Stimmt es, dass spanier eine Mischung aus Iberer, Römer, Germanen und arabern sind?
Habe das mal von einem Reiseleiter im Spanienurlaub gehört.
Hat der typ recht?
10 Antworten
Da waren im Laufe der Zeit ganz viele Völkerscharen. (Wie bei uns ja auch).
Neandertaler, Kelten, Iberer, Goten (auf den Kanaren nennt man die Spanier Los Godos), vor den Römern gab es schon griechische Siedlungen (wie auch in Marsaille (F), ab 711 bis 1492 die Mauren (die bis nach Gallien vorgedrungen waren, aber 732 von den Franken zurückgedrängt wurden.
1492 verließen einige Mauren Spanien wegen der üblen Christianisierung, andere blieben.
Während der Maurenzeit lebten dort auch viele Juden, die nach 1492 dann eher in andere Provinzen flohen / umsiedelten. Ein Schwerpunkt wurden dann die Niederlande, auch Friesland.
Nicht zu vergessen natürlich die Neuzugänge in Spanien durch deren Kolonialpolitik.
Heute durch die großen Fluchtbewegungen.
Da sieht man, wie sich Zeiten ändern können. Aber auch, was es bedeutet, wenn bestimmte soziale Gruppen kommen.
Das Mittelalter war die Zeit, in der Europa von der Kultur, Medizin und Wissen-schaft in der arabisch/muslimischen Welt nur lernen konnte. Auch China war da schon weiter als "wir".
Während der Kreuzzüge waren es übrigens besonders gerne christliche Ritter, die raubten, mordeten und plünderten. Auch im christliche Konstantinopel.
In Jerusalem ließ Richard Löwenherz Tausenden (unabhängig von deren Religion) die Bäuche aufschneiden, damit man dort nach Juwelen und Gold suchen konnte.
Friedrich II, Enkel von Barbarossa, herrschte über das Reich von 1212 - 1250, lebte in Sizilien, betrieb regen Gedanken- und Wissenschaftsaustausch mit der arabischen Welt. Er weigerte sich lange, einen Kreuzzug durchzuführen. Hätte ihm beinahe das Genick gebrochen.
Zur Zeit der Mauren in Spanien durften Christen und Juden ihren Glauben ausüben. Nach der Niederlage der Mauren versprachen die beiden Spanischen Könige Freiheiten. In der Realität wurden Juden und Muslime angehalten, Christen zu werden. Als Repressalien gab es da Landenteignungen (siehe heute Palästina), höchste Steuern oder auch Mord und Totschlag.
In den evangelischen Gebieten im Norden konnten sich Juden ab der Reformation sicherer fühlen. Und manch einer wanderte wegen der immer noch vorhandenen Diskriminierung weiter nach Osteuropa.
Die heutige Situation mit eindringenden Unterschichthorden und den Folgen davon hat andere Ursachen, auch unsere eigene Dummheit.
Dieses Gerücht, dass Christen und Juden in jener Zeit ihren Glauben unter den Mauren ausleben durften ist schon längst widerlegt.
Mozarabisch (eine romanische Sprache in Al-Andaluz) war mangels überlebender Christen "ausgestorben". Das spricht Bände. Ansonsten auch einfach mal maurische Kunst aus dieser ansehen. Die ist da teilweise sehr explizit, wie man dort verfuhr.
Die Toleranz war dort schnell zuende, sobald das Ziel der Gebietsnahme erreicht war. Das wird nur gerne etwas verklärt.
Dann erkläre mir bitte, wieso dann in den Maurengebieten so viele Christen und Juden lebten.
Das war ganz am Anfang. Andalusien und viele andere Landesteile Spaniens mussten später mangels überlebender Christen wiederbesiedelt werden.
Was die Juden anging war es so, dass diese ja das maurische Vordringen erst mit ermöglicht hatten.
"Was die Juden anging war es so, dass diese ja das maurische Vordringen erst mit ermöglicht hatten."
