Sind Ostdeutsche strenger als Westdeutsche?

9 Antworten

Es kommt darauf an, um was es sich handelt. Was Eigentumsdelikte (z. B. Ladendiebstahl) angeht, so habe ich den Eindruck, dass viele Westdeutsche das lockerer sehen und zum Teil auch keine Skrupel haben, andere über den Tisch zu ziehen. Zu DDR-Zeiten war das für viele ein Unding und wurde viel strenger geahndet, wenn man erwischt wurde. Teilweise wurde so etwas auch an die große Glocke gehängt (in Zeitungsartikeln), zusammen mit moralischer Verurteilung. Deshalb sind ja viele Ostdeutsche nach der Wende auf windige Personen hereingefallen. Sie dachten, andere wären ebenso ehrlich wie sie und wurden schmerzhaft eines Besseren belehrt.

Was das Privatleben anging, so war man dort relativ offen und locker, da man keinen Schein wahren musste. Obwohl es da durchaus Vorurteile und Klatsch gab. Nur die Stasi schwebte als Damoklesschwert über allem, so dass es da einen Unterschied zwischen privater und öffentlicher Meinung gab.

Wenn Ostdeutsche empfindlich reagieren, dann wohl deshalb, weil sie ihre ganzen Lebensentwürfe durch die Wende entwertet sahen. Das alte Wertesystem brach plötzlich zusammen, und die Geschäftemacher hatten das Sagen.

Die nächste Generation, die nach der Wende aufgewachsen ist, wird sicherlich andere Erfahrungen machen und dann auch weniger empfindlich reagieren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich bin "gelernter Wessi" - und ich erlebe die "Ostdeutschen" tatsächlich vollständig anders, als Du es hier beschreibst.

Die Menschen sind offen, freundlich, gastfreundlich, ganz sicher wesentlich lockerer und vor allem toleranter.

Ich kann Deine Frage daher nur so beantworten: Nein - es ist genau anders herum.

Achja - ich kenne ganz Deutschland, jede Kultur und jeden Menschenschlag, da ich beruflich und Privat in diesem Land sehr viel herumgekommen bin.

Kiara32 
Fragesteller
 28.03.2022, 10:32

Dann bist du einer der wenigen der das so empfindet. Ich lebe mein ganzes Leben schon in Ostdeutschland und war auch schon oft im Westen. Ich kann deine Sicht überhaupt icht nachvollziehen. Aber das ist deine Meinung.

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Traveller5712  28.03.2022, 10:55
@Kiara32

Schau ... ich habe wirklich alle Völker Deutschlands kennengelernt. Nun wohne und arbeite ich seit einem dreiviertel Jahr im Erzgebirge. Und ich kann es überhaupt nicht nachvollziehen, was Du so berichtest. Ich habe bisher keinen einzigen Menschen (beruflich oder privat) kennen gelernt, auf den Deine Beschreibung zutreffen würde. Und im Erzgebirge arbeiten sehr viele "gelernte DDR-Bürger" ;-)

So unterschiedlich können die Erlebnisse sein.

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Claud18  28.03.2022, 16:36
@Traveller5712

Die Erzgebirgler sind ein eigener Menschenschlag. Sie ließen sich nie vereinnahmen und hielten immer zusammen. Dazu haben sie ihre Traditionen und Erfahrung mit der Armut (aus den Zeiten, als der Niedergang des Bergbaus begann). Gegen sie kam nicht einmal die Stasi an. Deshalb sind sie wohl nicht so frustriert wie andere Ostdeutsche.

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Traveller5712  29.03.2022, 08:46
@Claud18

Ich erlebe auch andere Sachsen. Ich bin nicht in meiner Wahrnehmung auf das Erzgebirge fokussiert.

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Das kann man so pauschal nicht sagen.

Bei älteren Leuten stelle ich öfter mal fest, dass sie strenger sind.. Meine Generation ist das gar nicht. Ich bin in den 70ern in der DDR geboren.

Bei den Eltern meiner Mitschüler war das unterschiedlich. Aber man musste damals darauf achten, dass man öffentlich nur das sagen durfte, was die Bonzen hören wollten.

Ich bin Katholikin, strenger erzogen als Atheisten wurden wir nicht.

Du darfst nicht vergessen, dass "Honeys" Aera noch nicht allzulange vorbei ist.
Die eine oder andere Nachwirkung ist wohl noch vorhanden.

Das wird sich aber mit der nächsten oder übernächsten Generation geben.

Strenger vielleicht nicht, aber die Menschen der ehemaligen DDR gelten als "mürrischer".

Dies Bild hat aber wiederum auch ganz Deutschland gegenüber Nachbarländern.