Sollte man "Maerchen" der Welt sprachlich der Neuzeit anpassen?
Das Wort "haesslich" steht, unter anderen. ganz oben auf der Verlagszensurliste.
Der Verlag und die Roald Dahl Story Company, die den Nachlass des Schriftstellers verwaltet, hatten bestätigt, dass anstößige Inhalte und Wörter aus neuen Ausgaben der Kinderbücher entfernt würden. Das betreffe Themen wie Gewicht, psychische Gesundheit, Gewalt, Gender und Hautfarbe. Es sei nicht ungewöhnlich, die Sprache und andere Details bei Büchern, die vor langer Zeit geschrieben wurden, anzupassen, zitierte die britische Nachrichtenagentur PA einen Sprecher.
Das Ergebnis basiert auf 19 Abstimmungen
8 Antworten
Erinnert mich an Orwellsches Neusprech, das dem gleichen Irrtum unterliegt, dass man alles, was man aus der Realität ausmerzen will, zuerst aus der Sprache austilgen muss.
Die Sprache prägt das Bewusstsein. Darum ist aber der Umkehrschluss noch lange nicht gültig, dass man durch Änderung der Sprache bestimmte Anteile aus dem Bewusstsein tilgen kann. Sie wandern dann nur ins sprachlose Unbewusste und entwickeln dort ihr Eigenleben.
Und es entstehen neue Wörter, oder neue Bedeutungen alter Wörter, die an deren Stelle treten, um das auszudrücken, was vorher durch jetzt vermiedene Wörter ausgedrückt wurde.
- Neue Woerter. ... Neue Abkuerzungen, ...
- Wie z.B. im Reisepass ... maennlich, weiblich, divers ...
- Eigenleben ? Ja ! "Gendersprache" ? ... Was soll's? ... Hilfreicher Kommentar.
Grimms Märchen im Original würdest du und die Kinder überhaupt nicht verstehen. Von da her ist das weder neu, ungewöhnlich oder schlimm.
Die Änderungen sind allerdings politisch oder der Mode geschuldet. Mal sehen wie lange das anhält.
Die Änderungen sind allerdings politisch oder der Mode geschuldet
Eher der Pädagogik und Forschung, der wir den Fortschritt verdanken.
OK, wenn Kinder heutzutage nen psychischen schaden bekommen, nur weil in einem Buch jemand nach Afrika reist 🤦
Wenn du dir den einen oder anderen Artikel dazu durchgelesen hättest, dann wüsstest du, dass es auch genau um solche Dinge geht.
Der Spiegel ist nun keine wirklich seriöse Quelle, dazu ist der "Artikel" ziemlich suggestiv geschrieben, wie in einer typischen Klatsch-Presse.
Zudem trifft selbst auf diesen Artikel dein Punkt nicht zu.
Zuerst einmal wird nichts von einem "psychischen Schaden" erwähnt, zunächst ist das Problem auch keineswegs, dass jemand nach Afrika reist. Tatsächlich wurde selbst in der überarbeiteten Version genau diese Stelle erhalten:
In der früheren Fassung hieß es: »Sie fuhr mit Joseph Conrad auf Segelschiffen aus alten Zeiten. Sie reiste mit Ernest Hemingway nach Afrika und mit Rudyard Kipling nach Indien. «
Hier sollen Bezüge zum Kolonialismus vermieden werden.
In der Überarbeitung steht laut »Telegraph« auf jeden Fall: »Sie besuchte Landgüter des 19. Jahrhunderts mit Jane Austen. Sie reiste mit Ernest Hemingway nach Afrika und mit John Steinbeck nach Kalifornien.«
Daher besteht hier - wie erwartet - keine Stichhaltigkeit.
Meinen Kindern habe ich Grimms Märchen im Original vorgelesen, und soweit ich es beurteilen kann, haben sie es verstanden und konnten davon nicht genug kriegen.
Allerdings ... da z.B.
- Boese (Schwieger)muetter ... gab' es schon immer.
- Dornreoschen (Vergewaltigungen) ... gab' es schon immer.
- usw.