Ach daran waren sie dann auch noch "Schuld"?
Du bist offensichtlich ein heftig überzeugter Klerikaler.
Nein, das ist nur Geschichte. Lies hierzu auch mal:
https://www.welt.de/geschichte/article115521400/Als-Muslime-und-Juden-eine-Symbiose-eingingen.html
Ich bezieh mein Wissen aber nicht daraus, sondern auf Spanisch, das war nur das Erste, was ich auf Deutsch ergooglete.
Kurz: die Juden wurden von den Westgoten untergebuttert und halfen, als die Mauren ins Land fielen und die Christen unterwarfen mit.
Das kann man so auf Spanisch überall lesen. Allerdings ist das auf Deutsch ein heikles Thema, muss also idealisiert werden.
In Spanien ist das schlicht die Antwort im Geschichtsunterricht, wie 5000 Mauren ein ganzen Land in Windeseile erobern konnten. Die Antwort ist, dass da eben jemand (im übertragenen Sinne) Tür und Tor geöffnet hatte ...
"Allerdings ist das auf Deutsch ein heikles Thema, muss also idealisiert werden."
Ich werde da nicht etwas idealisieren. Ich habe dazu meinen eigene Meinung, aber seltsamerweise geht dieses Thema immer nur extrem: Idealisierung oder Hetze.
Ja, gerade in den Nachrichten gehört und gesehen, dass die Pis-Partei in Polen für die Wahlen am Sonntag auch gerade wieder die antisemitische Trommel schlägt.
Was heißt hier auch? Ich mache es nicht. Aber ich behalte mir vor, Geschichte so widerzugeben, wie sie eben war. Ob dafür oder dagegen. Und ich habe nichts gegen Juden, im Gegenteil. Nur halte ich deshalb nicht alles pauschal für gut, aber auch nicht pauschal für schlecht. Die Sache ist nur, dass Hispanien eben ein christliches Land war, das überfallen wurde und sich am Ende eben wieder befreite. Von daher fand ich nur den Satz der "üblen Christianisierung" seltsam, denn es ging ja da um den Krieg zwischen Christen und Mauren.
Aber ich behalte mir vor, Geschichte so widerzugeben, wie sie eben war.
Da weder wir zwei, noch heutige Historiker dabei sein konnten, beruht alles auf Überlieferungen und Quellen.
Die Deutung bleibt bei uns. Und du wirst mir sicherlich zustimmen müssen, dass auch frühere Quellen oft mehr Propaganda beinhalteten, als wahre Nachrichten.
Da hatte der Gegner öfter schon einmal ein Heer von 100.000 Mann.
Klar. Und man sogar sagen: zum Glück waren wir da nicht dabei und die Zeiten änderten sich und die Fronten waren auch nicht so klar (siehe El Cid). Doch sehe ich die Christianisierung eben als normal an, da diese ja verdrängt wurden und dann ihr Land wiedereinnahmen.
Es gibt viele Belege darüber, wie das in etwa ablief. Alleine schon die Tatsache, dass eben der ganze Süden wiederbevölkert werden musste oder die Mozarabische Sprache (der Christen) unter den Mauren mangels Christen ausstarb, ist zumindest ein Hinweis darauf, dass es nicht so toll war, wie oft beschrieben.
Es gab auch letztens erst eine Ausstellung arabischer Kunst in Al-Andalus. Friedlich ist was anderes. Es war eben so, wie in islamischen Ländern heute noch üblich. Daran hat sich ja nichts geändert. Auch wenn heute in der Alhambra Wasser durch die Rinnen blätschert, war das damals eben roter.
ein Hinweis darauf, dass es nicht so toll war, wie oft beschrieben.
Auch zu dieser Zeit lebte ich nicht und war nicht dort.
Diese Aussage von dir ändert aber nichts daran, dass es Muslimen und Juden nach 1492 übel ankam, wenn sie weiter ihren Glauben beibehalten wollten.
