Stimmt es, dass der Philosoph DIOGENES jemand war, der gerne mal auf andere urinierte & öffentlich masturbierte?

4 Antworten

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Öffentliches Masturbieren gehört zu dem, was über Diogenes von Sinope erzählt worden ist (Diogenes Laertios 6, 46 und 6, 69). Ein Urinieren wird als eine Anekdote erzählt und es hängt von der Textdeutung zu diesem einen Vorfall (Diogenes Laertios 6, 46) ab, ob es als Urinieren auf andere Menschen oder als Urinieren auf ihm zugeworfene Knochen verstanden wird.

Bei der antiken Überlieferung zu Diogenes von Sinope ist nicht sicher, wie zuverlässsig der Wahrheitsgehalt der Angaben ist.

Das Masturbieren auf dem Marktplatz (der Agora; griechisch: ἀγορά) ist verhältnismäßig wahrscheinlich eine Information, die stimmt, weil dies in Einklang mit seinen philosophischen Gedanken steht.

Diogenes von Sinope gehörte zur philosophischen Richtung der Kyniker. Nach seiner Meinung war die Wahl einer naturgemäßen statt einer nutzlosen Kraftanstrengung die Voraussetzung für ein glückliches Leben. Er lehrte und praktizierte Askese (Übung) als Verfahren, um Unabhängigkeit von äußeren Gütern zu erreichen (Autarkie). Dies erforderte die Fähigkeit, sich auf ein Minimum, die Erfüllung der einfachsten von Natur aus notwendigen Bedürfnisse zu beschränken. Mit dieser Unabhängigkeit war es dann auch möglich, etwas zu genießen.

Bei sexueller Selbstbefriedigung Masturbieren besteht eine verhältnismäßig große Unabhängigkeit im Vergleich mit anderen Arten, dieses Bedürfnis zu befriedigen. Diogenes von Sinope war wohl der Überzeugung, was natürlich/naturgemäß ist, sei nicht schändlich, und hat sein Verhalten für etwas gehalten, über das keine Scham nötig ist.

Diogenes Laertios 6, 46 (Masturbation)

Diogenes Laertius, Leben und Meinungen berühmter Philosophen. In der Übersetzung von Otto Apelt. Unter Mitarbeit von Hans Günter Zekl neu herausgegeben sowie mit Vorwort, Einleitung und Anmerkungen versehen von Klaus Reich. Hamburg : Meiner, 2015 (Philosophische Bibliothek ; Band 674), S. 300:  

„Als er einst auf dem Markte Onanie trieb, sagte er: „Könnte man doch den Bauch auch ebenso reiben, um den Hunger los zu werden.“

Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen. Aus dem Griechischen übersetzt und herausgegeben von Fritz Jürß. 2., durchgesehene und bibliographisch ergänzte Auflage. Stuttgart : Reclam, 2010 (Reclams Universal-Bibliothek ; Nr. 9669), S. 270:  

„Einmal masturbierte er auf dem Marktplatz und bemerkte: »Wenn man doch auch so den Bauch reiben könnte, um den Hunger zu stillen«.“

Diogenes Laertios 6, 46 (Urinieren)

ἐν δείπνῳ προσερρίπτουν αὐτῷ τινες ὀστάρια ὡς κυνί· καὶ ὃς ἀπαλλαττόμενος προσούρησεν αὐτοῖς ὡς κύων.

Nicht ganz klar ist, ob das Pronomen αὐτοῖς („sie“ [griechisch ein Dativ Plural]) auf die Menschen (τινες im Text), die Diogenes Knochen zuwerfen, oder auf die Knochen (ὀστάρια im Text) bezogen ist. Der Weggehende ist Diogenes. Ein Urinieren auf andere Menschen wäre eine dreiste und aggressive Reaktion gegenüber Menschen, die ihn lächerlich machen wollen/verspotten/verhöhnen. Ein Urinieren auf die Knochen könnte als ein Hundeverhalten des Markierens verstanden werden und wäre zugleich herausfordernd.

Diogenes Laertius, Leben und Meinungen berühmter Philosophen. In der Übersetzung von Otto Apelt. Unter Mitarbeit von Hans Günter Zekl neu herausgegeben sowie mit Vorwort, Einleitung und Anmerkungen versehen von Klaus Reich. Hamburg : Meiner, 2015 (Philosophische Bibliothek ; Band 674), S. 301:  

„Bei einer Mahlzeit warf man ihm Knochen hin wie einem Hunde, doch er bepißte sie beim Weggehen wie ein Hund.“

Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen. Aus dem Griechischen übersetzt und herausgegeben von Fritz Jürß. 2., durchgesehene und bibliographisch ergänzte Auflage. Stuttgart : Reclam, 2010 (Reclams Universal-Bibliothek ; Nr. 9669), S. 270:  

„Während eines Essens warf man ihm wie einem Hund Knochen zu, und er, als er wegging, bepißte sie wie ein Hund.“

Diogenes Laertios 6, 69 (Masturbation)

Diogenes Laertius, Leben und Meinungen berühmter Philosophen. In der Übersetzung von Otto Apelt. Unter Mitarbeit von Hans Günter Zekl neu herausgegeben sowie mit Vorwort, Einleitung und Anmerkungen versehen von Klaus Reich. Hamburg : Meiner, 2015 (Philosophische Bibliothek ; Band 674), S. 312:  

