Schule für Bildung nicht Erziehung?

4 Antworten

Viele Eltern erwarten von der Schule und u. A. auch dem Kindergarten, dass die Einrichtungen die versäumte Erziehung wieder wetmachen. Die Kinder können sich zuhause benehmen wie sie lieb und lustig sind und in der Schule wird gehorsam abverlangt.

Ich gebe der Aussage "Schule ist für Bildung, nicht für Erziehung!" recht, da es tatsächlich so ist. Man geht zur Schule um Deutsch oder Mathe zu lernen und nicht um Sozialverhalten beigebracht zu bekommen, das gewisse inkompetente Erwachsene ihren Kindern einfach nicht beibringen, da es auch eine gewisse Anstrengung erfordert. Klar, in einer Klasse ist eine Änderung im Sozialverhalten (sowohl zum Guten, wie auch zum Schlechten) praktisch unvermeidbar, aber für ein vernünftiges Zusammenleben müssen eben gewisse Grundsteine gelegt sein, von denen die meisten Eltern heutzutage erwarten, dass diese in der Schule gelegt werden, obwohl dies ihre eigene Aufgabe ist.

DerJoergi  13.12.2019, 11:19

Da du die Eltern aber nicht ändern kannst musst du zwangsläufig die Schule ändern und diese auch als Erziehungsinstanz begreifen. Tut man dies nicht sind die Leidtragenden ja nur die Schüler aus den sozial schwachen Familien und diese fallen ja jetzt schon viel zu häufig durchs deutsche Bildungssystem.

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Hacker48  13.12.2019, 11:24
@DerJoergi

Und die Lehrer.

Und doch, auf die Eltern könnte durchaus mehr Druck ausgeübt werden.

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DerJoergi  13.12.2019, 11:32
@DerJoergi

Warte immer noch auf eine Erklärung! Du hast da als Schule bzw. Staat nämlich einfach überhaupt keine Handhabe.

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Nudelkeksdose  13.12.2019, 11:49
@DerJoergi

Ich würde unter Umständen sowas wie einen verpflichtenden Erziehungsführerschein einführen für alle Eltern. Es betrifft ja nicht nur die sozial Schwachen, sondern auch Kinder aus "normalen" Familien verhalten sich zunehmend asozial.

Ich bleibe trotzdem dabei, dass Erziehung nicht die Aufgabe eines Lehrers ist. Lehrer sind dazu da, Schülern was beizubringen und nicht, um denen beizubringen, was genau richtig und falsch ist, was man machen sollte und was nicht... Genauso wenig wie allgemeine Höflichkeitsformeln, die heute auch kaum einer im jungen Alter beherrscht. Würde man sich mit sowas im Schuljahr die ganze Zeit aufhalten, würde der Unterricht drunter leiden.

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DerJoergi  13.12.2019, 11:56
@Nudelkeksdose

Und wenn die Eltern keinen Erziehungsfrührerschein absolvieren? Steckst du dann deren Kinder ins Heim und verbietest den Bürgern Kinder zu bekommen? Wahrscheinlich stünde da schon einfach das Grundgesetz im Weg. Ich wünsche mir ja auch mehr erziehungsfähige Eltern oder auch eine Schule die sich auf Lernen fokussieren kann. So ein rumreiten auf Prinzipien bringt die betroffenen Schüler aber nicht weiter. Man muss einfach sehen, dass es da ein riesiges Problem gibt und dieses nur gelöst werden kann, wenn man die sozialen Kompetenzen der Schüler auch in der Schule besser fördert.

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Nudelkeksdose  13.12.2019, 12:04
@DerJoergi

Das ist aber allein schon problematisch, weil man in der Schule schon fast nichts mehr am Sozialverhalten ändern kann. Kinder schauen sich nunmal etxrem viel von ihren Eltern ab und wenn diese nicht ganz richtig frisch sind, dann wird das ne echte Mammutaufgabe, für die Lehrer einfach nicht ausreichen.

Meine Mutter ist Erzieherin und selbst die sagt, dass das, was sich Kinder von zuhause abgucken, in manchen festsitzt wie Beton. Da kann man sich Mühe ohne Ende geben und es bringt nichts, weil die Kinder zuhause direkt wieder das Gegenteil durchleben, was sie im Kindergarten beigebracht bekommen.

