Schwarze Schaf der Familie?

4 Antworten

Wie geht ihr damit um und wann habt ihr das realisiert?

Ich war doppelt das schwarze Schaf. Einmal direkt mit dem gesamt Part der Familie und einmal alleine. Was war passiert?

Als ich das erste mal das Schwarze Schaf war, da betraf es die gesamte Familie. Also meine Eltern, mich und meinen Bruder vor der gesamten restlichen Familie. Wir waren arm. Mein Bruder kam behindert auf die Welt und Mutter konnte nicht mehr arbeiten danach. In den 80ger Jahren gabs recht wenig Kitas für behinderte Kids und in unserem Landkreis gabs keine. Also blieb Muttern daheim. Über uns wurde getuschelt. Dann haben wir gebaut. Alles war OK. Schwiegereltern waren am Bau beteiligt. Man war wieder wer und Vater arbeitete gut und das Geld floss. Alles bestens. Dann starben meine Großeltern im Zeitraum von 4 Wochen. Die Oma ging vor, der Opa folgte aus Einsamkeit. 2 Gelder fehlten. Vater konnte das noch allein Wuppen. Aber es wurde wieder getuschelt. Und dann kam der Obergau. Unfall auf einer Baustelle, Vater Arbeitsunfähig. Was folgte war Zwangsversteigerung des Hauses. Die Nachbarn tuschelten, auf uns wurde mit dem Finger gezeigt. Im Ort galten wir als die Asozialen, mit denen man sich nicht abgibt. Der Rest meiner Familie fand das nicht gut, denn wir färbten auch auf deren ruf ab und das ging gar nicht. Tante 1 war vorstand in einer Bank, Tante 2 arbeitet auf der Krichengemeinde, Onkel 1 hatte einen Betrieb und Onkel 2 arbeitet für eine Möbelfirma. Nun zogen wir den Ruf der gesamten Familie runter dadurch das wir alles verloren. Wir wurden von da an wie Dreck behandelt. Man wurde zwar eingeladen zu Familienfeiern wie Ostern und Weihnachten. Aber Gesprächsthemen warn immer neue Autos, lange Urlaubsreisen und wie die ach so tollen Cousins und Cousinen doch aufs Privatgymnasium gehen konnten und eine 1 nach der andern nach Hause brachten, während unsereins die Klasse wiederholen musste weil die Eltern bis zu den Halbjahreszeugnissen die Bücher nicht kaufen konnten. Da waren wir das erste mal das schwarze Schaf.

Das zweite mal betraf es nur mich, weil ich es gewagt hatte aus der Kirche zu gehen. Ich trat aus, weil ich eine Zeit lang bei den Zeugen Jehovas mitgelaufen bin. Das war dann der zweite Oberhammer. Zumal meine Tante auf der Gemeinde arbeitete als Sekretärin. Der Glaube gehörte zum guten Ton, zumindest der Schein des Glaubens. Oder wie ich es nenne Scheinheilig. Du musstes dich taufen lassen, du musstest eine Konfirmation über dich ergehen lassen, weil das von der Familie verlangt wurde. Dorf halt. Es gehörte zum guten Ton das man das mitmachte. Die Nachbarn könnten reden wenn nun eins der Kids nicht getauft oder konfirmiert ist. Und es spielte keine Rolle ob man gläubig war. Du konntest in 10 Jahren einmal in die Kirche gehen, oder in einem Jahr 10 mal. Das war egal. Das waren U-Boot Christen. An Weihnachten und Ostern wurden Pelz und Klunker vorgeführt und dann war der Spuk wieder vorbei. Pflicht erfüllt. Und da komme ich daher und trete aus. Heidewitzka Herr Kapitän. Ich wurde geschnitten, mit mir wurde nimmer geredet. Ich war zwar geduldet auf Familienfeiern, aber das wars dann auch schon. Ich musste ja eingeladen werden, immerhin gehörte das zum Guten Ton. Wehe die Nachbarn sahen alle Autos, nur meins nicht an wichtigen Feiertagen. Da war die Hölle los.

Aber als ich halb tot im Krankenhaus lag. Da hat sich nicht einer gemeldet. Und als ich meinen Vater zu Grabe getragen habe, da war auch keiner da. Weder tröstend, noch finanziell, noch helfend was die Wohnungsauflösung betraf. Da war der gute Ton dann auch egal.

Ich habe gelernt damit zu leben. Es lohnt sich nicht, sich deswegen aufzuregen. Ich mache meinen Kram wie ich ihn immer mache. Ich ziehe ihn Straight durch. Und ich erreiche meine Ziele. Was man von meinen Einser Cousinen nicht sagen kann, die heute im Hartz 4 rumdümpeln, von denen die eine auch ein behindertes Kind auf die Welt brachte. Tja, nun bekommen sie ihre eigene Kost zu spüren.

Mach dir nicht so den Kopf. Versuche alles bestmöglich durchzuziehen so gut es geht. Es wird die Zeit kommen, da hast du aus dieser Situation gelernt. Und du wirst nicht vergessen. Irgendwann kommen sie auf dich zu und dann sitzt du am Hebel und kannst denen einen Spiegel vor die hässliche Fratze halten. Wirst sehen. Das dauert zwar, aber du lernst aus dieser Situation fürs Leben.


Ichfragemalhier 
Fragesteller
 02.08.2022, 00:54

Sehr krasse und interessante Story… das hat mich echt zum nachdenken angeregt..

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Ja kenn ich. Ich hab einfach irgendwann nur noch gemacht was ich wollte, bin mit 18 ausgezogen und hab mich erstmal je nach Familienmitglied Monate bis Jahre nicht gemeldet. Manche sind dann auf mich zugekommen und haben sich entschuldigt und andere sehen bis heute nichts ein und sehen mich deshalb seit Jahren nicht. Im Endeffekt einfach Menschen aussortieren die einem nicht gut tun, kackegal ob man verwandt ist oder nicht.

Ja, das kenne ich auch! - Habe mich viel mit psychologischen Fragestellungen beschäftigt und irgendwann erkannt, dass ich eine bedeutend größere Lebensleistung erbracht habe, als mein ständig von den Eltern protektionierter Bruder! Überdies denke ich, dass er trotz ständiger Bevorzugung ein ziemlich armes Schwein ist, weil er noch nie eine Beziehung hatte - und letzten Endes auch keine Kinder hat! Von daher kann ich mittlerweile ganz gut damit leben, dass mir niemand Beachtung schenkt, während man ihm, wo immer er aufschlägt, einen roten Teppich ausrollt!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

son wenig schon, weil ich einfach nicht studieren wollte.

ICH BIN NICHT REBEKKA!

Meine Eltern wollten mich eben immer mit ihr vergleichen. eines der ergebnisse: sie hat fürs Studium ein Auto geschenkt bekommen. ich musste meines selbst kaufen.

und NEIN! ich habe das meinen Eltern verziehen