite dort in einer NGO. Wenn mir das gefällt, werde ich einen passenden Master dazu machen. Wenn nicht, muss ich nochmal neu planen.

Warum ich dich damit zutexte? Ich habe Fächer abgebrochen, hier was gemacht, da was ausprobiert und mit einem Bachelor in meinem Fach habe ich nicht die Superzukunftschancen. Aber ich bin total glücklich. Wäre ich in meinem ersten Fach geblieben, wäre ich sehr unglücklich gewesen. So geht es mir gut und ich mag im Moment gerade alles an meinem Leben. Davon bist du, wie es mir scheint, weit entfernt. Und wenn du jetzt einen sicheren Beruf am Ende des Studiums findest, der dir genauso wenig Freude wie dein bisheriges Studium macht, dann wirst du vielleicht niemals in deinem Leben wirklich glücklich sein. Natürlich braucht man in Zukunft einen Job, um zu überleben, aber man kann auch als Verkäufer bei Aldi oder als Erzieher im Kindergarten überleben. Es ist wichtig, dass man nicht so katastrophisiert. Wenn du denkst "Wenn ich mein Studium abbreche und was mache, was mir Spaß macht, dann lande ich später bei Hartz 4 und werde kaum selbst überleben, geschweige denn eine Familie ernähren können", dann musst du ja förmlich bei deinem Studium bleiben. Wenn du aber sagst "Ich will in erster Linie glücklich werden, dafür nehme ich auch in Kauf, dass ich weder unglaublich reich, noch besonders mächtig, noch von der ganzen Welt anerkannt werde", dann kannst du ohne Angst dein Studium abbrechen und in ein Fach wechseln, dass dir wirklich Spaß macht und dich erfüllt... und damit dann später auch durchaus einen erfüllenden, schönen Beruf finden.

mx10006o8  09.12.2023, 00:37

Das hat mir gerade richtig Hoffnung gegeben:)

1

Du kannst auch nebenberuflich studieren. Dann bist du nicht zeitlich bedrängt und kannst Geld zur Absicherung verdienen. Für viele wäre das wohl ideal. Informier dich einfach mal. Hier wäre eine Möglichkeit dafür: http://www.taw.de/info/nebenberuflich-studieren/

Auch Google hilft dir weiter M ;-)

Hallo,

Grundsätzlich musst Du davon ausgehen, dass ein Studium was eben nur verwandt ist mit BWL und nicht das echte reine BWL von den meisten personalsachbearbeitern erst mal aussortiert wird, wenn Du Dich bewirbst. Wenn Du ausserdem Motivationsschwierigkeiten hast, wird dies ein hartes und langes Studium wo Du auch am End nicht gerade mit den Noten glänzen wirst. Aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen, dass wenn Du erst mal 2 oder mehr Semester studiert hast ein Abbruch echt Brutal ist weil Du dann viel Zeit, Geld und Energie verloren hast. Ich kann Dir nur raten schon mal parallel zum Studium eine Bildungsalternative zu suchen.

www.abendschule.de hat ein umfangreiches Bildungsangebot wo Du nicht 5 oder 6 Jahre brauchst um zum Ziel zu kommen.

LG Olli

Ich würde das Fach wechseln. Falls du von BAföG abhängig bist, dann möglichst bald, denn nur wenn man bis zum 3. Semester gewechselt hat, gibt es noch Geld für ein neues Studium.

Aber selbst, wenn du nicht von BAföG abhängig bist, ist es besser zu wechseln. Wenn es dir schon jetzt nicht gefällt und zusätzlich nicht gerade leicht fällt, wird dein Studium eine endlose Quälerei. Such dir lieber etwas, was dich auch wirklich interessiert, damit wirst du insgesamt garantiert glücklicher, selbst wenn du dann nicht das große Geld verdienst.

Ich habe damals mein Informatik-Studium durchgezogen, obwohl ich keine richtige Lust mehr hatte. Aber ich war auch schon ein paar Semester weiter. Heute bin ich der Meinung, ich hätte wechseln sollen. Ich bin nicht wirklich glücklich mit dem was ich tue und frage mich oft, ob es nicht eine bessere Alternative gegeben hätte.

Ich würde ein interessantes Fachgebiet guten Jobaussichten vorziehen. Aber falls dir Geld sehr wichtig ist, dann sieht das auch schon wieder anders aus.