Sind klassische Konzerte für den Staat profitabel?

7 Antworten

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Für Veranstalter selbst sind klassische Konzerte meist nicht unmittelbar sehr profitabel und daher im Regelfall zuwendungsbedürftig. Allerdings ist die Kulturbranche einer der größten Wirtschaftssektoren im Staat und ein Faktor für kulturelle Bildung, für Kultur-, Geschichts- und geistige Denkmalpflege, für Lebensqualität vor Ort, für anspruchsvollen Tourismus und Destinationsmanagement etc. Klassische Konzerte haben daher eine hohe kommunal-, regional- oder volkswirtschaftliche Umwegrentabilität, die sie im größeren Kontext wieder lukrativ macht. Darüber hinaus ist die sekundäre Wertschöpfung über die Standortstärkung hinaus wirtschaftlich höchst relevant.

Aus diesem Grund wird der Kultursektor auch zu recht öffentlich gefördert, sei es, dass es sich um staatliche Kulturbetriebe (die meist aus der Monarchie übernommen wurden, z.B. dass ehemalige Hoforchester oder Hofopern zu Staatsorchestern und Staatsopern wurden) oder um private Kulturinstitutionen wie z.B. bürgerliche Orchestervereine handelt.

Große Häuser und Institutionen haben diesbezüglich einen hohen Stellenwert. Vgl. etwa eine Studie der Salzburger Wirtschaftskammer über die Rentabilität der dortigen Festspiele:

2017_wks_standortreport_salzburgerfestspiele.pdf

stolzerStudent 
Fragesteller
 27.09.2021, 16:25

Top. Vielen vielen Dank

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Ich kenne nur ein "privat finanziertes" und profitables Haus mit kulturellem Schwerpunkt und das ist das Festspielhaus Baden Baden.

Wenn man aber hier z.B. die "gewinne" der Kommune Baden Baden und der umliegenden Hotel und Restaurantbetreiber noch dazurechnet ist es sogar hochprofitabel.

Landes und Staatstheater, Opernhäuser etc. sind in aller Regel stark bezuschusst aber nur so kann sich auch ein Otto Normalbürger (der auch ein Recht auf diese kulturelle Form hat) den Besuch überhaupt leisten. Hartz4 Empfänger etc. erhalten hier auch Sonderpreise oder können (freie Restplätze vorausgesetzt) kurz vor Vorstellung oft kostenlos besuchen.

Der Staat hat dadurch keinerlei direkte Einnahmen, da er im Normalfall nicht der Veranstalter ist.

Aber die jeweilige Stadt / Gemeinde profitiert natürlich indirekt davon, weil sie damit ihre "Lebensqualität" steigert (attraktiver wird) und es ggf. Leute gibt die deshalb dort hin reisen (um z.B. die jeweiligen Konzerte zu besuchen) und dadurch "Geld in die Stadt tragen", was wiederum den ansässigen Geschäften, Hotels, Retaurants, Bars etc. zugute kommt und das wiederum sorgt für höhere Steuereinnahmen der Gemeinde, weil die betreffenden Firmen ja mehr verdienen.

Aber ob sich das unter dem Strich "lohnt" (also Gewinn dabei für die Gemeinde übrig bleibt), das bezweifle ich. Es ist ein Stück weit auch ein Service an die Bürger um die Kultur zu fördern und zu erhalten.

Auf dem ersten Blick ist es natürlich in keiner Weise rentabel. Aber Städte mit Theater, Oper, Orchester, usw. haben eine gewisse Strahlkraft und Attraktivität. Das bedeutet mehr Publicity / Bekanntheit für eine Stadt. Dadurch mehr Besucher, mehr Firmen (bei der Gastro angefangen). Das bedeutet dann wieder mehr Umsatz, dadurch höher Lebensqualität, höhere Steuereinnahmen, usw.

Kultur hält eine Stadt schlicht am Leben, sie pulsiert. Ich habe vor einigen Jahren irgendwo mal einen Zeitungsartikel gelesen, wo beleuchtet wurde, was mit den Städten passiert ist, nachdem aus dem Sparzwang heraus Theater geschlossen wurden. Sie alle sind quasi "untergegangen".

So einfach kann man es also gar nicht sagen, ob und wie profitabel ein Theater ist.

Meine Meinung.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
stolzerStudent 
Fragesteller
 27.09.2021, 17:07

Der Artikel würde mich ehrlich gesagt sehr interessieren. Finde vergleichbares leider nicht

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