Sollte Abtreibung komplett verboten werden?

Das Ergebnis basiert auf 76 Abstimmungen

(m) nein es soll nicht verboten werden, weil 51%
(w) nein es soll nicht verboten werden, weil 38%
(m) ja es soll komplett verboten werden, weil 5%
(d) nein es soll nicht verboten werden weil, 3%
andere Antwort 3%
(w) ja es soll komplett verboten werden, weil 0%
(d) ja es soll komplett verboten werden weil, 0%

21 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
(w) nein es soll nicht verboten werden, weil

Ich denke nicht, dass es sinnvoll ist. Das führt wohl eher dazu, dass einige Frauen dann auf anderem Wege versuchen das Kind abzutreiben, mit dem sie eventuell sich selbst gefährden. Und ich denke es braucht auch nicht mehr Kinder, die in dem Wissen groß werden, dass sie unerwünscht sind und auch so behandelt werden (das Jugendamt kriegt ja auch nicht alles (rechtzeitig) mit).

Zwar finde ich einige Gründe für Abtreibungen selbst etwas fraglich aber am Ende sollte jede Frau selbst entscheiden dürfen, wie sie mit der Situation verfährt

plueschi55  16.12.2021, 10:27

Danke für den Stern 🧐

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Von Experte Kajjo bestätigt
(w) nein es soll nicht verboten werden, weil

Verbote gefährden das Leben von Frauen.

Generell führen restriktive Gesetze nicht zu niedrigeren Abtreibungszahlen, sondern dazu, dass Abtreibungen unsachgemäss durch Nicht-Ärzte durchgeführt werden, dass Frauen sich bei Komplikationen nicht in ärztliche Behandlung zu begeben wagen und dass oft viel Zeit verstreicht, bis sie eine Abtreibungsmöglichkeit gefunden haben. Das gilt insbesondere für unbemittelte Frauen. 

Auch heute noch treiben restriktive Gesetze, Traditionen und Stigmatisierung jedes Jahr weltweit Frauen und Mädchen zu unsachgemäßen Schwangerschaftsabbrüchen. 

2017 haben Mitarbeiter von „Ärzte ohne Grenzen“ mehr als 22.000 Frauen und Mädchen mit Komplikatio­nen nach einem Schwangerschaftsabbruch behandelt. Rund sieben Millionen Patientinn­en werden jährlich weltweit aufgrund von Komplikationen in Krankenhäuser eingeliefert.

Leider sterben auch jedes Jahr 22.800 Frauen und Mädchen infolge eines unsachgemäßen Abbruchs.

„In einigen Krankenhäusern, in denen wir arbeiten, dürften bis zu 30 Prozent der Komplikationen in der Geburtshilfe ihre Ursache in unsach­gemäßen Schwangerschafts­abbrüchen haben“, heißt es zudem auf der Webseite des Hilfswerkes.

Wohl kaum jemand ist "für" Abtreibungen oder hält sie für eine super Freizeitbeschäftigung, die man zwischen Frisörbesuch und Einkaufsbummel einquetscht. Ich bin dankbar für jede nicht notwendige Abtreibung.

Aber ich bin dafür, dass Frauen selbstbestimmt über ihr Leben, ihren Körper und damit auch ihre Reproduktion entscheiden können. Das Recht auf reproduktive und sexuelle Gesundheit und Selbstbestimmung schließt aus dieser Perspektive auch das Recht auf den Abbruch einer (aus welchen Gründen auch immer) ungewollten Schwangerschaft ein.

Es kommt sehr häufig vor, dass man sich in der Theorie eine abstrakte Meinung bildet ("Ich würde nie abtreiben."), bis man tatsächlich in eine Schwangerschaftskonfliktsituation gerät und einen die Praxis geradezu erschlägt.

Denn jede Frau kann während ihrer rund 35 Jahre Fruchtbarkeit in die Situation kommen, ungeplant bzw. ungewollt schwanger zu werden, ob nun durch Leichtsinn, Naivität, Dummheit, Unkenntnis, Geldmangel, falsche Anwendung von Verhütungsmitteln, häusliche Gewalt, Druck/Erpressung des Partners oder einfach durch Pech.

Schön, wenn dann dem ungeplant ein nun doch gewollt folgt und man nie in eine Schwangerschaftskonfliktsituation kommt. Ist eine Frau sich sicher, ein Kind physisch, psychisch, finanziell, partnerschaftlich und lebensplanerisch "stemmen" zu können - prima.

Aber jede Frau hat das Recht, eine Schwangerschaft nicht auszutragen, ob nun wegen des falschen Zeitpunkts, des falschen Partners oder wegen anderer Umstände, derer sie sich nicht gewachsen fühlt.

Wer vermag die Notlage einer Frau oder die Umstände objektiv zu beurteilen, ohne seine eigenen Werte mit einfließen zu lassen - außer die Frau selbst?

