Sind Engländer Germanen,Russen sind nicht Wirklich Slawen,Sind Spanier wirkliche Römer,Sind Griechen wirklich Griechen und sind Ungarn und finnland Verwandt?

1 Antwort

Die Abstammung verschiedener Völker verstehen oft selbst Wissenschaftler nicht ganz genau. Die ist nämlich meistens sehr komplex und lässt sich nicht mit einem einzigen Ursprung erklären.

  1. Engländer sind entstanden aus den germanischen Völkern der Angeln, Sachsen und Jüten, die in der Völkerwanderungszeit aus Norddeutschland und Dänemark nach Großbritannien ausgewandert sind. Sie haben die dortigen Kelten wohl zum Großteil verdrängt, nach Cornwall, Wales und Schottland. Später sind französischsprachige Normannen hinzugekommen. Daher ist die englische Sprache germanisch mit starken französisch-lateinischen Anteilen.
  2. "Germanen" hieß in der Antike angeblich ein Stamm am Rhein. Die Römer haben diesen Namen ausgeweitet auf alle ähnlichen Stämme in Mitteleuropa. Die Gegend des heutigen Deutschland hieß daher jahrhundertelang "Germania". Dass man auch die Nordeuropäer zu den Germanen rechnet, kam erst später. Als man vor 500 Jahren die römische Geschichtsschreibung wieder studiert hat, hat man den Namen "Germania" für Deutschland wieder verstärkt gebraucht und dann auch wieder auf die Einwohner angewendet. Die Deutschen stammen zwar von Germanen ab, in Süd- und Westdeutschland aber auch von Kelten und Römern, in Ostdeutschland von Slawen und überall stammen sie auch noch ein bisschen von Juden, französischen Glaubensflüchtlingen und italienischen Bauarbeitern ab.
  3. In Spanien lebten ursprünglich Iberer, Basken und Keltiberer. Die wurden von Rom zwar erobert, aber nicht vertrieben. Es kamen Römer und Leute aus anderen Teilen des römischen Reiches dorthin und vermischten sich mit den Ureinwohnern. Später kamen Germanen (Westgoten, Sueben und Wandalen) und vermischten sich wieder mit den Einheimischen. Dann wurde Spanien von den Arabern erobert, die sich mit den einheimischen vermischten. Nach der Rückeroberung durch die christlichen Spanier wurden Moslems und Juden unterdrückt und zum Teil vertrieben. Ein anderer Teil wurde freiwillig oder gezwungenermaßen christlich und vermischte sich wieder mit dem Rest. Was Spanier nun wirklich sind, bleibt Ansichtssache. Sie sprechen eine romanische Sprache.
  4. Was du über die Russen gehört hast, verstehe ich nicht ganz. Sie sind im Kern Slawen (sprechen auch eine slawische Sprache), der Name kommt aber von den Rus, skandinavischen Wikingern, die im Mittelalter dort gesiedelt und ein Königreich gegründet haben. Später kamen noch Mongolen vorbei, deutsche Auswanderer, polnische Juden usw.
  5. Wikinger und Normannen sind im Prinzip dasselbe: Nordgermanen, die auf Raub- oder Handelsfahrten ausgezogen sind. Wikinger ist das nordische Wort, Normannen sagte man in Westeuropa und Waräger in Osteuropa. Man zählt sie zu den Germanen (Nordgermanen, auf dem Kontinent gibt es zudem noch Südgermanen und Ostgermanen - aber selbst haben sie sich nie als Germanen bezeichnet).
  6. Die germanische Mythologie ist die Mythologie bei allen germanischen Stämmen. Von Süd- und Ostgermanen wissen wir darüber aber wenig. Sehr ausführlich überliefert ist die nordgermanische Mythologie auf Island. Die wird daher für alle Germanen verallgemeinert.
  7. Ungarn und Finnen gehören zu einer Sprachgruppe, die aus dem heutigen Russland kommt. Die Sprachen sind entfernt verwandt mit dem Mongolischen, aber dass sie aus der Mongolei stammen, wird meines Wissens nicht angenommen. Eine genetische Untersuchung hat übrigens mal ergeben, dass die Finnen - obwohl sie eine andere Sprache sprechen - genetisch mit den germanischen Skandinaviern verwandt seien. Ob das so stimmt, lasse ich mal dahingestellt. Aber Sprache und Abstammung können tatsächlich verschiedene Dinge sein.

Zusammenfassend muss man sagen: Auf wen sich bestimmte Völker zurückführen (die alten Griechen, Germanen, Römer, Goten, Kelten...) besagt nicht besonders viel. Die meisten Völker sind ziemlich gemischt und etliche haben irgendwann in ihrer Geschichte eine andere Sprache angenommen.

d4nuv1u5  29.10.2018, 16:35

"Nach der Rückeroberung durch die christlichen Spanier wurden Moslems und Juden unterdrückt und zum Teil vertrieben."

Nicht zum Teil, sondern fast restlos, und zwar im Zweifel auf Grund des Aussehens (südl.)

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Archaeopterix  17.11.2018, 08:50
@d4nuv1u5

Dachte ich früher auch. Es ist zwar historisch überliefert dass die religiösen Minderheiten zunächst zwangsgetauft und später doch ausgewiesen wurden, aber man darf wohl einige Faktoren der Bevölkerungsdynamik nicht unterschätzen:

  • die Durchmischung, v.a. bei Religionsübertritten
  • die Zuordnung zu einer ethnischen Gruppe erfolgt nicht unbedingt aufgrund von exakter Ahnenforschung, sondern kann durchaus flexibel sein
  • staatliche Maßnahmen (Umsiedlung, Ausweisung) müssen nicht immer effektiv und vollständig umgesetzt werden

Genetische Untersuchungen haben z.T. erstaunlich hohe Anteile nordafrikanischer Gene auf der iberischen Halbinsel festgestellt, die auf die muslimische Eroberung und Besiedlung zurückgeführt werden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Morisken#Populationsgenetik

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d4nuv1u5  29.10.2018, 16:40

Finnen - "Die Sprachen sind entfernt verwandt mit dem Mongolischen, "

nein, mit dem Koreanischen (sind alle ugrofin. Spr. verw.)

ABER ANSONSTEN GRATULIERE! Super Kenntnisse

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Archaeopterix  17.11.2018, 08:59
@d4nuv1u5

Danke. Ich sehe, dass die These der Verwandtschaft der finnougrischen mit den altaischen Sprachen (u.a. Mongolisch) inzwischen eher abgelehnt wird. Die Zuordnung des Koreanischen ist jedoch bis heute wohl ziemlich unklar. Eine Verwandtschaft mit dem Japanischen erscheint am wahrscheinlichsten, Verwandtschaften zu verschiedenen anderen Familien sind umstritten. Eine gesicherte Verwandtschaft mit den finnougrischen Sprachen sehe ich nicht.

https://de.wikipedia.org/wiki/Koreanische_Sprache#Klassifikation

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bountyeis  30.10.2019, 22:24

Germanen war vermutlich kein Volk , sondern wie die Alamanen und die Franken ein größerer kriegerischer Stammesverbund. Die machten den Römern das Leben schwer, deshalb haben sie sich eingeprägt.

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