"Sozialer" werden trotz Asperger?
Ich "leide" unter dem Aspergersyndrom. Ich habe Freunde, doch die distanzieren sich immer mehr von mir und mir ist es auch schwer soziale Kontakte zu knüpfen. Jetzt kommt die Frage: Habt ihr Tipps oder so wie ich mit Leuten "sozial" bin. Also Freundschaften haben und diese auch richtig zu pflegen?
6 Antworten
Hi KryptonDB,
selbst "vollkommen gesunden" Menschen ist das gar nicht immer so einfach möglich, eine Freundschaft aufzubauen und zu pflegen.
Meist kommt es meiner Erfahrung nach auf die Sympathie untereinander an, also, dass man "auf einer Wellenlänge schwimmt", meine ich damit.
Die Sympathie spielt tatsächlich eine große Rolle in einer Freundschaft.
Hast Du einen wirklich wahren Freund (und diese gibt es eher selten) gefunden, dann merkst Du dies oft daran, dass Du über eben zum Beispiel Deine grade gestellte Frage gar nicht mehr nachdenkst, denn diese dann wahre Freundschaft wird dann "vollautomatisch" sozialer gelebt.
Sozialer werden? Ich denke, dass das nicht der richtige Ansatz ist, obwohl löblich ...
... wie wäre es stattdessen mit Geduld bei der Suche nach Freunden? Irgendwann werden die passenden dabei sein.
Früher oder eben später - aber auf jeden Fall.
Alles Gute - Bleib gesund!
Du kannst z.B. auf einen anderen Menschen zugehen und "zufällig" nach der Uhrzeit fragen. Daraus kann sich dann unter Umständen ein Gespräch ergeben und man lernt den anderen Menschen etwas besser kennen.
Eine andere Möglichkeit wäre zum Beispiel auf einen Hundebesitzer beim Gassi Gang zuzugehen ... natürlich mit Vorsicht und mal freundlich zu fragen, welche Hunderasse das ist.
Nicht alle Hundebesitzer sind dem gegenüber offen, manche sehr sensibel oder zurückhaltend. Nicht selten aber sind sie auch für ein Gespräch offen.
Alternativ bliebe Dir die Möglichkeit, dem ganzen sozusagen freien Lauf zu lassen und die Menschen auf Dich zukommen zu lassen, anstatt umgekehrt.
Viel Erfolg.
Das fällt Leuten ohne Asperger manchmal auch nicht so leicht. Wenn die Leute sich so schnell distanzieren, obwohl nichts besonderes vorgefallen ist, dann sind sie vielleicht einfach nur überfordert oder schlicht nicht die richtigen Leute. Such Dir ein Hobby, dass Du mit anderen zusammen machen kannst. Es fällt manchmal leichter, wenn man Leute regelmäßig trifft und sie dann langsam kennen lernt. Auf Zwang Freunde suchen klappt ohnehin nicht.
Nur dass meine Hobbies so eher problematisch für Freundschaften sind. Ich liebe Mathe und Programmiere seit 5 Jahren.... habe ich der ganzen Schule keinen einzigen gefunden der nur ansatzweise damit was zu tun hatte...
Du könntest suchen, ob es zu dem Thema Vereine gibt. Oder sei einfach offen und rede mit Leuten, auch wenn Du sie nicht kennst oder ihr unterschiedliche Interessen habt. Vielleicht ergibt sich was. Vielleicht findest Du so auch Dein nächstes Hobby? Sport ist ebenfalls gut, um Leute zusammen zu bringen.
Mit folgender bewährter Methode kannst du zumindest dein seelisches Leid bewältigen, das mit deiner Situation einhergeht.
Schau auf dich selbst. Wie fühlt es sich an, du zu sein?
Schon dadurch, dass du diese Sätze liest, schaust du dich selbst mit deinem geistigen Auge an und richtest deine Aufmerksamkeit für einen Augenblick darauf, wie es sich anfühlt, du zu sein – was du ich nennen würdest. Nach einiger Zeit wird sich dein Bewusstsein verändern, und zwar auch dann, wenn du verständlicherweise nicht daran glaubst.
Wenn du dich auf die beiden Sätze nicht verlassen möchtest, kannst du die folgende, ausführliche Übung machen. Am besten bittest du jemanden, dich darin anzuleiten.