„Er pflegte alles in voller Öffentlichkeit zu tun, sowohl was die Demeter betrifft, wie auch die Aphrodite. Darauf bezieht sich folgende Schlußfolgerung: Wenn es nichts Absonderliches ist zu frühstücken, so ist es auch auf dem Markt nicht absonderlich; nun ist aber das Frühstücken nichts Absonderliches; folglich ist es auch nicht absonderlich auf dem Markte. Und da er häufig öffentlich Onanie trieb, sagte er: ,Könnte man doch so durch Reiben des Bauches sich auch den Hunger vertreiben.'“

Diogenes Laertios, Leben und Lehre der Philosophen. Aus dem Griechischen übersetzt und herausgegeben von Fritz Jürß. 2., durchgesehene und bibliographisch ergänzte Auflage. Stuttgart : Reclam, 2010 (Reclams Universal-Bibliothek ; Nr. 9669), S. 280:  

„Alles erledigte er in der Öffentlichkeit, die Befriedigung sowohl seiner Nahrungs- als auch seiner Sexualbedürfnisse. Dabei stellte er folgende Überlegung an: Wenn frühstücken nicht abnorm ist, kann es auch nicht abnorm sein, auf der Agora zu frühstücken; nun ist frühstücken nicht abnorm, also auch nicht auf der Agora. Auch masturbierte er häufig öffentlich und erklärte dazu: »Wenn man doch auch so durch reiben des Bauches den Hunger befriedigen könnte!«“

Karl-Wilhelm Weeber, Diogenes : die Gedanken und Taten des frechsten und ungewöhnlichsten aller griechischen Philosophen. 2. Auflage. München : Nymphenburger, 2001, S. 180 (zu Diogenes Laertios 6, 46):  

„Zu welch unanständigem Verhalten Diogenes seine anständigen Mitbürger provoziert, zeigt ein weiterer Vorfall einer seiner öffentlichen Eß-Vorstellungen. Da gehen einige her und werfen ihm, dem schamlos fressenden Hund, ein paar Knochen hin. Tut das ein zivilisierter Grieche? Natürlich auch nicht, und der Hund macht das durch die Reaktion darauf auch sehr deutlich: » Beim Weggehen bepißte er die Knochen wie ein Hund«, berichtet Laertios.“

Cosmopolitique 
Fragesteller
 13.07.2018, 20:44

Dankeschön für die beste Antwort 😉

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Im entsprechenden Wikipedia-Artikel zu "Diogenes von Sinope" wird die Frage bezüglich der öffentlichen Unziemlichkeiten ziemlich eindeutig beantwortet:

Über den historischen Diogenes sind kaum gesicherte Daten erhalten. Fast alle Informationen wurden in Form von Anekdoten überliefert, deren Wahrheitsgehalt Gegenstand wissenschaftlicher Spekulationen ist.[...]Die Verlässlichkeit sämtlicher Zeugnisse zu Diogenes ist umstritten; vermutlich bildeten sich bereits zu Lebzeiten Legenden, und es ist anzunehmen, dass seit seinem Tod etliche Anekdoten hinzuerfunden worden sind

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Diogenes_von_Sinope#Quellenlage

Cosmopolitique 
Fragesteller
 12.07.2018, 16:56

Ein dickes Dankeschön für die schnelle Antwort 😘

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Liebe Masturbanten und Masturbantinnen, werte Struller-Hanesse und Struller-Liesen, beruft euch nicht auf Diogenes, wenn ihr in aller Öffentlichkeit onanierend oder auf Leute pinkelnd, aktiv werdet, ihr könntet nämlich falsch liegen, nota bene !

Cosmopolitique 
Fragesteller
 12.07.2018, 19:31

Si, si, si! 😂

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verreisterNutzer  12.07.2018, 22:39

Aber es macht so viel Spaß! Eines Tages treffe ich von der Brücke den Seehofer, wirst schon sehen.^^

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Um radikal kurz zu antworten: NIEMAND weiß, ob King Arthur (frühes Mittelalter) tatsächlich existierte. - Wie also sollen "wir" wissen, ob Diogenes öffentlich maturbierte ?!

pk

Woher ich das weiß:Hobby
Cosmopolitique 
Fragesteller
 13.07.2018, 20:45

Du bist geil! 😉

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paulklaus  13.07.2018, 21:03
@Cosmopolitique

ACH !!! Und das erfahre ich erst jetzt, im hohen Alter von X Jahren... : - ((

pk

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paulklaus  13.07.2018, 21:07
@Cosmopolitique

Stimmt, auch wenn die Erkenntnis arg spät kommt - und dann noch nicht einmal durch mich selbst : - ((( !

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Cosmopolitique 
Fragesteller
 13.07.2018, 21:20
@paulklaus

Und dann durch so eine geile Frage meinerseits wegen Diogenes. 😂😂😂😂😂

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Cosmopolitique 
Fragesteller
 13.07.2018, 21:53
@paulklaus

Das MUSST du deiner Nachkommenschaft unbedingt erzählen. 😂😂😂

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paulklaus  13.07.2018, 23:05
@Cosmopolitique

Mach ich ! Meine 30-jährige Tocher und mein 28-jähriger Sohn werden sich sicher totlachen ! : - ((

pk

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