Spanien und Italien unterscheiden sich worin in Kultur und Mentalität?

5 Antworten

Spanier und Italiener sind Latinos. Das verbindet sie bzw. alle Latinos:

Römisch-katholischer Glaube in der Gesellschaft vorherrschend. Familie zählt über alles. Mütterverehrung. Sprechen eine vom Latein abstammende Sprache. Sind redegewandt, kommunikativ. Achten auf ihr Äußeres. Leben ihre Art von Leben, ohne dass sie sich von anderen was reinreden lassen.

Was sie unterscheidet:

Spanier sind lockere, relaxte und sehr friedfertige Leute. Sie sind meist in Gruppen unterwegs, oft auch zwischen Männer und Frauen getrennt, oft auch gemischt (je nach Anlass), wo einfach eine Harmonie herrscht. Selbst bei 50.000 Spaniern auf einem Platz, mit Alkohol, ohne Polizei, hört man ein lautes (aber nicht agressives) Stimmengewirr und sieht keine Schlägereien. Ihr Lebensgefühl nennt sich: Desenfadado (entärgert; entspannt). Spanier mischen sich nicht in das ein, was andere Leute machen. Dennoch haben sie sehr viel Zivilcourage, sollte jemand aus der Rolle fallen und auf Unbedarfte losgehen. Das Nachteben ist dazu da, sich zu vergnügen: teuer oder billig, jeder wie er will. Bis zum Morgengrauen. Geht man alleine aus, lernt man haufenweise neue Leute kennen. Spanier sind sehr offen, sehr tolerant und sehr solidarisch. Sie sind z.B. die Nr. 1 in Organspenden weltweit. Hatten auch beim Erdbeben in Haiti soviel gespendet wie kein anderes Land. Nehmen über Weihnachten und den Sommerferien Kinder aus Tschernobyl und der Sahara auf (bringen sie aber auch wieder Heim). etc.

Italiener sind sehr auf Etiquette bedacht. Untereinander ziehen sie sich oft auf, sind ironisch. Als Arbeitgeber möchte ich keinen haben, weil in den meisten Betrieben und Restaurants mit Italiener als Chef die Stimmung der Mitarbeiter so ziemlich am Boden ist. Statt tolles Nachtleben geht es darum in irgendeinem Nobelladen einen teueren Trink einzunehmen, gesehen zu werden und dann wieder nachhause zu gehen. Es dreht sich auch viel um Geld, Familienunternehmen. Die Kinder müssen da schon früh ran, sei es um Werbung zu verteilen oder in der Schule vom Restaurant der Eltern zu sprechen usw.

OlliBjoern  01.02.2018, 02:19

Danke. Ich kann da auch nur Positives berichten. Einen Spanier kenne ich, von dem habe ich viel über Schach gelernt - er hat sich viel Zeit genommen, obwohl er mich anfangs gar nicht kannte. Ihn habe ich als besonders positiv im Gedächtnis behalten von meinem früheren Verein.

Ich habe einen italienischen Arbeitskollegen, den mag ich auch sehr. Du hast die ironische Art erwähnt, die passt zu mir, denn ich bin auch oft ironisch. Wir haben also oft denselben Humor.

Italiener regen sich zwar leicht auf, aber sie meinen es in aller Regel nicht böse, und sind bald darauf wieder freundlich. Andererseits können sie sich aber auch gut freuen, haben Humor, Temperament und ein gutes Herz.

Ich mag auch italienische Opern (z.B. Verdi).

Ich mag auch die eher lockere Art von Italienern, mit manchen Themen umzugehen. Zum Beispiel Autos. Deutsche und Autos, das ist mitunter ein besonderes Thema. Italiener sehen Autos als einen Gebrauchsgegenstand.

Bei diesem Thema denke ich viel "italienischer" als die meisten Deutschen.

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tuaficionado  01.02.2018, 19:11
@OlliBjoern

"Du hast die ironische Art erwähnt, die passt zu mir, denn ich bin auch oft ironisch. Wir haben also oft denselben Humor."

Klar, auch in Deutschland ist man oft ironisch. Ich bin auch Deutscher und mir geht es auch so.