Geschichten verändern sich immer. Gute, starke Geschichten überleben - schlechte, schwache Geschichten sterben aus.
Selbst die Geschichten, welche die Grimms gesammelt haben, sind nicht die Originale, die sich das einfache Volk erzählt hat. Es wird immer Veränderungen geben, eben, damit neue Generationen diese Geschichten auch später noch verstehen können.
Erzwungene Veränderungen sehe ich kritisch - sie sind selten langlebig, weil sie der Geschichte aufgepfropft werden, anstatt mit ihr "zu wachsen".
Allein schon die Grammatik und verschiedene Worte müssen ausgewechselt werden, damit ein Verständnis überhaupt bei den Kindern besteht.
Hinzu kommen natürlich problematische Formulierungen und Inhalte, die ebenfalls entfernt werden sollten.
Genau das tat ja beispielsweise auch Disney bei Dornröschen, die im Original nicht durch einen Kuss, sondern durch Vergewaltigung erwachte.
Wenn allerdings ohnehin ständig ausgebessert wird, stellt sich natürlich die Frage weshalb sie überhaupt erhalten bleiben sollten.
In der Urfassung aus dem 17. Jahrhundert, „Sonne, Mond und Thalia“ von Giambattista Basiles, vergewaltigt der Prinz die Schlafende und macht sich aus dem Staub. Das Mädchen bringt noch im Tiefschlaf Zwillinge auf die Welt und erwacht erst, als ihre Tochter ihr den Dorn aus dem Finger saugt.
Interessant, diese Fassung kannte ich noch nicht.
Ich war nur etwas skeptisch beim Ausdruck "Original", weil Märchen ja meistens auf jahrtausendealte Geschichten zurückgehen.
So basiert die Fassung von Basile wohl auf einem antiken Mythos von Zeus und Thalia:
Zeus versteckt Thalia vor Hera, sie kriegt Zwillinge. Basiles Sonne, Mond und Thalia spielt wohl darauf an und ist die erste Märchenfassung des Typs .
Aber auch schon Zeus war bekanntermaßen nicht zimperlich bei der Umsetzung seiner Wünsche...
Ja, da kann natürlich auch ein Zusammenhang bestehen.
Was ich damit verdeutlichen wollte, war, dass Märchen sich schon immer veränderten und den aktuellen Zeiten anpassten.
Einige Worte auszutauschen, den Wortlaut einfacher zu gestalten und auch Inhalte anzupassen, ist also keine Erfindung des 21. Jahrhunderts.
Genau das tat ja beispielsweise auch Disney bei Dornröschen, die im Original nicht durch einen Kuss, sondern durch Vergewaltigung erwachte.
Wie alt soll dieses Original denn sein? In der Version, die ich vor 50 Jahren gelesen habe, war es auch schon ein Kuss.
In der Urfassung aus dem 17. Jahrhundert, „Sonne, Mond und Thalia“ von Giambattista Basiles, vergewaltigt der Prinz die Schlafende und macht sich aus dem Staub. Das Mädchen bringt noch im Tiefschlaf Zwillinge auf die Welt und erwacht erst, als ihre Tochter ihr den Dorn aus dem Finger saugt.
Mittlerweile gibt es eigentlich keinen Unterschied mehr zwischen der Bücherverbrennung von Hitler und dem was da geschieht.
Entweder das Buch wird abgeändert und einer Idiologie unterworfen oder es wird entfernt.
Mal schauen, wann der Wolf keine Geißlein mehr fressen darf, weil sich irgendeine Veganerin davon genötigt fühlt.
Satire "liegt" bei GF nicht "hoch im Kurs" aber ich bin durch aus deiner Ansicht, was deine Antwort betrifft. Man kann alles uebertreiben sogar eine Sprachzensur wie bei "Orwell 1984" was heutzutage jedoch bereits 10 mal schlimmer (verrueckter) geworden ist. ... Danke fuer diese Antwort. ... Aber ein Buch kann man verbrennen aber die Geschichten (Maerchen) nicht. Das ist der kleine Unterschied zwischen einer Diktatur und >Massenverblödung< das Schicksal der Smartphonegeneration.