Ich habe jedes Verständnis für Frauen, die sich aus welchen Gründen auch immer für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden.

Ich habe aber auch jedes Verständnis für Frauen, die auch ein ungeplantes oder ungewolltes Kind austragen.

Ich habe jedoch kein Verständnis für Menschen, die sich anmaßen, ihre Meinung anderen aufzuzwingen oder sogar die Entscheidung einer Frau in einer Schwangerschaftskonfliktsituation zu be- oder verurteilen.

Alles Gute für dich!

(m) nein es soll nicht verboten werden, weil

es durchaus nachvollziehbare Gründe für einen Schwangerschaftsabbruch gibt. Dabei ist es wichtig, dass dieser gut begleitet wird. Das ist nur dann gegeben, wenn es offizielle Stellen gibt, an die man sich wenden kann.

Ausserdem sollte der Abbruch so sicher wie möglich sein und das wird eher ermöglicht, wenn es geeignete Einrichtungen gibt, die auch entsprechend überwacht und kontrolliert werden können.

(w) nein es soll nicht verboten werden, weil

Insgesamt bin ich nicht "für Abtreibung".

Ich bin für Aufklärung und Verhütung, so dass es gar nicht erst soweit kommen muss.

Dennoch kann ich akzeptieren, dass manchmal eine Frau ungewollt schwanger wird und aus Gründen, über die ich nicht zu urteilen habe, eine Abtreibung möchte.

Meiner Meinung nach sollte keine Frau gezwungen werden, ein ungewolltes Kind auszutragen, auch wenn eine Abtreibung für mich selbst nicht in Frage kommt.

Was wäre denn die Alternative? Eine Frau zu zwingen, das Kind, das sie nie wollte, auszutragen? Wer das grundsätzlich für alle fordert, war noch nie schwanger.

Das würde bedeuten, der Körper der Frau wird ganze neun Monate lang fremdbestimmt. Über die langfristigen Folgen muss man sich nur mal kurz Gedanken machen.

Mit Wunschkind kann eine Schwangerschaft ein wunderbarer Zustand sein, du genießt die Zeit und freust dich über deine Kugel. Die lästigen Begleiterscheinungen - Unterleibsschmerzen, regelmäßige Übelkeit, permanentes Sodbrennen, Stimmungsschwankungen, Blasenschwäche, Schlafstörungen und so weiter nimmt man in Kauf, weil man sich ja schon auf das Kind freut. Aber sogar mit Wunschkind ist eine Schwangerschaft auch ein beängstigender Zustand. Der Körper verändert sich wie nie zuvor und du bist dem machtlos ausgeliefert. Ich weiß, der Vergleich hinkt, aber: stell dir mal vor, du hättest einen schnell wachsenden Tumor, der für alle möglichen körperlichen Einschränkungen sorgt, der deine kompletten Organe verschiebt und du könntest ihm sogar beim wachsen zusehen. Ist die Vorstellung nicht irgendwie gruselig?

Ich kann mir nicht mal ansatzweise vorstellen, wie schlimm es sein muss, ein ungewolltes Kind austragen zu müssen.

Und dann ist da ja noch die Geburt an sich. In Deutschland sind ca. 30% aller Geburten Kaiserschnitte, also eine massive, große Bauch-OP mit jeder Menge möglicher Spätfolgen (Wucherungen, Verwachsungen, beeinträchtige Funktion der Eierstöcke, Unfruchtbarkeit, Wundschmerzen, erhöhtes Risiko einer Plazenta accreta,...) und Komplikationen (Lungenembolie, starker Blutverlust, Thrombosen, ...) Bei den restlichen Geburten wird in etwa 30% der Fälle ein Dammschnitt gemacht - also das Gewebe zwischen Scheide und After durchgeschnitten. Es kommt auch nicht so selten vor, dass das Gewebe von selbst einreißt, wenn der Kopf des Kindes sich seinen Weg bahnt.

Der Beckenboden wird durch Schwangerschaft und Geburt massiv belastet. In einer britischen Studie gaben 38% aller befragten Frauen noch 12(!) Jahre nach der ersten Geburt an, eine persistierende (dauerhafte) Inkontinenz zu haben. Stell dir mal vor, was das bedeutet: du kannst nicht lachen, husten oder hüpfen, ohne ein paar Tropfen zu pinkeln.

Nicht weniger als 85 Prozent aller vaginal gebärenden Frauen müssen mit irgendeiner Verletzung ihrer Genitalien, Überdehnung und Abrissen der tragenden Muskeln und Bindegewebsplatten des Beckenbodens oder sogar dem Einreißen der Schließmuskeln des Enddarms rechnen, so beziffert es eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2015.

Das Spektrum reicht von oberflächlichen Dammrissen etwa an den Schamlippen oder der Scheidenschleimhaut, die häufig unbehandelt wieder abheilen, bis hin zu tiefen Dammrissen, die quer durch den Beckenboden gehen und im schlimmsten Fall auch den Analkanal erreichen.

