Ist es möglich, bei der Bestäubung beim Aronstab von Koevolution zu sprechen?

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Hi,

da kannst du einen schönen Aufsatz drüber schreiben :) hier kannst du dir die Bestäubung einmal anschauen: https://natur-erleben-online.de/achtung-falle-gefleckter-aronstab/

Für die Aufgabe wäre es am besten, man geht von einer Definition aus:

Def.: Koevolution:

«Evolutionsschritt einer Eigenschaft der Individuen einer Population als Antwort auf eine Eigenschaft der Individuen einer zweiten Population, gefolgt von einer evolutiven Antwort der zweiten Population auf die Veränderung in der ersten Population»

nach: Janzen, 1980, Quelle, Seite 14: https://www.ngzh.ch/media/njb/Neujahrsblatt_NGZH_1999.pdf

Bei Tierblütigkeit (Bestäubung der Blüte durch Tiere) trifft das normalerweise zu, dass es sich um eine wechselseitige Anpassung, miteinander in Verbindung stehender Arten handelt. Beim Aronstab sollte man mal genauer hingucken.

Die Pflanze lockt Insekten mit einer Art Verwesungsgeruch an, der anziehend auf z.B. Aasfliegen wirkt. Die Fliegen vermuten einen guten Platz zur Eiablage, kriechen in die Blüte hinein, können sie aber nicht direkt wieder verlassen, übernachten dort und bestäuben dabei den Aronstab, falls sie Pollen bei sich tragen und neuer Pollen bleibt an ihnen haften.

Die Pflanze hat also einen Bestäubungsmechanismus entwickelt, der durch eine kesselartig (fallenartig) gestaltete Blütenmorphologie und das Erzeugen von fauligem Geruch und auch sogar von Wärme, die Aasfliegen zum Aufsuchen dieses Ortes verleitet, wo sie vorübergehend "gefangen genommen" werden und es dabei zum Austausch des Pollens kommt (Anliefern von Fremdpollen und Abnehmen eigenen Pollens). Die Pflanze hat einen Evolutionsschritt als Antwort auf die Eigenschaft einer anderen Tierart gemacht, sie verströmt nämlich anziehenden Duft und produziert Wärme, was in Verbindung sehr einladend auf Insekten wirkt. Aber ist es auch zu einer wechselseitigen Anpassung zwischen der Pflanze und den Fluginsekten gekommen, die in solche Blüten hineinkriechen?

gefolgt von einer evolutiven Antwort der zweiten Population auf die Veränderung in der ersten Population

Wenn es ganz gewöhnliche Aasfliegen oder auch andere Fluginsekten sind, die dem Duft folgen und nicht, wie üblich, als Belohnung Nektar von der Pflanze erhalten, den sie mit besonders gestalteten Mundwerkzeugen aus der Blüte entnehmen, den vielleicht nur sie entnehmen können (das wäre der koevolutive Schritt der gegenseitigen Anpassung). Der fehlt hier offenbar.

Andererseits gibt es für den Aronstab auch Hauptbestäuber, also solche Insekten, die bei der Bestäubung besonders hilfreich sind. Das sind stark behaarte Schmetterlingsmücken (Psychoda phalaenoides), auch Gullifliege oder Abortfliege genannt https://www.myhomebook.de/service/abortfliegen-bekaempfen Die leisten die Bestäubung des Aronstabes, aufgrund ihrer geringen Körpergröße und pelzigen Behaarung, besonders gut. Das steht zwar nicht in der Frage, aber wir müssen die Frage aufwerfen, ob dies nicht Ansätze einer Koevolution sein könnten? und da wir es hier nicht spontan beantworten können, müssen wir es offen lassen und auf weitere Untersuchungen verweisen.

Fakt ist, der Aronstab bietet keine Belohnung für seine Bestäuber an. Er bietet ihnen höchstens, wenn auch unfreiwillig, eine warme Unterkunft für eine Nacht. Dazu sind offenbar* keine besonderen Anpassungen der Insekten nötig, außer einer bestimmten Körpergröße. (*vielleicht sind bestimmte Insekten aber doch besser geeignet, als andere, siehe Schmetterlingsmücken). Die Insekten können sich erst nach der Welke von Blütenteilen, nach Stunden, selbst aus dem Aronstab befreien und entkommen, um eventuell vom nächsten Aronstab angelockt zu werden und diesen mit mitgebrachten Pollen zu bestäuben. Ich sehe hier keine Koevolution.

Möchte aber, unter Vorbehalt, auch nicht ganz ausschließen, dass sich Koevolution künftig ergeben könnte oder ansatzweise begonnen haben könnte, weil es offenbar Hauptbestäuber zu geben scheint, die besondere Körpermerkmale aufweisen, wie ein pelzige Behaarung, was der Bestäubung entgegenzukommen scheint.

Die Pflanze profitiert bei dieser Beziehung definitiv mehr, als die Insekten, weil ihr Überleben von den Insektenbesuchern abhängt. Sie kann sich selbst oder andere Aronstäbe nicht bestäuben. Während die Insekten nicht, wie sonst üblich, mit Nektar für ihre Bestäubertätigkeit belohnt werden. LG