Psychologie – Was steckt da dahinter?
Ich habe nun schon dreimal mit unterschiedlichen Personen folgende Situation erlebt:
Jemand lernt eine "FTM" Transperson kennen, erkennt diese aber nicht als trans, und spricht die Person in der Runde folglich wie jeden anderen Mann als "männlich", also dem von der Transperson gewünschten Geschlecht an.
z.B. Person mit Bart, kurzen Haaren und Tattoos = eindeutig männlich -> Also Ansprache mit "ER"
Sobald derjenige dann erfährt, dass es sich um eine Transperson handelt, kommt plötzlich Unsicherheit bei der Ansprache und es wird sich oft versprochen mit "SIE" oder "SIE...äh ER" oder "ER/SIE".
Warum ist das so? Böse Absicht ist es nämlich definitiv nicht, den Leuten tut es dann furchtbar leid, wenn sie sich plötzlich versprechen.
Und wäre es da für FTM Transpersonen, die man nicht mehr als trans erkennen kann, nicht besser, garnicht erst zu erwähnen, dass sie trans sind?
5 Antworten
Das ist einer der Gründe, warum ich niemandem mehr von der Transition erzähle.
Ich vermute mal es liegt daran, dass viele diese Info als zu wichtig empfinden. Sei es aus Neugierde oder wirklich aus Unwissenheit. Teilweise ist man dann in den Köpfen der Leute nicht mehr die Person, sondern die trans Person. Als wäre es ein besonders kennzeichnendes Attribut. Und daher kommt dann vermutlich auch dieser Switch in der Sprache.
Ansprache mit "er"? So etwas wie "setze er sich" vielleicht?
Es könnte durchaus aber auch für eine Person unangenehm sein, wenn sie Mann oder Frau ist und sie jemand für "Trans" hält.
Ansprache mit "er" ist vielleicht der falsche Ausdruck. Ich meinte wenn man im Gespräch dritte Person nutzt, z.B. wenn im Lokal ein Kellner fragt "Wer von euch bekommt den Kaffee?" "Er bekommt den Kaffee."
Sobald derjenige dann erfährt, dass es sich um eine Transperson handelt, kommt plötzlich Unsicherheit bei der Ansprache und es wird sich oft versprochen mit "SIE" oder "SIE...äh ER" oder "ER/SIE".
Beachte das "und".
Warum Unsicherheiten auftreten ist klar. Nach erhalten dieser Informationen schiessen einem nicht betroffenen 1000de von Fragen durch den Kopf bis hin zu sofortiges Zweifeln ob man sich unter den Vorraussetzungen etwas mit der Person noch etwas vorstellen kann oder nicht.
Gar nicht erwähnen dass sie Trans sind finde ich schwierig. Stell dir vor, eine Transperson fährt diese Taktik, geht eine Beziehung ein und der Partner erfährt dann Jahre später dass er mit einer Transperson zusammen ist. Schon wegen Kinderthema, das sich irgendwann in einer Beziehung ergibt, finde ich dieses Thema wahnsinnig schwierig zu verschweigen.
Es ist ein Detail das in einer Beziehung ein wahnsinniges Stadium an Vertrauen erreicht sein muss, damit an dem Verschweigen die Beziehung nicht zerbricht.
Ich finde das eben schwierig zu verschweigen und nicht früh wie möglich die Karten offen zu legen. Denn es ist wie eine Lüge auf das man aufbaut und wie ein Kartenhaus zusammenfallen wird und am Ende bleibt ein Trümmerhaufen.
Ja, in einer Beziehung muss man das natürlich mal erwähnen, aber so wie es in unserem Fall war, dass man alte Schulkollegen in der Stadt trifft und diese Person Teil der Freundesgruppe ist, oder dass es sich um eine spontane Bekanntschaft beim Kartenspielen im Lokal handelt. Da wäre es eigentlich (noch) garnicht so essenziell zu wissen, dass derjenige trans ist.
Nö, muss man nicht. Man erzählt denen oft auch nichts von seiner Sexualität oder seinem Beziehungsstatus oder seinen gesundheitlichen Belangen. Aber so bald es in Richtung Datingbereich und Intimität geht, finde ich es wichtig fair und aufrichtig zu sein.
Es gibt ja die Diskussion um die Geschlechter generell.
Kann sein, manche Menschen wollen die Geschlechter lieber fix haben und sind der Ansicht, das ein Geschlecht nicht gewechselt werden kann.
Oder, sie werden von dieser Idee etwas beeinflusst.
Was Du als Transperson erwähnen willst, musst Du selbst wissen. Das kann Dir keiner vorschreiben. Wenn man sich selbst radikal verändert, sollte man auch dazu stehen. Sonst macht die ganze Aktion ja keinen Sinn.
Wir sind noch nicht so weit, Menschen eben als Menschen zu erkennen. Hier muss es in den Köpfen immer noch zwingend Mann oder Frau sein. Was dazwischen gibt es - noch - nicht. Und dann meinen diese Menschen, die das Geschlecht nicht richtig identifziert haben, sich entschuldigen zu müssen. Leider.
Aber wir sind auf dem Weg. Es gibt immerhin m/w/d: D für "divers". Wir sind in der Politik schon einen Schritt weiter.
Ich stimme zu, nur geht es in der Frage ja nicht um Menschen, die das Geschlecht nicht richtig identifizieren können. Es geht um Menschen, die einen Transmann bereits "richtig" und "wie gewünscht" als solchen identifiziert haben, die dann aber wieder zurückrudern und ihn wieder falsch ansprechen, sobald sie wissen, dass er trans ist. So als wäre das Wissen, dass ein Mensch trans ist stärker, als der erste optische Eindruck, was mich doch sehr wundert. Denn eigentlich heißt es, der erste Eindruck zählt.
Befrag diesen Menschen dazu, warum er/sie so reagiert! Dann hast Du Deine Antwort.
Wir sind in der Politik schon einen Schritt weiter.
Ich würde es eher als einen Schritt zurück bezeichnen.
... aber Du bist gläubig und lehnst deshalb LGBTQ ab. - Also lassen wir diese Unterhaltung lieber!
Ja ich bin gläubig. Nein, ich lehne keine Schwulen ab.
Ja, Homosexualität ausleben ist eine Sünde.
Und nein, ich halte mich selbst nicht für sündlos. Ich bezeichne nur nicht Sünde als etwas völlig normales und dass es okay wäre. Das ist ein kleiner, aber „feiner“ unterschied
Steht da nicht.