Mir ist klar, dass ein Erziehungsführerschein keine wirkliche Lösung ist, aber viele setzten sich nicht mit dem Thema auseinander, bevor sie Kinderkriegen und das wäre vielleicht mal ein Anfang. Es hilft aber auch nichts, wenn Eltern einfach keine Lust auf ihre Kinder haben. Da kann man machen, was man will.

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DerJoergi  13.12.2019, 12:14
@Nudelkeksdose

Im Grundsatz liegen wir ja glaube ich garnicht so weit auseinander. Ich finde auch den Erziehungsführerschein nicht schlecht und würde den Bezug von Kindergeld an diesen knüpfen, was eben auch rechtlich umsetzbar wäre. Ich habe nur so provokant gefragt, da ein solcher Führerschein eben auch nicht wirklich das Problem löst. Ich bin selber Sozialarbeiter in der Jugendhilfe und stimme auch zu, dass das Sozialverhalten maßgeblich im Elternhaus geprägt wird. Und in der Tat haben viele Eltern kein Bock auf ihre Kinder. Man muss aber sehen, dass in nahezu allen westlichen Ländern Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen bessere Schulabschlüsse und Berufsqualifikationen erwerben wie in Deutschland. Es würde jetzt zu weit führen da jeden einzelnen Punkt auszuführen, aber ein anders gestaltets Schulsystem könnte da auch bei uns erheblich mehr leisten und solchen Schülern mehr Möglichkeiten bieten. Aber alle wird man damit natürlich auch nicht auffangen, dass ist mir vollkommen klar.

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ArnoldBentheim  13.12.2019, 12:45
@DerJoergi
Da du die Eltern aber nicht ändern kannst musst du zwangsläufig die Schule ändern und diese auch als Erziehungsinstanz begreifen.

Bittesehr. Dann muss aber auch das grundgesetzlich garantierte Elternrecht deutlich eingeschränkt werden, damit die Schule rechtssicher die Aufgaben der Eltern übernehmen kann.

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Nudelkeksdose  13.12.2019, 14:10
@DerJoergi

Das mit dem Schulsystem ist u. U. schon richtig, wenn man bedenkt, dass Zuhause sowieso nichts passiert. Schadensbegrenzung würde ich das jetzt nennen. Aber in wieweit müsste man das den revulotionieren? Ich finde nämlich nicht, dass z. B. Gesamtschulen wirklich hilfreich sind, bzw. hab ich da erlebt, dass die, die noch einigermaßen "normal" waren, komplett vom Weg abgekommen sind...

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Ich würde sagen es wäre schön, wenn man das so klar abgrenzen könnte. In Zeiten von steigenden Jugendhilfezahlen und auch einer Zunahme von Helikoptereltern werden Erziehungsdefizite der Kinder und Jugendlichen doch automatisch in die Schulen getragen und Schüler verbringen heutzutage ja auch noch mehr Zeit in der Schule. Insofern ist Schule zwangsläufig mit Erziehungsaufgaben konfrontiert, auch wenn die Lehrer dafür immer noch nicht ausreichend ausgebildet werden. Aber wie soll ein Lehrer z.B. unterrichten, wenn Schüler nicht pünktlich sind oder im Klassenzimmer ein Geräuschpegel wie im Hallenbad herrscht? Dann muss er klar erziehend auf die Schüler einwirken.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Sozialarbeiter / städtischer Kita-Bereichsleiter
Menuett  13.12.2019, 11:15

Der Geräuschpegel liegt aber auch oft so hoch, weil die Gebäude falsch konzipiert sind.

Auf einem hiesigen Gymnasium kann es z.B. gar nicht ruhig sein. Da schallt jede Bewegung von den hohen Wänden. Das Atmen kann man ihnen auch nicht verbieten. Und bei Gruppenarbeiten muss dann auch noch gesprochen werden....

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DerJoergi  13.12.2019, 11:16
@Menuett

Das war ja auch nur eines von vielen Beispielen- es geht mir eher darum, dass viele Kinder überhaupt nicht mehr aufmerksam und konzentriert arbeiten können.

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Menuett  13.12.2019, 11:20
@DerJoergi

Was eben zu großen Teilen daran liegt, dass die Räume ungeeignet sind.

Wir haben hier z.B. eine Montessori Grundschule - nicht privat, sondern öffentlich, eine städtische Schule. Im sozialen Brennpunkt.

Die haben damit nur sehr wenig Probleme damit, dass die Kinder angeblich so unaufmerksam und so unkonzentriert sind.

Das liegt nicht an den Kindern oder den falsch erziehenden Eltern - das liegt an den Lehrern, die sich einfach nicht kindgerecht verhalten.