Da es hier aber nur um den Unterschied Spanien - Italien ging, habe ich das aber ohne weiter zu kommentieren mit reingenommen.

Was mir an Italien am meisten gefällt ist das Essen. Obwohl ich auch spanisches Essen liebe, aber italienisches zählt m.M.n. zum besten, was es gibt.

Gut, Opern. Ich mag lieber Salsa, Bachata, Merengue, Reggaeton, Mambo, Cha Cha Cha, Sommerhits, Electrolatino usw. usf.

Um nochmal auf den Schachspieler zurückzukommen. Ich leben seit fast 20 Jahren in Spanien. Als ich gerade "gestrandet" war, luden mich auch viele Spanier ein. Oder es gab Fiestas in Bars, ohne Grund. Und dort gab es Freidrinks. Da schaut man immer misstrauisch. Das beste waren die deutschen Mädels, welche mir (m) sagten:

"Da kam so ein Spanier und wollte mich auf einen Kaffee einladen. Da hab ich natürlich nein gesagt."

Konnte ich nicht verstehen. Denn der gleiche Spanier hatte auch mich (m) auf einen Kaffee eingeladen. Wir plauderten, sind heute noch Freunde, auch wenn wir uns seltener sehen, da wir nicht mehr beide im gleichen Viertel wohnen. Über einen Bekannten von ihm hatte ich meinen ersten Job dort bekommen. Beziehungen und ein weiter Freundeskreis sind alles. Es zählt mehr, wie du bist und nicht wieviel du verdienst.

Diese spanische Unverfänglichkeit kennt man (und wohl besonders Frau) in Deutschland gar nicht.

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jooe2307  07.02.2020, 12:06

Ich weiß nicht, wer dir erzählt hat, dass wir als Kinder Zeitung austragen mussten oder im Restaurant zu helfen hatten, aber sowas macht man freiwillig für die Familie

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TsubazaOzora  23.08.2022, 15:47

Spanier und Italiener sind keine Latinos.
Latinos sind Personen lateinamerikanischer Herkunft, also aus Mittel und Südamerika.

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TsubazaOzora  23.08.2022, 15:56

Nur weil die Sprachen aus dem Latein kommt, heißt es nicht das Italiener und Spanier Latinos sind. Beiden Länder liegen geographisch in Europa.

Der Name Latino ist nur für Personen lateinamerikanischer Herkunft, aus Mittel und Südamerika. Daher der Begriff Latino.

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Mir fällt auf, mit welch hanebüchenen Vorurteilen Sie auf Italien resp. Italiener/innen einpreschen. Ich spreche von jenen arroganten Unterstellungen und der scheinbaren Bestätigung von Klischees, die in Ihrer Antwort geschrieben stehen. Ich bin Secondo aus Süditalien und empfinde diese pauschalen Aussagen resp. Verleumdungen als sehr befremdlich, äusserst verletzend gegenüber einer ganzen Nation und im höchsten Grad anmassend. Ich hoffe, dass Ihnen mein Deutschlandbild genau so gut gefällt (Ironie on). Der Deutsche hat nicht unbedingt den besten Ruf. Unhöflich, penibel und schlecht angezogen sind noch die besten Attribute, mit denen ich Deutsche assoziiere. Stellt man sich den typischen Deutschen vor, so zeichnet sich ein Bild vor dem inneren Auge, das man am besten schleunigst wieder vergessen möchte. Am Strand ist beispielsweise der ungepflegte und übergewichtige wurstfressende und biersaufende Deutsche, der seinen behaarten Oberkörper dadurch besonders in Szene setzt, indem er ihn in etwas zu kleines und in die Jahre gekommenes Unterhemd quetscht und die Socken in den Sandalen bis zu den Knien zieht. Die Liege am Pool wird egoistischerweise schon vor dem Frühstück mit dem Handtuch reserviert, was regelmässig Zoff verursacht. In Mallorca haben die Deutschen, schade für die schöne Insel, eine Art Strandkolonie errichtet, in der sie unter sich sein können. Ein Ort, den sie "Deutschlands 17. Bundesland" nennen. Ich runzle die Stirn über Mallorcas Ballermann, die Vergnügungsmeile, die ich geschmacklos, unanständig und dekadent finde. Die Deutschen saufen sich ins Koma, sind gewaltbereit, hängen besoffen auf Partys rum, sprechen nur Deutsch, weil sie keine andere Sprache sprechen sind laut, humorlos und egoistisch. Kulinarisch hat Deutschland nur fettigen, grauenhaften Frass zu bieten und wird so zum Land der Schwabbelweiber, welche man anschreiben muss, um zu wissen was vorne und hinten ist. Hinzu kommt noch die verbrecherische Vergangenheit mit Krieg und Holocaust. Genau diese kriminelle, betrügerische und verbrecherische Energie liegt in den Genen dieses Volkes, was sich immer wieder im latent vorhandenen Rassismus zeigt oder aber auch im Diesel-Gate, wo die ganze Welt des Profites wegen beschissen wurde.

