Selbst- /Fremd-bestäubung und Selbst-/Fremd-befruchtung?

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Hi, ah interessant. Bei Samenpflanzen ist es ja so, dass sie weibliche und männliche Geschlechtsorgane an der gleichen Pflanze oder sogar in der gleichen Blüte, also in relativer Nähe zueinander haben. Das begünstigt die Übertragung von eigenen männlichen Spermazellen auf eigene weibliche Eizellen (=Selbstbefruchtung). Das würde zu Inzucht führen. Daher haben Pflanzen Mechanismen entwickelt, dies zu vermeiden und die Befruchtung durch Spermazellen anderer Pflanzen der gleichen Art zu fördern (=Fremdbefruchtung). Einige akzeptieren Selbstbefruchtung allerdings auch.

Damit eine weibliche Eizelle befruchtet werden kann, also mit einer Spermazelle verschmelzen kann, muss die männlichen Spermazellen in den Pollenkörnern von den Pollensäcken durch die Luft auf die Empfängnisstelle der Samenanlage, die Narbe der Fruchtblätter übertragen werden. Dort keimen die Pollen aus und bilden einen langen Pollenschlauch, durch den die passiven Spermazellen von der Narbe durch den Griffel bis an die weiblichen Eizellen herangeführt werden. Die Übertragung der Pollen auf die Narbe bezeichnet man als Bestäubung. Selbst- und Fremdbestäubung sind im übertragenen Sinne zu Selbst- und Fremdbefruchtung zu sehen. Eigener Pollen auf die eigene Narbe = Selbstbestäubung. Fremder Pollen anderer Pflanzen der gleichen Art auf die eigene Narbe = Fremdbestäubung.

Befruchtung schließt also vorherige Bestäubung mit ein.

Daher kommt dem Griffel auch eine besondere Bedeutung als Filter zu. Er ist in der Lage eigene Pollenkörner zu erkennen und am Auskeimen zu hindern. So dass Selbstbefruchtung durch Selbstbestäubung ausgeschlossen wird. Solche Pflanzen haben eine genetische Inkompatibilität (Selbststerilität). Die schon bei der nicht auszuschließenden Selbstbestäubung alle zur Befruchtung führenden Vorgänge ausbremst. So dass die auf die Narbe gelangten eigenen männlichen Spermazellen (in den Pollen) die weibliche Eizelle der eigenen Samenanlage nie erreichen.

Es gibt auch noch andere Möglichkeiten Selbstbefruchtung zu vermeiden, indem Staubblätter und Narben zu unterschiedlichen Zeitpunkten reifen (Dichogamie). Und so ebenfalls eine Übertragung von eigenen Spermazellen auf eigene Eizellen vermieden wird. LG

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologielehrer SI/II a. D.