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Hacker48  13.12.2019, 11:23
@Menuett

Etwas linearer Erklärungsansatz, meinst du nicht? Die Eltern, die ihre Kinder auf eine Montesori GS schicken, haben sich diese bewusst ausgesucht und sich Gedanken gemacht. Deshalb ist es an solchen spezialisierten Schulen auch meistens besser.

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Menuett  13.12.2019, 11:26
@Hacker48

Genau deswegen habe ich geschrieben, dass es eine öffentliche Schule im sozialen Brennpunkt ist.

Die Kinder aus dem Umkreis müssen auf diese Schule gehen.

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DerJoergi  13.12.2019, 11:28
@Menuett

Das mit den ungeeigneten Räumen kenne ich auch . Die Probleme sind eben vielfältig, halte auch in der Tat viele Lehrer für schlecht aber alle Schuld kann man auf diese auch nicht abwälzen. Und Montessori Schulen ziehen ein ganz anderes Klientel an, die haben im Schnitt nicht so viele Schüler aus sozial schwachen Familien. Den Vergleich finde ich entsprechend nicht passend und generell halte ich, von ein paar Dingen abgesehen, auch überhaupt nix von Montessori Schulen, mit denen ich mich beruflich schon intensiv befasst habe.

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Menuett  13.12.2019, 11:31
@DerJoergi

Lies noch mal.

Kinder, die nicht im Einzugsbereich dieser Grundschule liegen, dürfen nur dann aufgenommen werden, wenn noch Plätze frei sind.

Das kann mal der Fall sein.

Der Großteil der Schüler rekrutiert sich aus dem Umfeld. Lass dann noch 1-3 Kinder pro Klasse aus anderen Orten dabei sein.

Da sind fast nur Schüler aus sozial schwachen Familien.

Warum hältst Du nix von Montessori?

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DerJoergi  13.12.2019, 11:42
@Menuett

Das nur Kinder aus dem Einzugsbereich aufgenommen werden finde ich gut- aus meiner Region kenne ich es nur so, dass wir hier ein ganz anderes Klientel auf solchen Schulen haben, bin ziemlich oft an einem Montessori-Gymnasium. Warum ich von den Schulen nix halte kann ich leider nicht mal eben kurz zusammen fassen, grundsätzlich klingt das Konzept ja erstmal gut, im Detail erscheint mir aber vieles fragwürdig.

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Menuett  13.12.2019, 11:47
@DerJoergi

Hm, meine ersten drei Kinder haben auf einer Montessori ihr Abi gemacht.

Man hat auch mal Lehrer mit einem Spleen, aber nicht solche Deppen, wie auf einer öffentlichen Schule.

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ArnoldBentheim  13.12.2019, 12:49
Insofern ist Schule zwangsläufig mit Erziehungsaufgaben konfrontiert, auch wenn die Lehrer dafür immer noch nicht ausreichend ausgebildet werden.

Wer bildet eigentlich die Eltern aus, um ihren Erziehungsaufgaben gerecht zu werden? Dass Lehrer ausgebildet werden müssen, um Kinder zu erziehen, erschließt sich mir daher nicht. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass viele Lehrer selbst Eltern sind. Kindererziehung in der Schule kann nur funktionieren, wenn die Lehrer das Recht erhalten, in das grundgesetzlich garantierte Elternrecht einzugreifen.

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Davon halte ich nichts.

Wer sich einbildet, er könne stundenlang mit Kindern und Jugendlichen zusammen sein ohne erziehend einzugreifen - der hat an einer Schule nichts verloren.

Man kann Kinder und Jugendliche nicht derart dressieren, dass das nicht mehr notwendig ist. Zumindest nicht, ohne ihnen dabei zu schaden.

Es scheint häufiger der Fall zu sein, dass die Kinder die in den Unterricht kommen kaum bis gar keine Erziehung genossen haben. Sie sind laut, unhöflich, arbeiten nicht an ihren Aufgaben usw...

Es gibt wohl Eltern die von den Lehrern erwarten, dass diese auch noch daran arbeiten zusätzlich zu dem Stoff den sie vermitteln sollen.

Allerdings ist die Erziehung z.B Bitte und Danke sagen oder auch einfach Still sitzen und zuhören eine Sache die, die Eltern ihren Kindern beibringen müssen und nicht Aufgabe der Lehrer die für ihren Stoff sowieso schon zu wenig Zeit haben