Ach so, da waren Sie dabei ... Aber die Sache ist doch, dass hier wie heute, Ursache und Wirkung verwechselt werden.
Gut argumentiert, aber dieser Exodus von Spanien z. B. in die Niederlande, den hat es schon gegeben, oder willst du den auch bestreiten?
Felixsenior (auf den Kanaren nennt man die Spanier Los Godos),
Das sagen sie zu den Festlandspaniern, aber nur zu denen, die sich als was Besseres empfinden (überheblich) und die Bewohner der Kanaren kritisieren, zum Beispiel den Dialekt, Kultur, Tradition, typische Gerichte.
Klar, aber gesamtspanisch heist godo Gote und bezeichnet wie eben auch bárbaro oder vándalo einen Germanen mit skandinavischen Sitten, da diese ja nach Festland-Hispanien einfielen und es plünderten und schwächten.
Der Gotenkönig war es ja auch, der Krieg gegen die Basken führte und den Süden vernachlässigte, so dass die Mauren überhaupt erst übersetzen konnten und den Truppen in den Rücken fielen.
Ansonsten würde man das in Südspanien (Festland) eher direkt nach Region benennen, da ja Zentral- und Nordspanier in der Regel herablassender oder harscher sind, auch ohne es oft zu merken.
Ja, die Roemer und die Westgoten tummelten sich in Spanien, dazu kamen noch fast 1 Tsd. Jahre die Mauren dazu und somit kommt diese Mischung schon zustande.
Also wenn man von prähistorischen Menschen absieht, waren Spanier zunächst im Süden Phönizier, in der Mittel Iberier und im Norden Kelten, wobei sich Kelten und Iberier zu Keltiberer mischten.
Dann kamen die Römer. Die haben aber die Bevölkerung nicht ausgewechselt, sondern Hispanien wurde Teil des Römischen Reichs. Es gesellten sich Römer dazu und Spanien war erstmals eine Einheit.
Dann kamen die Germanen (Barbaren und Vandalen), die hatten Hispanien zerstört und geplündert, so dass die Mauren einfallen konnten. Die Hispanen hatten dann nach langer Zeit aber ihr Land zurückerobert und die Mauren komplett aus Spanien expulsiert.
Klar kam es ab und an zu Vermischungen, z. B. in Córdoba. Aber nicht generell, denn die wiederobernden Christen und eingefallenen Mauren bekämpften sich.
Dann wurde Amerika entdeckt und die Spanier besiedelten es. Dort vermischten sie sich teilweise mit indigenen Einwohnern, teilweise mit Nachkommen afrikanischer Sklaven.
Das ist aber in jedem lateinamerikanischen Land wieder komplett anders von der Zusammenstellung.
Und natürlich gingen auch welche wieder nach Spanien zurück bzw. gibt es Migrationesbewegungen auf panhispanischer Ebene.
Ursprünglich, mal abgesehen von den Besatzungmächten, waren das wohl Kelten, Basken und Iberer, wobei die Iberer eher im tiefen Süden (Turdetanen) sowie in Katalonien zu finden waren.
Wenn man sich anschaut, welche Völker im Laufe der Geschichte auf der iberischen Halbinsel präsent waren und ihre Spuren hinterlassen haben, kann man das bestimmt so sagen.
Ich würde aber nicht zu einem Spanier hingehen und sagen: „Ola, war dein einer Opa Iberer und seine Frau eine Römerin? Und dein anderer Opa war der Germane und hatte ne arabische Frau?“
"1492 verließen einige Mauren Spanien wegen der üblen Christianisierung, andere blieben."
Das muss man sich mal reinziehen. Nachdem die Mauren einflielen und Christen niedermetzelten, wurde 1492 = Ende des Mittelalters übel christianisiert...
Wir wären sonst noch heute im Mittelalter. Aber was sag ich. Schau mal auf die Straßen und Plätze, wo die Eventgesellschaft herrscht. Da wird Deutschland gerade entchristianisiert.