Sind Hausaufgaben eurer Meinung nach sinnvoll?

Auf gar keinen Fall in der jetzigen Form. Hausaufgaben sind auch ein Beispiel für ein veraltetes und völlig am tatsächlichen Bedarf vorbeigehenden Schulsystem. Generell müssten schon die Lerninhalte insgesamt mal völlig überarbeitet werden- dieses kurzfristige pauken von Dingen die man dann eh wieder vergisst und die auch für das (Berufs-)Leben keinerlei Relevanz aufweisen sind ohnehin kompletter Schwachsinn- bei Hausaufgaben ist es ja nix anderes. In der Schule sollte projektbezogener Unterrichtsstoff vermittelt werden den sich die Schüler in diesem Rahmen auch selber erarbeiten und dabei sollten sie auch ihre persönlichen Stärken und Interessen einbringen können. Zudem muss die Schule insgesamt auf die jetzt bereits begonnene digitale Revolution und den in den nächsten Jahrzehnten komplett veränderten Arbeitsmarkt reagieren- was aber nicht mal ansatzweise passiert. Wenn man das gesamte System entsprechend umgestaltet hat kann man von mir aus auch darüber diskutieren das Schüler noch Aufgaben zu Hause erledigen- aber eben nicht in der Form von sturem auswendig lernen.

Grundsätzlich auf jeden Fall, ja.

Es wird nur irgendwann problematisch, wenn Kinder heutzutage ständig Nachmittagsunterricht haben, in der Schule essen, AGs belegen müssen und dann oft erst um 15,16 Uhr heimkommen. Dass das irgendwann der Deckel drauf ist und nix mehr reingeht, ist verständlich. Dinge wie tägliches Verabreden und einfach mal 2 Stunden rausgehen ist heutzutage kaum noch drin. Wenn dann noch jeder Lehrer einen Packen Hausis gibt, geht das ganze irgendwann auf lange Sicht dann auch mal nach hinten los. Schule ist is diesem Alter Hauptthema des Lebens, aber nicht alleiniges. Das verstehen viele Lehrer nur leider nicht. Und dann gibt es wieder die Konferenzen und Beschwerden darüber, dass die Kinder im Sport kaum noch am Seil hochklettern können, weil sie kaum noch rausgehen, kaum noch in Sportvereinen sind, dass der Anteil der Fettleibigen hochgeht, weil sie alle fast nur noch in der Bude hängen. Das ist weit ausgeholt, hängt kausal aber definitiv zusammen.

Wenn mein Sohn, 13 und meine Tochter, 17 abends um 18 Uhr fertig mit allem Schulkram sind, sind sie platt. Dann gehen sie draußen halt nicht mehr auf den Kirschbaum klettern oder ne Runde auf der Wiese bolzen. Dann gucken sie ne Stunde in die Glotze und das wars dann für den Tag.

Es ist wie mit allem im Leben. Mit Verstand und Augenmaß machen auch Hausaufgaben absolut Sinn. Ohne aber eben nicht.

Es kommt drauf an. Wenn du mühe hast in der Schule dann schon, da man sonst nicht gut Mithalten kann. Aber Hausaufgaben sollten mehr individuell sein weil nicht alle gleich gut und schnell arbeiten können

Ich würde mit 17 Jahren einmal wegen Hausaufgaben zum Direktor geschleppt.

Wir hatten einen langhaarigen Physiklehrer (war 1973 Mode), der eine peinliche Rechtschreibung hatte, sich aber für ein Genie hielt und stinkend faul war — ein normaler Lehrer eben.

Die Claudia (die echt sexy war als Hippie Chick und die ihm gefiel) wollte im Unterricht einen Apfel zu Ende essen, damit er nicht oxidiert; da sie natürlich nicht auf ihn stand und ihm das auch zeigte, wollte er sie dissen und verbot ihr, den Rest des Apfels zu verzehren. Da hatte sie zu ihm gesagt:

>Sie machen auf ‚Pädagoge 1973‘, aber im Kern atmet ihre autoritäre Art den Mief der Fünfziger Jahre.Es muss Ihnen doch reichen, dass ich hier nicht rauche. Soll ich den Apfel wegwerfen?<

Er sagte: >Autoritär wäre ich, wenn ich Euch Hausaufgaben aufgäbe, ich sie dann aber mit Euch nicht bespräche. Und ja. Den Apfel werfen Sie weg. Und zwar eingewickelt in ein Papiertaschentuch.<

Ich meldete mich und sagte: >Wenn wir in dem Fall die Hausaufgaben noch machen würden, dann hätten Sie eine natürliche Autorität. Sie sind aber nur ganz primitiv autoritär. Ein Pädagoge, der anordnet, dass Lebensmittel weggeworfen werden, nur, damit Zucht und Ordnung im Physiksaal herrschen und der laut darüber nachdenkt — verzeihen Sie das edle Wort ‚nachdenken‘ für diesen Vorgang – wie er Hausaufgabrn nur zu Schikanezwecken aufgibt, der gehört nicht ans Gymnasium, sondern auf den Kasernenhof.<

Daraufhin rastete er aus, schrie herum und schleppte mich stante pede zum Direktor.

Dabei hatte ich das alles nur wegen der Claudia gesagt, um der zu imponieren, weil sie mein Crush war. Aber die merkte nichts, weil wir vom selben Dorf waren und schon im Sandkasten miteinander gespielt hatten. Die dachte, ich hätte halt so ne nostalgische Kumpelzuneigung zu ihr wie sie zu mir.

Beim Direktor war es gruselig. Der saß da mit seinem Menjou-Bärtchen und einem Zigarillo im Maul, hörte sich alles schweigend an und meinte dann mit Grabesstimme:

>Ernst, Sie sind ein ... Nussknacker. die Sache hat keine Konsequenzen für den Moment. Aber Sie sind vorgemerkt. Ich schreibe das alles auf.<

Da es Schulen gibt, in denen keine Hausaufgaben aufgegeben werden, die Ergebnisse aber auch nicht schlechter sind als bei Schülern, die HA anfertigen müssen, können Hausaufgaben nicht sinnvoll sein.

Sie wären es dann, wenn sie eine freiwillige Angelegenheit jedes einzelnen Schülers wären. Das sind sie aber nicht.

Gruß Matti