SmileSweetie  11.06.2022, 14:29

Versteh nur, dass du das Klischee bestätigst

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Ich sehe auch keine Verbindung von Spanier und Italiener. Mit Spanier kann ich immer und überall, über alles Reden. Die jungen Italiener <35 Jahre die ich kannte sind so schnell eingeschnappt und dabei sind diese selbst so unverschämt, dass das Reden oft gar nicht lohnt. Ältere Italiener sind oft mürrisch, doch wenn man sich einlässt sind sie doch sehr nett und umgänglich.

Aber Spanier sind nicht immer Spanier. Basken sind auch überhöht stolz, aber die lassen sich trotzdem mal was sagen. Catalonier kann man gut über Kultur reden.

Spanier im generellen können gut Feiern und haben tatsächlich viel Power. Das ist zuweilen anstrengend. Aber wenn man High Life mit Anstand haben möchte, ist man unter Spaniern gut bedient.

Ich sehe den wesentlichen Unterschied zwischen den beiden Ländern in ihrer jahrhundertelangen Geschichte.

Während Italien immer ein Gewirr von Kleinstaaten und Minirepubliken war, die zwar tilweise mächtig und wirtschaftlich von hoher Bedeutung waren, bildete sich in Spanien schon relativ früh, spätestens nach der Vereinigung der Königreichen von Kastilien und Aragon, eine übergeordnete Staatlichkeit heraus, die Spanien in eine geopolitische Vormachtstellung brachten.

Dies wurde durch die allmächtige Stellung der katholischen Kirche (der spanische Regent hieß nicht umsonst allerkatholischste Majestät) und die "Reinhaltung" von fremden Einflüssen durch und in Folge der Reconquista noch verstärkt.

Italien hingegen erwarb eine nationale Identität erst Mitte des 19. Jahrhunderts, ist sich darin auch Deutschland einigermaßen ähnlich, war jahrhundertelang auch immer im Würgegriff von fremden Mächten (Heiliges Römisches Reich = Deutschland, Frankreich, später auch österreichisches Kaisertum), die gerne und immer wieder lustvoll über Italien herfielen (sacco di Roma). Dazwischen stand mit dem Vatikan das Zentrum europäischer Intrigen, mit einer ungeheuren Machtfülle, die aber nie stringent, sondern mehr selbstzerfleischend ausgeübt wurde.

Solche Verhältnisse prägen ein Land und seine Menschen. Die lustvolle Selbstzerfleischung liegt Italien sozusagen im Blut und die Vendetta, die jahrhundertelang selbst Päpste ungeniert ausgeübt haben, ist scheinbar genetisch tief im Land verwurzelt. Jeder Regierungswechsel und jeder Generalstreik zeugen davon. Auch eine byzantinische Verwaltung und weißgottwieviele Polizeien in schmucken Uniformen machen dieses Land farbenfroh aber auch unverständlich. Einen Politiker bestechen: kein Problem. Bunga-Bunga-Partys mit Minderjährigen: hinnehmbar. Aber ohne Bademütze in ein Schwimmbad: unvorstellbar.

