Sci-fi: wieso scheint es so, das es zu jeder fiktiven Spezies nur eine Sprache und Kultur gibt?

7 Antworten

Diese kulturelle Homogenität bei anderen Völkern stört mich auch immer sehr. Maximal gibt es noch eine zweite Gruppe, die irgendwie anders ist, aber auch dann besteht die Handlung meist darin, dass beide Gruppen wieder vereint werden, indem ein irgendwie gearteter Konflikt gelöst wird.

Wahrscheinlich kann man diesen kulturellen Einheitsbrei auch SciFi-mäßig erklären, aber meines Erachtens ist das im Storytelling begründet.

Indem man einzelne Kulturen einzelnen Planeten zuordnet, bleibt die Vielfalt überschaubar. Niemand könnte ernsthaft eine Geschichte in 45 oder 120 Minuten erzählen, in der 75 verschiedee klingonische Kulturen auftauchen.

Den großen Kulturen hingegen werden bestimmte Eigenschaften zugeordnet, an denen sich die menschliche Kultur spiegelt und wodurch sie reflektiert werden kann. Die anderen Kulturen müssen also weitgehend eindimensional sein, damit der Zuschauer in diesen bestimmte Aspekte der eigenen Kultur entdecken und verarbeiten kann, dadurch Zugang zu der erzählten Geschichte findet - und bestenfalls noch über sich nachdenkt.

Übrigens sehe ich darin ganz persönlich auch ein gewisses Rassismus- bzw. Kolonialismus-Problem: Denn diese Darstellungen von ganzen Planetenbevölkerungen durch eine einheitliche Kultur, ja, sogar durch einheitliche Persönlichkeitsmerkmale und Verhaltensweisen, bestärkt die Sichtweise, dass "die Anderen" immer alle gleich sind. Das aber nur am Rande.

Beste Grüße!

  • Zum einen gehen wohl die meisten Autoren davon aus, dass die Entwicklung einer interstellaren Raumfahrt bei einer Spezies auch mit einer politischen Einigung einhergeht, die dann eben eine einheitliche (Haupt-) Sprache zur Folge hat.
  • Zweitens gibt es ganz wenige Autoren, die sich die Mühe machen, fremde Spezies wirklich konsequent und detailliert auszuarbeiten. Meistens bleibt es bei ein paar wenigen Besonderheiten. Man sieht ja generell wenig von der jeweiligen Kultur - ganz selten werden Künste, Sozialleben oder historische Entwicklungen berücksichtigt. Das Star Trek Universum bietet da ein paar löbliche Ausnahmen, aber da arbeiten auch unzählige Leute seit Jahrzehnten an der Ausstattung mit kulturellen Elementen (und dennoch mit vergleichsweise geringen Ergebnissen).
  • Wenn wir mal von Perry Rhodan* absehen, gibt es in den zeitlich und/oder räumlich "größten" Universen - Frank Herberts "Dune"-Universum und Isaac Asimovs "Foundation"-Universum - überhaupt keine Alien-Rassen. Allerdings fällt auch hier auf, dass trotz einer Zeitspanne von jeweils mehreren zehntausend Jahren und einer großen Zahl bewohnter Planeten keine nennenswerten Unterschiede in der Sprachentwicklung erwähnt werden; auch die verschiedenen Planetenbewohner scheinen sich alle mühelos zu verständigen und auch frühere Texte lesen zu können.

Die einzige bekanntere Welt, die mir einfällt, auf der es überhaupt echte Sprachunterschiede gibt, ist keine Sci Fi Welt, sondern gehört zur Fantasy: Frank Martins "Ice & Fire"-Welt.

*Das Perry Rhodan Universum ist wohl hinsichtlich der Zahl der Alienkulturen das reichhaltigste, das es gibt - und selbst hier finden wir nur kulturell homogene und ahistorische Darstellungen der verschiedenen Spezies.

Dein Gedanke ist berechtigt, aber es geht hier wohl um die Vereinfachung. Manche Star-Trek-Fans haben Klingonisch gelernt und sie wären enttäuscht, wenn die Klingonen dann noch eine andere Sprache sprechen.

Es würde die Handlung selten voranbringen, wenn man in diesem Punkt realistisch wäre.

Bei Tolkien findest du aber im Fantasy-Bereich eine anspruchsvolle Sprachsituation im "Herrn der Ringe". Die Elben sprechen Quenya als erhabene alte Sprache und im Alltag meist Sindarin, aber mit unterschiedlichen Abstufungen und Dialekten. Die Orks unterschiedlicher Gegenden verstehen ihre Sprachen untereinander nicht. Am ehesten sprechen sie dazu Westron, wie viele der Menschen, aber auf eine rauhe Art. Manche können noch die Schwarze Sprache ihres Meisters, die sich aber nicht durchgesetzt hat.

Der Autor hat sich da echt Mühe gegeben, aber in der Science-Fiction kenne ich nichts Vergleichbares.

Du kannst natürlich in einer Star Trek-Folge 83 verschiedene Kulturen mit 136 verschiedenen Sprachen und Dialekten vorstellen. Aber dann sind die 45 Minuten um und du hattest noch keine Handlung. Auch irgendwie langweilig.

In der realen Welt haben wir aktuell aber auch nur einen Planeten...

Sci-Fi versetzt diese Tatsache halt einfach nur auf die nächste Ebene: die Galaxie. Da hat halt jede Nation ihren eigenen Raum.

Hier auf der Erde haben wir verschiedene Sprachen und Kulturen. Das wird sich nicht ändern wenn wir das Universum erobern...

Außerdem gibt es durchaus Hinweise darauf, daß es eben innerhalb einer Spezies mehrere Kulturen gibt. Bei Star Trek fallen mir da die Vulkanier und Romulaner als erstes ein: beide sind im Grunde nur eine Spezies, haben sich aber in vielerlei Hinsicht auseinandergelebt/entwickelt... Die Romulaner scheinen manchmal eine Mischung aus Vulkaniern und Klingonen zu sein. 🤡

Auch bei Stargate gibt es sowas. Die Antiker und Ori sind ja auch garnicht so unterschiedlich von ihrer rein existentiellen Form her. Nur ihre Philosophie ist halt recht gegensätzlich...

Wir haben hier in Deutschland auch viele Dialekte. Aber eben nur eine Amtssprache. Und die wird auch gegenüber Fremdsprachlern verwendet. Bei Star Trek übernimmt diese Funktion der Universal-Translater. Durch den verstehen sich die Leute der Föderation auch mit neu entdeckten Völkern einwandfrei. Könnte durchaus daran liegen weil alle Sprachen gewisse Muster aufweisen durch die man sie auf einen gemeinsamen Ursprung zurückführen kann. Wer Italienisch gelernt hat kann auch recht gut spanisch verstehen und so... Ist sicher bei klingonisch und vulkanisch auch nicht großartig anders... 😉

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