Setz dich, schließ die Augen und atme erst einmal nur. Finde heraus, wie es ist, deine Aufmerksamkeit bewusst zu kontrollieren. Richte sie jeweils eine Minute lang:
- auf das Gefühl, wie deine Zunge in deinem Mund ruht, dann
- auf das Gefühl, wie deine Füße auf dem Boden ruhen, und schließlich
- auf das Gefühl des Luftstroms in deiner Nase.
Richte deine Aufmerksamkeit nun nach innen, indem du der kaum merklichen Wahrnehmung nachspürst, wie es sich anfühlt, du zu sein – was du ich nennen würdest. Du bist hier. Du kannst nicht leugnen, dass es dich gibt. Was macht dich gewiss, dass es dich gibt? Was macht es dir unmöglich, zu leugnen, dass du hier bist?
Wiederhole die Übung, wann immer du den Wunsch danach verspürst.
Ob deine sozialen Kompetenzen mit der Zeit steigen werden, ist nicht vorhersehbar, weil das von deiner konkreten psychischen Struktur abhängt. Teilnehmer berichten aber, dass das Erlernen neuer Fähigkeiten nach Anwendung dieser Methode leichter fällt.
Liebe/r KryptonDB!
Ich spreche ebenfalls Alls Asperger-Autistin und sage dir: Oh, ja! Es ist nichts so einfach. Bei mir und meiner besten Freundin ergab es sich einfach. Wir haben die gleichen Interessen und (waren) auf der gleichen Schule. Gute Freundschaften müssen -denke ich- nichts so richtig gepflegt werden. Aber wenn du willst, dass sie evtl. bleibt, lade deine Freunde (natürlich nach Corona) mal zum Eis essen ein.
LG Lou
schau dir die Antwort über dir an, die ich geschickt habe.... Das was mich interessiert, interessiert nicht die anderen.... Und nur zuzuhören ist auch langweilig und mühseelig wenn es einen kaum interessiert
Kenn ich! Ich stehe leider nur daneben und bereue es, dass ich mir Sachen über Jungs und den neuesten Klatsch und Tratsch anhören. An dieser Stelle würde ich dir empfehlen, die Leute von den Themen Mathe und Programmieren zu überzeugen oder dich über die anderen Themen zu überzeugen. Ich weiß nicht, welche Klasse du bist, daher weiß ich nicht, was für Themen euch interessieren. Tut mir leid, mein Tipp ist wohl nicht so gut '—'
Es gibt erstaunlich viele Autisten unter uns, und auch der eine oder andere Asperger geht auf dieselbe Schule wie du, vielleicht sogar in dieselbe Klasse.
In meiner Mathe-Physik-Schwerpunkt-Klasse waren wir nur ein bis zwei Hand voll Schüler, davon drei offensichtlich hochbegabt, mindestens einer Asperger.
Die eine absolvierte Bachelor und Master zusammen innerhalb von drei oder dreieinhalb Jahren in einem Guss. Den anderen, Asperger, sehe ich ab und zu auf dem Campus im Vorbeihuschen, der studiert vermutlich noch im Master Informatik. Er hat “Störungen” in der sozialen Interaktion und leidet soweit ich ihn kenn ziemlich arg darunter.
Was ich dir damit aufzeigen will, ist, niemand ist normal, jeder hat seine Stärken und Schwächen, bloss hat nur eine Minderheit grössere Schwierigkeiten mit der sozialen Interaktion. Und doch laufen viele solcher Menschen dir tagtäglich auf der Strasse über den Weg — leider in aller Regel unscheinbar.
Es gibt Selbsthilfegruppen für Autisten, auch für Asperger. Vielleicht klingt das für dich nach “hoffnungslosen Fällen”, aber das ist eben nicht der Fall, nein, denn da finden sich Leute wie du und ich zusammen, die auch gewisse Probleme mit der sozialen Interaktion haben und je nach dem sogar dieselben oder sehr ähnliche Interessen haben. Frag solche Gruppen unbedingt an, treff dich mit den Menschen. Erst recht dann, wenn dein Hirn dir ein Gespinst ist. Denn wer nicht probiert, der nicht gewinnt.
Du darfst mir auch jederzeit eine PN schreiben. Ich freu mich auf alle Fälle!
Vielen Dan für die Antwort! Wie soll ich Freunde eig. finden? Wenn ich einen Menschen sehe: wie gehe ich auf ihn zu? Einfach zu ihm zu gehen und zu reden finde ich "unangenehm". Gibt es da eine art "standart"-Einleitung?