Aber ebenso tief verwurzelt ist eine Küche, die in Europa ihresgleichen sucht und auch nördlich der Alpen zu begeistern vermag.

Wenn du also im Urlaub nur faul in der Sonne liegen willst, dann geh nach Spanien. Willst du auch gut essen dazu, dann geh nach Italien!

OlliBjoern  01.02.2018, 02:03

Danke. Allerdings hat ja auch Spanien seine Besonderheiten: die Basken sind sozusagen das "abweichendste" Volk (zumindest linguistisch gesehen) in ganz Westeuropa. Wir sehen gerade, dass auch die Katalanen sich zum Teil als "eigenständig" ansehen wollen (auch wenn sie historisch gesehen noch eher Spanier sind als die Basken).

Ich finde, dass Spanien mit seinen vielen Inseln (Balearen, Kanaren) auch viel abwechslungsreiche Historie und Natur bietet. Auf den Kanaren muss man auch nicht am Strand liegen, man kann z.B. auf den Teide hoch, wenn man mag. Oder man kann "whale watching" machen.

Auf den Balearen gibt es interessante archäologische Ausgrabungsstätten (z.B. der Talayot-Kultur auf Menorca).

In Madrid war ich noch nicht, aber auch da ist kulturell einiges geboten.

Ich gebe zu, dass italienisches Essen sehr gut ist, aber auch in Spanien kann man gut essen. Ist (wie so vieles) Geschmackssache.

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Das ist eine zu komplexe Frage, denn schon Norditalien und Süditalien haben verschiedene Kulturen und Mentalitäten.

In Spanien ist das noch extremer, z.B. ein Kanarier und ein Baske, ein Andalusier und ein Katalane, haben, außer dem Pass, kaum etwas gemeinsam.

Worin unterscheiden sich Deutsche und Briten wäre eine ähnliche Frage. Bayern und Engländer oder Brandenburger und Schotten?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 30 Jahren ansässig und integriert
Linguistikprinz 
Fragesteller
 29.01.2018, 17:28

Da Spanien aber ein Land ist muss es innerhalb dieser Landesgrenzen typische Merkmale geben. Denn sooo massivst unterschiedlich sind die einzelnen Regionen ja dann doch nicht, weil die nationalen Faktoren das Fundament für den Alltag darstellen. (Supermärkte / Geschäfte, Gesetze / Feiertage, Fernsehprogramm, Veranstaltungen, Sprache,...)

Ein Andalusier hat also deutlich mehr Gemeinsamkeiten mit einem Katalanen als ein Chinese mit einem Brasilianer.

Das gleiche trifft auch für Italien zu. Ich möchte mir ja ein nur ungefähres Bild machen.

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Gummifreak  29.01.2018, 21:13
@Linguistikprinz

Also ich habe noch einmal darüber nachgedacht. Italien ist seinen europäischen Nachbarn vielleicht allgemein etwas ähnlicher, während es in Spanien viele eigentümliche Sitten und Gebräuche gibt. Ein paar Beispiele:

  1. Man nimmt die Mahlzeiten so spät wie möglich ein. Mittagessen um 15 Uhr, Abendessen um 22 Uhr ist ziemlich normal.
  2. Unglückstag ist nicht Freitag, der 13., sondern Dienstag, der 13.
  3. Die Nationalhymne hat keinen Text.
  4. Ostereier und Osterhasen werden erst seit einigen Jahren mit der Globalisierung zunehmend populär. Bis in die 80er Jahre gab es nur die streng katholische Karwoche Semana Santa.
  5. Gleiches gilt auch für Weihnachtsbäume und Weihnachtsmänner. Das wichtigere Ereignis sind die Heiligen 3 Könige am 6. Januar, die auch die Geschenke bringen.
  6. Wenn man einen Supermarkt betritt, muss man Taschen und Rucksäcke in einem Schließfach lassen.
  7. Die spanische Sprache, Castellano (Kastilisch), hat, anders als Italienisch, Katalanisch, Galizisch, Baskisch oder Portugiesisch, deutliche arabische Elemente, sowohl im Wortschatz als auch in der Phonetik.
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