Als Konsequenz der Geburtstraumata und des geschwächten Beckenbodens können später innere Organe wie die Gebärmutter durch die Scheide nach außen vorfallen, oder die Harnblase beult zum Beispiel die Vaginalwand aus und drückt sich in die Scheide hinein. Weitere Beeinträchtigungen sind Harninkontinenz oder Verlust der Kontrolle über den Darmschließmuskel, was mit unwillkürlichem Abgehen von Winden oder flüssig-schmierigem bis sogar festem Stuhl – einer so genannten Fäkalinkontinenz – einhergeht.

Das sind schon mal jede Menge körperliche Folgen für die Frau, die durch eine Abtreibung zu vermeiden sind, wenn das Kind nicht gewollt ist. Ich habe es echt so satt, dass auch hier im Forum immer so getan wird, als wäre das Schlimmste an Geburt und Schwangerschaft ein paar Streifen auf dem Bauch und ein paar Kilo mehr.

Leider wird die Verantwortung für die Verhütung nur allzu oft der Frau zugeschustert. Männer wollen kein Kondom benutzen, weil "sie dann weniger spüren", und so weiter.

Verhütungspannen sind demnach die Schuld der Frau und sie soll mit den Folgen leben. Eine ähnliche Argumentation habe ich schon öfters gehört, gerade aus dem eher christlichen Milieu. So, als ob die ungewollte Schwangerschaft Gottes Strafe für Sex außerhalb der Ehe darstellen würde; eine Strafe, welche man dann annehmen muss, weil man (bzw. natürlich Frau!) ja überhaupt Sex hatte..

Natürlich sollte nur Sex haben, wer (auch geistig) reif genug ist, sein Handeln und die möglichen Folgen zu überblicken. So ist es aber nun mal nicht. Es haben kaum aufgeklärte Minderjährige ebenso Sex wie Frauen in prekären Verhältnissen, die glauben, damit einen Mann "halten" zu können. Oder die sich ihre Drogensucht damit verdienen und kein Geld für die Pille haben. Oder betrunkene Menschen auf Partys, die das Kondom vergessen. Oder Männer, die während dem Sex heimlich das Kondom entfernen ("Stealthing"). Oder Typen, die der Partnerin versichern, "ihn vorher rauszuziehen", "da wird schon nichts passieren". Oder Frauen, die Antibiotika verschrieben bekommen haben, die dafür sorgen, dass die Pille nicht mehr wirkt - ohne dass die Frau davon wusste.

All diese Menschen haben Sex, egal ob ich persönlich nun finde, dass das gut ist oder nicht. Aber ich bin nicht diese anderen Menschen und ich bin nicht fehlerfrei genug, ihnen zu sagen "selbst schuld, da hättest du mal lieber keinen Sex gehabt/ da hättest du mal lieber besser aufgepasst/ dich besser informiert/ nicht ausgerechnet mit diesem Typ geschlafen".

Ich jedenfalls könnte keiner verzweifelten Frau, die einen (vielleicht einmaligen) Fehler gemacht hat, sagen "Du bist selbst schuld, warum lässt du dich auch vögeln. Jetzt musst du den ganzen Rest deines Lebens mit den Konsequenzen leben, weil du einmal eine dumme Entscheidung getroffen hast".

Von daher bin ich für das Recht auf Abtreibung und werde dieses auch immer verteidigen.

Und: nur weil Abtreibungen verboten sind, heißt das nicht, dass dann keine durchgeführt werden. Entweder es gibt sie heimlich unter medizinisch/hygienisch fragwürdigen Umständen, oder die betroffenen Frauen gehen ins Ausland. Als der "stern" 1971 seine berühmte "wir haben abgetrieben"-Story veröffentlichte, waren Abtreibungen in Deutschland ja auch noch komplett illegal. Und Engelmacherinnen gab es schon im Mittelalter.

Jede Frau, die eine Abtreibung vornimmt, hat einen guten Grund dafür und sei es ihre eigene psychische Gesundheit. Ja, sie nimmt dadurch dem Kind die Chance auf Leben, das kann man nicht wegdiskutieren. Aber sie gibt sich selbst die Chance, psychisch und physisch gesund weiterzuleben. Und das sehe ich eben als wichtiger an.

(w) nein es soll nicht verboten werden, weil

Weil es ohne hin gemacht wird, auch wenn es illegal ist. Siehe doch einfach die Länder an in denen es illegal ist.

Es ist auch bescheuert, dass in Deutschland ein Arzt nicht mal angeben darf, dass er Abtreibungen durchführt. In Österreich ist das etwas anders, da darf der Arzt dir diese Möglichkeit vorschlagen und auch zb auf seiner Homepage angeben, dass hier Abtreibung durchgeführt werden. Sowas macht ja nicht jeder Arzt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Hatte bereits eine Abtreibung